Viennale: Schwarze Vögel, große Katzen
Mit dem Bild des Schädels eines fossilen Krokodils signalisiert Viennale Direktor Hans Hurch einen der Schwerpunkte des heurigen Filmfestivals: Tiere. Dazu passt auch das Filmplakat mit der Schauspielerin Tippi Hedren. Der heuer 85jährigen, die vor allem durch die Filme „Die Vögel“ und „Marnie“ von Alfred Hitchcock bekannt geworden ist, zollt die Viennale ’15 Tribut.
Die Ehrung von Tippi Hedren steht unter dem Motto „Choreografie des Begehrens“. Hitchcock hat Aufnahmen des damals gut dreißigjährigen blonden Models in einem Magazin entdeckt und war schlichtweg hingerissen. „Ihre bemerkenswerte Gestik“, schrieb die amerikanische Kunsthistorikerin Camille Paglia über „The Birds / Die Vögel“ (1962), „erreicht das Niveau von Choreografie.“ Mit „The Birds“ als Teil der großen diesjährigen Retrospektive und einer Galavorführung von „Marnie“ – „Hitchcock macht Hedren mit ,The Birds’ berühmt und versuchte möglicherweise, sie mit zu ruinieren“ kursiert als Bonmot – wird Hedren Tribut gezollt. Tippi Hedren hat versprochen dabei zu sein.
Dass sie aber mehr als die Heldin Hitchcocks war, zeigt unter anderem das Tierfilmprojekt „Roar“ , an dem Tippi Hedren mehr als 10 Jahre gearbeitet hat und in dem sie gemeinsam mit ihrer Tochter Melanie Griffith spielt. Ein Werk, das die Viennale im Rahmen des Festivals präsentiert. Das Konzept des Films war zur Zeit seiner Entstehung (Ende 1970 bis Anfang 1980) einmalig. „Roar – Die Löwen sind los“ erzählt von den Erlebnissen eines Forschers und seiner angereisten Familie mit wilden Löwen und anderen Großkatzen. Die Menschen leben mit den Tieren zusammen und die Interaktionen zwischen Schauspieler_innen und Tieren ist echt. Die Tiere waren an den Menschen gewöhnt, aber nicht dressiert.
In der „kleinen Zoologie des Kinos“ sind Werke der Filmgeschichte von „Clash oft he Wolves“ (1925) bis zu Lucien Castaing-Taylors und Verena Paravels „Leviathan“ (2012) zu sehen.
Wie üblich sollten sich Spiel- und Dokumentarfilme die Waage halten. Auch das heimische Filmschaffen ist vertreten, etwa mit dem Film „Lampedusa im Winter“ von Jakob Brossmann oder „Seit die Welt Welt ist“ von Günter Schwaiger.
Ein weiterer Dokumentarfilm, der in Österreich noch nie öffentlich gezeigt worden ist, widmet sich dem Rock-Musiker Leon Russell. Regisseur Les Blank drehte in den frühen 1970er Jahren, doch wurde „A Poem is a Naked Person“ erst nach seinem Tod veröffentlicht. Als die Internationale Dokumentarfilm Gesellschaft Blank 2011 für sein Lebenswerk geehrt hat, wurde der Film als „möglicherweise der größte Film über Rock ‚n’ Roll und amerikanische Musik , den Sie wahrscheinlich nie sehen werden“ bezeichnet. Blank erlebte die Premiere, die sein Sohn ermöglicht hatte, nicht mehr, doch Leon Russel war dabei als der Film im heurigen März das „South by Southwest“ Festival in Austin / Texas zum ersten Mal einem Publikum gezeigt hat.
Übrigens, Direktor Hans Hurch, der seit 1997 die Viennale prägt, eigentlich zu dem gemacht hat, was sie jetzt ist, ein außergewöhnliches beliebtes und bestens besuchtes Filmfestival, wird noch bis 2018 amtieren. „Dann“, so hält er fest: „ist meine Arbeit wirklich zu Ende.“ Im kommenden Jahr soll der Posten ausgeschrieben werden.
Viennale ’15 – 22. Oktober bis 5. November 2015: 300 Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilme in 14 Tagen.
Vorverkauf ab 17. Oktober ab 10 Uhr.