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Ballettakademie feiert Marius Petipas Geburtstag

Señoritas y Señores in "Don Quixote". © Simon Kupferschmied

Allerorten wird heuer das Jubiläum von Marius Petipa, gern als Vater des klassischen Tanzes bezeichnet, gefeiert. Die Ballettakademie der Wiener Staatsoper tut es mit einer großen Gala an zwei Abenden im Museumsquartier. Nahezu alle Schüler_innen aller Altersstufen zeigten vor Publikum ihre Liebe zum Tanz. Die Begeisterung war abzusehen, waren es doch vornehmlich Verwandte, Bekannte und Freundinnen der Studierenden, die zur Bewunderung der Tanzbegeisterten Kinder und Teenager gekommen sind. Wenn aber die Kinder im Publikum nicht lediglich aus Geschwisterliebe anwesend waren, so können Ballettdirektor Manuel Legris und die Direktorin der Ballettakademie, Simone Noja-Nebyla, auf reichlich Nachwuchs hoffen.

Für Marius Petipa: Sylphiden im Walzertakt. Alle Bilder @ Simon KupferschmiedMarius Pepita, der Jebular, ist vor 200 Jahren, am 11. März in Marseille geboren. Schon mit sieben Jahren begann er unter Anleitung seines Vaters, des Ballettmeisters Jean Antoine Petipa, zu tanzen. Mit neun stand er zum ersten Mal auf der Bühne. Später setzte er seine Ballettausbildung bei Auguste Vestris fort, reist mit dem Vater bis in die USA und landet mit 29 Jahren in St. Petersburg. Er musste Spanien holterdiepolter verlassen, weil er mit der Tochter eines Marquis getändelt hatte, was deren Eltern nicht dulden wollten. Ein Glück für ihn, denn in Russland hatte er, ohne je die Landessprache richtig zu erlernen, die größten Erfolge. Er choreografierte und unterrichtete sowohl in St. Petersburg am Mariinski Theater als auch in Moskau am Bolschoi. 1871 wird er Direktor des kaiserlichen Theaters in St. Petersburg. Mit der Jahrhundertwende begann Petipas Stern zu sinken, das goldene Zeitalter des zaristischen Balletts ging zu Ende. Als Abschiedsgeschenkt hinterließ er das dreiaktige Ballett "Raymonda", wofür er den jungen Alexander Glasunow als Komponisten gewinnen konnte. Marius Petipa starb 1910 auf der Insel Krim.  Großer Auftritt in Petipas "Esmaralda", nach Victor Hugos Roman "Notre Dame de Paris", deutsch: "Der Glöckner von Notre Dame". Getanzt wird das Ballett nur noch in Russland. ein ballett, das nur noch in Russland aufgeführt wird.
Er ist bis heute nicht vergessen, hat er doch mehr als 60 Ballette geschaffen oder bearbeitet, wovon viele auch nach nahezu 200 Jahren zum fixen Bestandteil des Repertoires der Ballettcompagnien in aller Welt zählen. Allerdings verbrachte der Tanzmeister sein Leben nicht nur im Ballettsaal, auch im Schlafzimmer war er fleißig. Mit drei Frauen hat er neun Kinder, das jüngste, die Tochter Vera Mariusewitsch Petipa, ist 1961 gestorben.

Mit einem aus Solos, Pas de deux und Gruppentänzen abwechslungsreich gestalteten Programm gedachte die Ballettakademie mit Gästen aus der Hungarian Dance Academy des Meisters der klassischen Tanzkunst. Bekanntes und selten Aufgeführtes, von „Schwanensee“ über „Dornröschen“ und „Raymonda“ bis zu „Les Millions d’Arlequin“, „Esmeralda“ oder „Das bucklige Pferdchen“, wurde in Ausschnitten von den angehenden Tänzerinnen und Tänzern gezeigt. Ein anstrengender Abend für die Schüler_innen der Ballettakademie. Der Applaus hat sie samt den Lehrer_innen belohnt. Einziger Vermouthstropfen dieser zweieinhalb mitunter recht überraschenden Stunden war die Tonanlage in der Halle E des Museumsquartiers. Die hat lauter gerauscht und gequietscht als dem Tanzvergnügen auf und vor der Bühne zuträglich ist. Die Compagnie der Ballettakademie, mit Teilnehmer_innen von der ersten bis zur achten Klasse, ließ sich davon jedoch nicht irritieren und gab mit der Erinnerung an Marius Petipa auch einen Einblick in ihr Können. Die Ballettmeister_innen, darunter die beiden Staatsoperntänzer Mihail Sosnovschi und Wladimir Shishov, die die unterschiedlichen Stücke einstudiert hatten, ernteten im Publikum und (mit fröhlichem Hurra-Geschrei) im Kreis der Schüler_innen verdienten Applaus.

Ballettakademie des Wiener Staatoper: „200 Jahre Marius Petipa (1818–1910)“, Aufführungen im Museumsquartier am 7. und 8. April 2018.