Assaf Gavron: „Achtzehn Hiebe“, Roman
Ein lockerer Mischmasch aus Krimi, Erinnerungen an die Gründungsgeschichte Israels und Liebesgeschichte ist Assaf Gavrons neues Buch. Eitan Enoch, der Erzähler, ist Leserinnen bereits aus Gavrons Erfolgsroman „Ein schönes Attentat“ bekannt. Nun ist der ehemalige IT-Spezialist Taxifahrer, weil er in seinem neuen Metier als Privatdetektiv zu wenig verdient und auch Tel Aviv wie seine Westentasche kennt. Mit einer charmanten alten Dame, die er täglich zum Friedhof führen soll, beginnt das verwirrende Schlamassel.
Lotta Perl, 83, hält Eitan und sein Taxi vom Gehsteigrand auf und will zum berühmten alten jüdischen Trumpeldor-Friedhof. Die Greisin und der Mann in den besten Jahren finden schnell Gefallen aneinander, und Eitan soll sie von nun an täglich abholen und zum Grab eines früheren Geliebten, des Iren Eddie führen, der erst vor kurzem plötzlich in Tel Aviv verstorben ist. Lotta ist überzeugt, dass er ermordet worden ist und meint auch, den Mörder zu kennen. Sie verdächtigt einen anderen Briten, James Wilsher, der wie Eddie 1946 mit der britischen Armee in Haifa stationiert war. Auch er hatte eine jüdische Geliebte, Ruti Spielberg. Die vier, Lotta und Eddie, Ruti und James, steckten immer zusammen, waren ein nahezu unzertrennliches Quartett, auch oder sogar, weil eine Liaison zwischen Jüdinnen und Briten als Provokation galt und von beiden Seiten nicht gern gesehen wurde, sogar verboten war.
Am Ende der Mandatszeit gingen die beiden Männer zurück in ihre Heimat, die Liebe löste sich auf, obwohl Lotta ihren Eddie nie vergessen konnte. Jetzt meint sie, er sei vergiftet worden und vermutet die Ursache in der Vergangenheit.
Die Ereignisse von 1946, die Lotta nur nach und nach erzählt, sind historisch verbürgt. Die beiden Briten wurden mit Peitschenhieben für ihre Techtelmechtel mit den Jüdinnen bestraft, weil jemand sie verraten hatte.
Gavron wechselt gekonnt zwischen dem aktuellen Alltag in Tel Aviv, der israelischen Vergangenheit, dem Detektivspiel und der vergeblichen Liebe und unterhält durch Eitans Gewohnheit, seine Taxikunden zu durchleuchten und einzuschätzen, aufs allerbeste. Der Erzähler nimmt das Leben nicht schwer, die Gegenwart scheint ihm heiter, auch wenn er Krokodil genannt wird, weil er, wie in „Ein schönes Attentat“ (im Orginal "CrocAttack") berichtet, drei Anschläge in kurzer Zeit überlebt hat und an seinen 40 Jahren leidet. Doch die Vergangenheit war gar nicht lustig und auch die beiden Liebespaare sind keineswegs nur liebe junge Naivlinge. Damals, vor der Gründung des Staates Israel, haben die Briten die jüdische und die arabische Bevölkerung drangsaliert. Die Juden haben sich ebenso gerächt. Der Gedankensprung zu den heutigen Verhältnissen ist nicht schwer.
Assaf Gavron: „Achtzehn Hiebe“, aus dem Hebräischen von Barbara Linner, Luchterhand, 2018. 416 S. € 22,70.