Andrey Kaydanovskiy bei der Probe.

Zwei Seiten einer Medaille zeigt die Volksoper, indem zwei im selben Jahr entstandene Werke Peter I. Tschaikowskys ineinander verwoben werden. Die Oper „Jolanthe“ und das Ballett „Der Nussknacker“, auch am selben Abend, dem 18. Dezember 1892, allerdings hintereinander, im Mariinski-Theater in St. Petersburg uraufgeführt. Volksopernintendantin Lotte de Beer inszeniert gemeinsam mit dem Choreografen Andrey Kaydanovskiy, Omer Meir Wellber dirigiert, das Publikum applaudiert begeistert.

Ditta Rudle
Oona Minoo tanzt mit dem Flügel.

Sie ist jung, sie ist ambitioniert, sie spielt Klavier, tanzt und komponiert. Auf ihren Dokumenten steht Una Wiplinger. Als multitalentierte Künstlerin nennt sie sich Oona Minoo. Im Porgy & Bess hat sie vor einer auserlesenen Schar von freundlich gesinntem Gästen einen Soloabend gewagt. Oona / Una allein mit dem schwarzen Flügel. Genregrenzen lässt sie nicht gelten, alle ihre Talente will sie in der knappen Stunde zeigen. Also drückt sie die Tasten, plaudert aus dem Leben und turnt mit dem Piano.

Ditta Rudle
Die Ahnengalerie als Hommage an die flämische Malerei

Mit seiner jüngsten Choreografie, „Vlaemsch (chez moi)“, denkt der bewunderte Künstler Sidi Larbi Cherkaoui über das Fremdsein im Geburtsland nach und überspringt jegliche Grenze. „Chez moi“ im Titel bedeutet „zu Hause“, „Vlaemsch“ ist ein altes Wort für flämisch. Im Pass von Cherkaoui steht „Belgien“, geboren ist er in Antwerpen, in seinem Herzen steht als Heimat wohl „Bühne, Tanz und Musik“.

Ditta Rudle
Noch sind die Wiesen grün, die Menschen voll Hoffnung.

Eröffnung der Tanzsaison 2022/23 in Linz mit der Premiere einer Inszenierung von Johannes Wieland, „Neuzeit“ genannt. Wieder einmal kann das Ensemble seine Qualität beweisen. Ob Schöntanz in Spitzenschuhen, anstrengende Akrobatik oder Tanztheater, wie Choreograf Wieland es verlangt, die 17 Tänzer:innen von Tanz Linz scheuen keine Anstrengung, sind geschmeidig, präzise und energiegeladen. Auf der großen Bühne des Linzer Musiktheaters nicht einfach. Auch wenn „Neuzeit“ eher verstörendes Tanztheater ist, der Jubel am Ende der Premiere  war ohrenbetäubend.

Ditta Rudle
"Yishun is burning", Tanz und Schamanismus.

Yishun is Burning“ nennt der Multimedia-Künstler Choy Ka Fai sein jüngstes Werk. Eigentlich ist es der zweite Teil eines Doppelabends aus der Serie „Cosmic Wander“, in der Ka Fai schamanische Tanzkulturen Asiens erforscht und Schaman:inen in seiner Heimat Singapur, in Taiwan, Indonesien und anderen Ländern interviewt. „Wander Double Bill“ besteht aus „The Third Prince“ und „Yishun is Burning“, ein kurzweiliger Abend, der im brut nordwest bejubelt und bejohlt worden ist.

Ditta Rudle
Das Ensemble mit Davide Dato und Sonia Dvořak im Vordergrund.

Zu Recht ist die Solotänzerin Ioanna Avraam nach ihrem Debüt als Tatjana in John Crankos so fein ziseliertem Ballett „Onegin“ nach dem Versroman „Eugen Onegin“ von Alexander Puschkin zur ersten Solotänzerin ernannt worden. Technisch auf höchstem Niveau kann sie auch in der Rolleninterpretation überzeugen. Eno Peçi , individuell als Onegin, Davide Dato, unnachahmlich als Lenski und Sonia Dvořak als Olga gehören ebenso zu diesem befriedigenden Abend wie das Corps de Ballet. Schade nur, dass sich der Publikumszustrom in Grenzen gehalten hat.  

Ditta Rudle