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Elisabeth Scharang – „Jack“

Jack ist Johannes Krisch. © Thimfilm


Die Autorin, Journalistin und Regisseurin Elisabeth Scharang ist offenbar von Verbrechern fasziniert. Nach ihrem Film „Franz Fuchs – Ein Patriot“, einer Semidokumentation über die Briefbombenattentate des Franz Fuchs Mitte der 1990er Jahre, hat sie sich nun mit dem Mörder Jack Unterweger beschäftigt. Johannes Krisch spielt den später für neun Frauenmorde neuerlich Angeklagten. Scharang hat viele Jahre an dem Film gearbeitet. Vielleicht ist er deshalb so langweilig. Weder kühle Dokumentation, noch Analyse und schon gar kein Vergnügen. Schließlich geht es um einen verurteilten Mörder.

Zwar gibt es viel Musik von Oliver Welter und Herwig Zamernik (Naked Lunch), die das Innenleben von Jack wenigstens hörbar machen sollen, aber wie es wirklich in dem Mann da drinnen aussah, erfährt man nicht. Weil dieser Mörder auch ein Frauenverführer war (man darf ruhig auch an Udo Proksch denken, auch diesem verurteilten Mörder lagen die Frauen zu Füßen), gibt es viel nackte, schwitzende Haut samt dem dazu passenden Keuchen und Stöhnen. J. Krisch, C. Harfouch:  Mörderliebe. © Thimfilm
Krisch bleibt ein kalter Fisch, der in mir keinerlei Gefühle weckt, weder Mitleid noch Abscheu, am ehesten Desinteresse. Zuviel Burgtheater vielleicht. Auch Birgit Minichmayr spielt als Journalistin mit Popo eine wichtige Rolle, ebenfalls Sarah Viktoria Frick. Starbesetzung also, doch der Mythos den Scharang 21 Jahr nach dem Tod Unterwegers wieder aufzubauen versucht, greift bei mir nicht.

Die Wiener Schickeria, die ihn zur Kultfigur erhob und die sogenannte Edelfedern, die auf die Öffentlichkeit Druck machten, damit der schreibende Mörder, der zu lebenslanger Haft verurteilt war, frei gelassen wurde, sitzt im Nachtclub, sabbert, grölt und säuft. Ein Filmbild, bunt und verkrampft. Kritik übt Scharang an nichts und niemandem und sie beantwortet auch die Frage nicht, woher diese Faszination, die der Mörder nicht nur auf Frauen ausgeübt hat, kommt.

Drehtag im Wiederwald. © ThimfilmUnterweger ist, nachdem für den ersten grausamen Mord an einem jungen Mädchen zu lebenslanger Haft verurteilt worden ist, nach 15 Jahren, weil er seine Kindheit schriftlich zusammen fantasiert hat,  mehr oder weniger frei gepresst worden ist,  1994 neuerlich angeklagt und für neun Morde verurteilt worden. Allerdings nicht rechtskräftig. . Jack Unterweger hat sich nach Verkündigung des Urteils erhängt. Die Akten wurden geschlossen, ein Urteil gibt es nicht. Und deshalb hängt auch der Film in der Luft. Regisseurin und Drehbuchautorin Scharang, kann und will sich nicht entscheiden: Schuldig oder Unschuldig? Im Zweifel immer für den Angeklagten. Dem „Häfenpoeten“ und Mörder kommt sie nicht näher, auch wenn sie als junge Radioreporterin mit dem wahren Jack Unterweger gesprochen hat.

Gerettet hat den Film Kameramann Jörg Widmer mit atemberaubenden, großartigen  Natur- und Landschaftsaufnahmen. Der Nebel im Wienerwald, der Wind in den Bäumen, der verlassene Parkplatz über den die Hasen hoppeln, oder auch  die trostlosen Höfe in der Strafanstalt von Stein geben eine Idee, wie der Film hätte sein können.

„Jack“, Spielfilm von Elisabeth Scharang, mit Johannes Krisch, Corinna Harfouch, Birgit Minichmayr, Sarah Viktoria Frick, Paulus Manker….
Kamera: Jörg Widmer. Ab 11. September in den Kinos.