Künstler:innen produzieren Kunst. © Ciwan Veysel M. 3D-Grafik_Klimentina Li

Die irische Künstlerin Asher O`Gorman ist sowohl Tänzerin wie bildende Künstlerin. In ihrer neuen Kreation, „stroke all the colours out of the sky / streiche alle Farben vom Himmel“, gezeigt im brut, beschäftigt sie sich mit der Entstehung von Kunstwerken. „a portrayal of the artist’s process" zeigt genau das, was zu erwarten ist: Ton wird bearbeitet, mit Farbe wird gekleckert, Metall wird gebogen. Kunstproduktion ist auch oft Arbeit, manche lassen diese von anderen machen und ruhen ihren kreativen Kopf einstweilen aus. Bei Asher O'Gorman wird die Produktion von Werken zur Choreografie, schön, aber wenig aufschlussreich.

Ditta Rudle
Hugo Le Brigand in der magischen Performance „Mathieu“.

Ein Choreograf, der dichtet und rezitiert, ein/e Sound Designer/in, die/der auch mit Live-Musik die Aufmerksamkeit auf sich lenkt, und ein Tänzer, dem der Tanz aus den Venen, dem Herzen und der Leber springt – ein Trio mit berauschender Bühnenpräsenz. Sebastiano Sing drückt auf die Herzsaftpresse und zeigt mit Ernst Lima (*aquarius) und Hugo Le Brigand „Mathieu“, einen Abend voll Herzblut und Stimmenschmalz. Die Uraufführung der gefühlsüberschwemmten Performance fand im brut ´im Projektraum des WuK statt.

Ditta Rudle
Vier Körper, angetrieben von einer unbekannten Kraft.

Bizarre Figuren liegen auf dem weißen Boden, schwarz und bewegungslos, vier mal vier Gliedmaßen. Eine Käferkolonie könnte es sein, müde Marionetten oder auch Maschinen. Plötzlich das Zucken eines Beins, ein Impuls im Körper, ein Hochreißen eines der Tentakel, und schon ist wieder Ruhe. „Vis motrix“ nennt die Bonner Company CocoonDance unter der künstlerischen Leiterin und Choreografin Rafaële Giovanola das Stück für vier Tänzerinnen. Seit 2018 hält es sich im Repertoire der Company. Nachdem CocoonDance „vis motrix“ 2022 im Osterfestival Tirols gezeigt worden ist, sind die elektrisierenden 40 Minuten auch im Dschungel Wien zu sehen gewesen.

Ditta Rudle
Die Vierergruppe formiert sich musterhaft.

Marschmusik macht fröhlich, weckt die Lebensgeister, selbst wenn sie vom Generator erzeugt wird. Auch wenn nur vier Menschen versuchen in Tritt und Sprung, in Drehen und Winden synchron zu sein, dann entsteht eine gleich geformte Menge. Ob das erstrebenswert ist, müssen sich die jungen Zuschauer:innen von „Unisono“ selbst beantworten. Ausgedacht hat sich die Performance mit Musik, Text und Bewegung das Kollektiv makemake, gespielt wird im Studio des WuK für junge Menschen ab dem Schulalter.

Ditta Rudle
Akram Khan: „Giselle“. Das English National Ballet tanzt den indischen Kathak..

Akram Khan, weltberühmter Tänzer und Choreograf, hat mit dem English National Ballet das romantische Ballett „Giselle“ ins 21. Jahrhundert versetzt. Die Corona-Maßnahmen sind beendet, Tourneen und Gastspiele sind wieder möglich, das englische Ensemble zeigt im Festspielhaus Sankt Pölten das immer noch romantische Drama von Liebe und Verrat, Tarnung und Täuschung. Giselle lebt heute, ist kein naives Bauernmädchen mehr, sondern eine kämpferische Frau, leider arbeitslos, aber verliebt.

Ditta Rudle
Gebären und Sterben nicht negieren, sondern üben.

Passage – rehearsal for birthing and dying“ nennt Daphna Horenczyk eine Performance, in der fünf „Sterbliche“ über das Sterben, das Gebären und alles, was dazwischen sein könnte, nachdenken. Doch genau auf das Dazwischen hat man das Gefühl, Einfluss zu haben. Das Sterben und Geborenwerden kann ein Lebewesen kaum kontrollieren. Dennoch sollte niemand den Beginn und das unabwendbare Ende einfach negieren.

Ditta Rudle