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Belvedere: Inspiration Fotografie

Unbekannter Fotograf, Tableau Vivant nach Hans Makarts „Siesta am Hof der Medici“, 1898 © Österreichische Nationalbibliothek, Wien

Das Verhältnis der Maler im ausgehenden 19. Jahrhundert zur eben erfundenen Fotografie thematisiert eine Ausstellung in der Orangerie des Unteren Belvederes. Hans Makart und Gustav Klimt im Untertitel dienen als Zugpferde, doch in Wien lebten nicht nur die Fürsten, sondern auch jede Menge Höflinge, die von dem neuen Medium sehr schnell fasziniert waren. Erst später wurde die Fotografie von den Malern als Konkurrentin empfunden.

Noch in 1920er Jahren zeigte sich Heinrich Schwarz, Kustos am Belvedere, von den Lichtbildern angetan: „Eine Geschichte der abstrakten Kunst könnte genauso gut mit Daguerre beginnen wie mit Kandinsky.“ Die Wiener Maler, nennen wir noch mal die großen Namen, um Makart und Klimt hatten schnell erkannt, wie nützlich ihnen die Momentaufnahmen waren. Modelle standen, saßen, lagen nicht mehr stundenlang in Pose, sondern wurden statt einer Skizze abfotografiert. Auf Reisen dienten Fotos als Gedächtnisspeicher, auch im Atelier und im Kunstunterricht war der Fotoapparat immer dabei. Nicht nur in Wien, auch in Kärnten wurde fotografiert: Franz Wiegele und Anton Kolig, die Künstler des Nötscher Kreises, bedienten sich der Fotografie, um die Natur draußen festzuhalten. Franz Matsch fotografierte seinen Sohn  als" Prinz Ludwig von Ungarn". © Privatsammlung

Bald schon waren kleine Apparate auf dem Markt. Makart und seine Freunde hatten sie so viel Freude am Fotografieren, dass sie lebende Bilder (Tableaux vivants) stellten und sich selbst fotografiert haben. Im Freien lagerten sie fröhlich als Figuren aus Peter Brueghel d. Ä. „Schlaraffenland“

Franz Matsch, malte seinen Sohn als "Prinz Ludwig von Ungarn", 19o7. © Privatsammlung, Foto: © Belvedere, WienSchnell hatten die Maler in Wien erkannt, wie lohnend es war, die schnell hergestellten Bilder als Vermarktungsinstrument zu nutzen. Lange bevor die Originale präsentiert wurden, waren sie schon als Abbildungen publiziert worden. Die Neugier der Betrachterinnen und Käufer war geschürt.
Lang dauerte diese Euphorie nicht. Als um 1900 in der Secession die erste Fotografie-Ausstellung zu sehen war, erkannten die Maler das ihnen Konkurrenz heranwuchs. Man benutzte Fotos weiterhin als Werkzeug der Malerei, aber man sprach nicht mehr öffentlich darüber.

„Diese außergewöhnliche Konfrontation bietet die einmalige Gelegenheit, einen Blick in die Ateliers der Maler zu werfen und neue Einblicke in den Entstehungsprozess ihrer Gemälde zu gewinnen.“ (Kuratorin Monika Faber)

Carl Johan Peyfuss, Modell in Peyfuss‘ Atelier, um 1895 © Photoinstitut Bonartes, Wien Nach einem Glasnegativ

Auch der Münchner Symbolist Franz von Stuck liebte es zu fotografieren. Ab 1. Juli ist seine Beziehung zu Wien mit der Ausstellung seines grafischen, malerischen und plastischen Werks und den verwendeten Fotografien im Unteren Belvedere dokumentiert. Schon 1892 hatte Stuck seine erste umfassende monografische Ausstellung eben im Wiener Künstlerhaus.
Stuck, ein Jahr jünger als Gustav Klimt, war ein Shooting Star seiner Zeit und schon früh mit der bei Gerlach in Wien ab 1882 verlegten Mappe Allegorien und Embleme und den 1886 erschienenen Karten & Vignetten bekannt geworden.
Die Schau will eine Lücke schließen, indem das Fin de Siècle in Wien in neuer Weise mit seiner befruchtenden Verknüpfung zu Münchens Malerfürsten Franz von Stuck beleuchtet wird. (Aus dem Pressetexte.)

„Inspiration Fotografie. Von Makart bis Klimt“, Orangerie im Unteren Belvedere. Bis 30. Oktober 2016, täglich 10 bis 28 Uhr; Mittwoch bis 21 Uhr.
Der besonders ansprechende Katalog, herausgegeben von Monika Faber, Agnes Husslein-Arco, Kooperationspartner: Photoinstitut Bonartes, ist im Belvedere um 39 € erhältlich.
„Sünde und Secession. Franz von Stuck in Wien“, ab 1. Juli bis 9. Oktober 2016, Unteres Belvedere. Täglich 10 bis 28 Uhr; Mittwoch bis 21 Uhr