Der Choreograf und die Tänzerin – zwei Porträts
Ein Sohn findet ein altes Fotoalbum seiner verstorbenen Mutter. Zeitungsausschnitte, Notizen, Briefe, Fotos, die Hinterlassenschaft einer Künstlerin. Martin Lobigs Mutter war eine Tänzerin, von ihren Eltern und Freund:innen „Bé“ genannt, für die Weltpresse war sie Beatrijs Vitringa, „der Star“. Ihr Sohn Martin erzählt aus ihrem Leben, das eng mit der Kompanie des deutschen Choreografen Kurt Jooss verbunden war. Für sein Buch „Das Tanzen bleibt“ blättert Martin Lobigs im „Album der Tänzerin Bé“, und verflicht ihr Leben mit der „Tournee der Ballets Jooss im Zweiten Weltkrieg“.
Adieu Patriarchat, Willkommen Feminismus
Feminismus! Da stellen sich bei manchen sofort die Haare auf und die Emotionen kochen hoch. Allerdings wird das Thema lieber am Wirtshaustisch diskutiert, anstatt Expertinnen und Experten zu Wort kommen zu lassen und diesen zuzuhören. Das hat die Regisseurin und Drehbuchautorin Katharina Mückstein veranlasst, sich mit dem akademischen Feminismus zu befassen und in einem Dokumentarfilm Expertinnen- und Experten-Wissen zu sammeln. „FEMINISM WTF“ ist ab 31. März im Kino zu sehen.
Den eigenen Augen ist nicht zu trauen
Unschärfe, wohin man schaut. Jan Machaceks Performance findet hinter drei Plastikvorhängen statt, die auch als Bildschirme funktionieren. Nicht nur Bilder, auch Texte sind darauf zu sehen. „Blind Spot Light“ nennt der Medienkünstler Machacek die spannende, auch verstörende Stunde im Projektraum des WuK. Die Frage, was unsere Augen wirklich sehen, ob wir genau schaue, oder uns mit den Schatten und der Unschärfe zufriedengeben, ist bei dieser sorgfältig erarbeiteten Vorstellung nicht zu verdrängen. Man ist fast gezwungen, hinzusehen.
Das ungehorsame Mädchen ist bald 250 Jahr alt
In der 82. Aufführung des von Frederick Ashton 1960 nach dem bekannten Libretto von Jean Dauberval choreografierten Balletts sind Kiyoka Hashimoto und Davide Dato als Lise und Colas stürmisch gefeiert worden. Auch dem Debütanten Javier González Cabrera wurde der Applaus nicht verweigert. Der Spanier ist seit der Spielzeit 2020/21 Mitglied im Corps de ballet des Wiener Staatsballetts.
Runter von der Bühne, raus aus dem Haus
Aug in Aug mit dem Publikum tanzen neun Tänzer:innen von Tanz Linz ein vierteiliges Stück, das von zwei Ensemblemitgliedern geschaffen worden ist. „Labo Traces“ heißt das neue Format, das die künstlerische Leiterin von Tanz Linz, Roma Janus, vorgeschlagen hat. Während sieben Tänzer:innen des 16köpfigen Ensembles im Musical beschäftigt sind, proben die übrigen ihr eigenes Stück. Hinako Taira und Yu-Teng Huang haben je zwei kurze Choreografien geschaffen, die nahtlos und verschränkt ineinander übergehen. Die Aufführungen finden im Probensaal statt, Publikum und Tänzer:innen begegnen einander hautnah.
Grete Wiesenthal inspiriert den aktuellen Tanz
Die Tänzerin Grete Wiesenthal (1885–1970) hat sich mit ihrer speziellen Tanzsprache von den Zwängen des klassischen Balletts befreit und im Walzertakt in die Glückseligkeit getanzt. „Glückselig. War gestern, oder? Eine Aneignung“ nennt die Tanzhistorikerin Andrea Amort ihr jüngstes Projekt, mit dem die Vergangenheit in die Gegenwart geholt wird. Im Vorfeld der kommenden Tanzpremiere im brut hat das Team um Amort und deren Verein Lebendiges Tanzarchiv Wien Einblicke in seine vielfältige Recherchearbeit zu Grete Wiesenthal, der Patin der Arbeit, gegeben.