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„La Fille mal gardée“: Doppeltes Debüt

Elegante Talente: N. Mair, J. Feyferlik. © Wiener Staatsballett / Ashley Taylor

So fröhlich und festlich wie einen Kindergeburtstag haben die jungen Talente Natascha Mair und Jakob Feyferlik ihr Debüt im Ballett von Frederick Ashton „La Fille mal gardée“ gefeiert. Anfangs noch vorsichtig die Schritte setzend, konnten beide nach dem perfekt gelungenen „Fanny-Elßler-Pas de deux“ sichtlich entspannt, ihre Fähigkeiten voll entfalten.

So richtige Bauernkinder sind beide keine, nicht nur Mair, auch Jakob Feyferlik, der seit 2013 im Corps tanzt, sind zu apart und schmiegsam, um „die Tochter einer reichen Bäuerin“ und „einen jungen Bauern“ zu spielen. Doch sie tanzen so virtuos und locker, flink und elegant, anmutig und feingeschliffen, dass es ziemlich gleichgültig ist, wo dieses junge verliebte Paar zu Hause ist.  "La fille mal gardée": Feyferlik, Mair, Szabó. © Wiener Staatsballett / Ashley Taylor
Auf dem Weg zur Solistin. Natascha Mair steht nicht zum ersten Mal als Solistin auf der Bühne. Als Clara und liebreizender Amor im „Nussknacker“, Kronprinzessin Stephanie in „Mayerling“ hat sie bereits wichtige Rollen getanzt. Als Lise hat die Halbsolistin jetzt gezeigt, wie weit sie sich seit Abschluss der Ballettakademie und ihrem Engagement am Wiener Staatsballett (2011) entwickelt hat. Zierlich wie eine Porzellanpuppe, aber keineswegs so starr und unbeweglich, tanzt sie eine flinke, fröhliche Lise, die nichts anderes im Kopf hat, als ihren Colas. Natasche Mair debütiert als Lise. © Wiener Staatsballett / Ashley Taylor

Liebevoll unterstützt wird sie von Eno Peçi als Witwe Simone, Lises geldgieriger und tanzfreudigen Mutter. Peçi, der bereits für die nächsten Repertoirevorstellungen – John Crankos wundersamen „ Onegin“ – probt, ist in dieser letzten „Fille“-Vorstellung der Saison förmlich explodiert. Rutschend, fallend, steppend und keppelnd hat er sich als komische Figur schnell in die Herzen des Publikums getanzt.

Danseur noble ante portas. Klar, es gibt bei Mair und Feyferlik noch manche Schieflage und einige Unsauberkeit, doch das ist den tatsächlich sehr jungen Talenten nicht anzukreiden. Jakob Feyferlik debütiert als Colas. © Wiener Staatsballett / Ashley Taylor

Zeigte doch Feyferlik im Balanceakt mit zwei Weinflaschen vor dem Zwischenvorhang – das teils gemalte Bühnenbild und die reizvollen Kostüme hat Osbert Lancaster liebevoll und äußerst charmant gestaltet – und in den Pas de deux mit Partnerin Mair, dass in ihm ein wahrer Danseur noble heranwächst. Mair brillierte im Elßler-Pas de deux und wurde für ihren sicheren Spitzentanz (und –Stand) mit Jubelrufen bedankt. Mit Geschick konnte das Paar auch den Größenunterschied ausgleichen. Feyferlik ist ein schlanker Riese, Mair ein graziles Püppchen, dennoch ist es ihnen gelungen ein harmonisches Paar zu bilden.

Der Hahn mit Gefolge (Marian Furnica). © Wiener Staatsballett / Michael PoehnMein Ceterum censeo: Auch in dieser letzten Vorstellung erwiesen sich die Bewohner_innen des Hühnerhofs als echte Attraktion. Marian Furnica schlägt seine Federn mit nicht nachlassender Energie und zeigt der Bäuerin stolz, wer hier der Herr am Hof ist. Die hinter ihm gehorsam her trippelnden Hühner sollen auch einmal genannt werden: Sveva Gargiulo, Xhesika Gjonikaj, Alaia Rogers-Maman und Julia Tcaciuc sind seit Beginn der Aufführungsserie ein entzückendes Gefolge.
Richard Szabó ist ein routinierter Tänzer, doch der patscherte Alain ist nicht wirklich seine Rolle. Er tanzt den tumben Toren als mechanische Puppe, fröhliche Naivität und kindliche Ängstlichkeit fehlen. Auch Alain ist ja mit der ihm zugedachten Braut nicht wirklich glücklich. Nochmal das schöne Paar: Natascha Mair, Jakob Feyferlik in "La fille mal gardée". © Wiener Staatsballett / Ashley Taylor

Die festliche Stimmung, die diese (gesamt gesehen, letzte, doch für Mair und Feyferlik erste) Vorstellung geprägt hat, ist auch auf das Corps de Ballet (ergänzt durch Studierende der Ballettakademie) übergesprungen:
So engagiert und synchron sind mir die Damen und Herren noch keinmal erschienen.
Im Repertoire des Wiener Staatsballetts war diese persönliche Premiere die 72. Aufführung. Ausverkauft! Die Chancen für den 100er stehen gut.

„La fille mal gardée“, mit einem Rollendebüt von Natascha Mair (Lise) und Jakob Feyferlik (Colas), 20. Jänner 2016, Staatsoper. Letzte Vorstellung in dieser Saison.

Nächste Ballettvorstellung des Wiener Staatsballetts: „Onegin“ (Roman Lazik, Nina Poláková), 6. Februar, Staatsoper.