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„La Fille mal gardée“: Davide Dato als neuer Colas

Natascha Mair, Davide Dato. © Wiener Staatsballett / Ashley Taylor

In der 75. Aufführung des Balletts „La Fille mal gardée“ von Frederick Ashton debütierte der Erste Solotänzer Davide Dato als Colas, der von Lise, dem schlecht gehüteten Mädchen (Natascha Mair), geliebten Burschen. Mit ihm haben Masayu Kimoto als gelenkiger, köstlicher Alain, Roman Lazik als hinreißende Witwe Simon und Marian Furnica als junger Hahn samt seinen Hennen getanzt. Julia Tcaciuc und drei neue Hühner (Abigail Baker, Marie Breuilles, Carolina Sangalli) flattern hinter dem Chef des Hühnerhofes. Auch Freundinnen und Dorfbewohner_innen haben Debütrollen getanzt. Auffallend auch diesmal: Rikako Shibamoto im blau karierten Dirndl.

Dieser Colas, ein charmanter, verschmitzter Kerl, der in die Bauerntochter Lise so verliebt ist, wie sie in ihn, ist Davide Dato auf den Leib geschrieben. Dato ist nicht nur ein kräftig springender, eleganter Tänzer mit frappierender Fußarbeit, sondern auch ein großartiger Schauspieler. Mit der zierlichen Natascha Mair bildet er ein fröhliches, harmonisches Paar, die beiden bändeln und tändeln, schäkern und schnäbeln, turteln und tätscheln, ohne dabei Haltung und Technik zu vernachlässigen. Besonders gelingen die Spiele mit dem rosa Band in der ersten Szene in Haus und im Fanny-Elßler-Pas de deux draußen auf dem Feld bevor der Regen kommt. Marian Furnica als Hahn mit der ganzen Hühnerschar © Wiener Staatsballett / Ashley Taylor

Solo der vierbeinigen Art. Pure Heiterkeit verbreiten auch der Hahn (Marian Furnica), der mit stolzem Gang und energischem Flügelschlag sein trippelndes Gefolge dirigiert. Stecken im Federkostüm Tänzer und Tänzerinnen, so ist das Pony ein echtes,, im Gegensatz zur Aufführungsserie 2015/16 nicht so störrisches, doch zur Freude der Kinder schamlos auf die Bühne äpfelnd.

Die Witwe (Roman Lazik) und der schüchterne Aain (Masayu Kimoto) © Wiener Staatsballett / Ashley Taylor Masayu Kimoto hat sich mit seiner Rolle als etwas dodeliger Schüchti Alain so richtig angefreundet und zeigt deutliches Vergnügen daran. Ohne zu übertreiben tanzt er den Tollpatsch und kann am Ende als Sitzengelassener so richtig unglücklich schauen. Die Traurigkeit vergeht aber rasch. Wenn er, bevor der Vorhang fällt, noch einmal über die Bühne huscht und unbeschwert auf seinem roten Schirm davonreitet, ist die Welt wieder in Ordnung. Verstehen kann er sie so oder so nicht.  Gelungene Aabesque im Brautkleid (Dato, Mair) © Wiener Staatsballett / Ashley Taylor
Die Witwe Simone jedoch, Lises ausgetrickste Erzieherin, versteht die Welt recht gut, fügt sich drein und drückt den einst mit einem Blumentopf beworfenen Colas als Bräutigam an ihren üppigen Busen. Roman Lazik gestaltet die Rolle mit feinem Witz und zeigt auch in Holzschuhen Standfestigkeit auf der Spitze.

Würde Ashtons frische, mit britischem Humor und englischer Folklore gespickte Choreografie des 1789 in Bordeaux zum ersten Mal gezeigten „Strohballetts“ (Choreograf und Tänzer Jean Dauberval), die bereits 75 Mal an der Wiener Staatsoper gezeigt worden ist, am frühen Morgen zu sehen sein, der ganze Tag wäre voll Sonnenschein.

„La Fille mal gardée“, Choreografie Frederick Ashton, mit Roman Lazik, Natascha Mair, Davide Dato (Debüt als Colas) und Masayu Kimoto, 19.1.2017, Wiener Staatsballett in der Staatsoper.
Nächste Vorstellungen: 24.1. In derselben Besetzung.
27.1. mit Nina Tonoli (Debüt als Lise), Jakob Feyferlik, Andrey Kaydanovskiy, Dumitru Taran.