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„Idol“, inklusives Tanzevent von Adrienn Hód

Die Company versammelt sich, um sich zu sammeln.

Das richtige Stück zur richtigen Zeit. Gelebte, getanzte Inklusion auf der Bühne des WuK. Die ungarische Tänzerin und Choreografin Adrienn Hód bringt Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten auf die Bühne und verzaubert das Publikum mit dem Tanzstück Idol.

Tanz muss nicht nach oben streben und gegen die Schwerkraft kämpfen.Hód hat mit ihrer Company Hodworks und dem kunstpädagogischen Programm ArtMenök Performerinnen mit und ohne Behinderung einen Raum geschaffen, in dem sich jede(r) gemäß den eigenen Fähigkeiten bewegt und sich akzeptiert und wohlfühlt. Idol nennt sie das inklusive Tanzstück, weil alle Performerinnen auf der Bühne einander Vorbild sind. Sie lernen voneinande durch aufmerksame Beobachtung, liebevolle Fürsorge, respektvolle Nähe und auch Fröhlichkeit und Witz in der Begegnung. Mit dem Rollstuhl sind die Tänzer beweglich, auf der Bühne und im Leben.
Fünf junge Männer, die auf den Rollstuhl angewiesen sind, junge Frauen mit kognitiven Behinderungen oder anderen Besonderheiten und die Tänzerinnen von Hodworks verschmelzen zu einer Einheit. Sie zeigen Mut und Kreativität und haben sich am Ende der Vorstellung ein gemeinsames Tanz- und Bewegungsvokabular angeeignet.
Im Scheinwerferlicht zu tanzen macht Freude. Dass die Regeln in der Gesellschaft und auf der Bühne neu geschrieben werden müssen, zeigt sich schon zu Beginn der Vorstellung: die 14 Performerinnen bilden einen Kreis, um gemeinsam ihre Muskeln zu lockern, die Arme zu schwingen, die Finger zu bewegen, sich bewusst zu werden, dass sie einen Körper haben, der Gefühle ausdrücken kann und mit den anderen kommunizieren. Einzeln stellen sich danach alle Tänzerinnen in einem improvisierten Solo vor. Zärtliche Berührungen zum sanften Adagio.Später wird im Duo und im Trio getanzt, Gruppen bilden waghalsig Figuren und Architekturen. Anfangs ist das Tempo der Musik adagio, bequem, behaglich heißt das auf Italienisch, und so bewegen sich auch die Tänzerinnen. Später wird der Ton lauter, härter, punkiger, agitato sagt das Musiklexikon, bewegt, erregt, ungestüm und natürlich auch appassionato, leidenschaftlich und ausdrucksvoll. Wie die Musik, so der Tanz, großartig, hinreißend, mitreißend. Jede mit jedem und alle miteiander: „Idol“
Wer befiehl, wer gehorcht? Die Positionen wechseln. Die Rollstuhlfahrer übernehmen das Kommando, schleifen die Tänzerinnen hinter sich her, drücken sie zu Boden, sausen mit dem Rollstuhl quer über die Bühne, reißen die sich frei bewegenden Tänzerinnen mit, verlassen den Rollstuhl und sind Tänzer und Tänzerinnen. Die gesamte Gruppe von 14 Performerinnen bewegt sich im gleichen Rhythmus in einer Choreografie, die Vorbild für den Alltag draußen, in der Gesellschaft, ungeschützten Raum sein könnte, sein sollte. Menschen, Menschen mit unterschiedlichen Talenten und unterschiedlichen Belastungen und Bedürfnissen. Adrienn Hód, Tänzerin und Choreografin, Gründerin der Company Hodworks. © tanecnimagazin.cz
Wie mutig das Unternehmen Hodworks / ArtMenök ist, ist zu ahnen, wenn man sich in Gedanken mit den Performerinnen und ihren Begleiterinnen auf die Reise macht. Budapest – Wien, eine Gruppe von Reisenden, die Hilfe benötigen, die möglicherweise die üblichen Regeln nicht kennengelernt haben. Und dann, in Wien. Schon die Suche nach barrierefreien Hotelzimmern ist ein Abenteuer. Nicht nur Adrienn Hód, die in Wien keine Unbekannte mehr ist und sämtlichen Mitwirkenden ist zu danken, sondern auch den Organisatorinnen im WuK / performing arts, die Idol zur Eröffnung der Saison 24 / 25 eingeladen haben.

Hodworks & ArtMenök: Idol, Gastspiel aus Ungarn, Performance, Tanz, 4. und 5. Oktober 2024, WuK performing arts.
Konzept und Choreografie: Adrienn Hód
Performerinnen: Márton Gláser, Ági Gyulavári, Imola Kacsó, Boglárka Karcza, Tamás Kerekes, Márk Marián, Andrea Mészöly, Levente Nagy, Anna Pakh, Panka Pataki, Henrietta Sudár, Kata Tóth, Károly Tóth, Ábel Vay
Lichtdesign: Kata Dézsi; Kostüme: Viktor Szeri;  Musik: Rozi Mákó
Leiterin des künstlerischen Programms von ArtMenök: Kata Kopeczny
Fotos: © Gergely Ofner