Zum Hauptinhalt springen

Eine zweite Chance für den tropischen Wald

Ein gelungenes Aufforstungsprojekt in Indien.

Mit live gemalten Bildern und akrobatischem Tanz erzählen Choreografin Elda Gallo, Tänzerin Shalev Anandi Rozin und die Malerin Luciana Bencivenga eine wahre Geschichte. Was europäische Kolonisten vom 18. bis ins 20. Jahrhundert durch den Kahlschlag des tropischen Trockenwaldes im Südosten von Indien zerstört haben, soll wieder aufgebaut werden. „A forest to grow people“ ist ein Lehrstück für Zuschauer:innen ab 10 Jahren.

Shalev Rozin tanzt den Wald. © Michael EisnerWenn Städte entstehen sollen, muss der Wald sterben. Das Gebiet um die Mitte des 20. Jahrhunderts gegründete Siedlung Auroville an der Koromandelküste war 200 Jahre trocken und leblos. Schon im 18. Jahrhundert haben Kolonist:innen begonnen den tropischen Trockenwald abzuholzen. Für den Versuch, ein Stück Natur zu retten, braucht man keinen Klebstoff, wichtiger sind guter Wille, Hilfsbereitschaft und der Hände Arbeit. Yorit und Aviram Rozin haben dies alles und die Idee, den verschwundenen Wald wieder entstehen lassen, damit auch die Vögel und Falter, die Reptilien und Insekten wieder ein Zuhause finden. Das Ehepaar Rozin hat 2003 „Sadhana Forest“ ins Leben gerufen, ein gemeinnütziges Projekt, das auf freiwilliger Hilfe aufgebaut ist. Mitten im wachsenden Wald ist ihre Tochter Shalev geboren. Sie will Tänzerin werden. Sanhana Forest wird erst gegründet. Noch ist alles dürr und trocken. © sandhanaforest.comMit Texten und den plastischen, schönen Aquarellen von Bencivenga und der heute 15-jährigen Shalev auf der Bühne wird die Geschichte des Waldes und auch des Aufwachsens des Mädchens erzählt. Nicht immer ist alles so glattgelaufen, Stürme und Gewitter machen der kleinen Shalev Angst. Doch nun kann sie zufrieden lächeln, 150.000 Bäume sind ein beachtlicher Wald, die ehemalige Wüste lebt. Heute ist im Sadhana Wald alles grün und frisch. © sadhanaforest.com Das Zusammenspiel von Tanz, Text und Malerei funktioniert bestens. Nur zu Beginn wird unnötigerweise über den Dialog zweier Mädchen, die die Vorgeschichte erklären, während Bencivenga die graue Seite der wachsenden Städte und die grüne des sterbenden Waldes malt, elektronischer Sound gelegt, gegen den die Stimmen ankämpfen müssen. Wozu? Doch die Didaktik steht im Zentrum der Aufführung, des wichtigen Themas wegen verbietet sich im Grunde jegliche Kritik. Shalev Rozin: Nicht nur mit beiden Beinen fest verwurzelt. © Michael EisnerDoch ist eine diskursive Nachbearbeitung mit den Schüler:innen sicher hilfreich. Das Gründerpaar des nachahmenswerten Projekts sitzt strahlend mitten unter dem Premierenpublikum, freut sich mit den jungen und erwachsenen Zuschauerinnen, dass Elda Gallo, die selbst den wieder erstandenen tropischen Trockenwald besucht hat, im Dschungel Theaterhaus davon mit Stimmen, Bildern und Bewegungen erzählt. Der Premierenjubel hat ihr recht gegeben.

Elda Gallo: „A forest to grow people“
Tanztheater mit Livezeichnung in englischer und deutscher Sprache.
Konzept, Choreografie: Elda Gallo; Kreation, Tanz, Stimme: Shalev Anandi Rozin; Livezeichnung, Animation: Luciana Bencivenga; Musikbearbeitung: Lorenzo Plantedosi; Texte: Shalev Anandi Rozin, Yorit Rozin, Richard Roy, Elda Gallo; Video, Übersetzung, O-Töne: Paul Moesho; Licht: Mirza Kebo.
Uraufführung: 1. Juni 2023, Aufführungen bis 7. Juni 2023 im Dschungel Wien.