Alex Franz Zehetbauer: „AyH“, ein Experiment
Der Sänger, Klangchoreograf und Performance-Künstler Alex Franz Zehetbauer arbeitet mit seinem Körper, der Stimme und Klängen, die oft auch unter Wasser hervorgerufen werden. Nach seinem erfolgreichen Stück „wet dreaming at 52Hz“ über den Walgesang, plant er nun ein neues Stück, in dem Klänge im Raum und auch im Wasser ad hoc vom Tänzer komponiert werden. Der Titel „AyH“ stammt aus der Kunstsprache der schwedischer Esoterikerin Hilma af Klint und bedeutet „zu finden.“
In der viel beachteten Ausstellung der Bilder Hilma af Klints mit bunten geometrischen Formen und seltsamen Zeichen m Guggenheim Museum in New York ist der österreichische Künstler auf das lange Zeit im Verborgenen gelagerte Werk der Malerin aufmerksam geworden. Dass die Bilder, wie es heißt, ohne Konzept und Plan entstanden sind, sondern spontan, „durch eine Eingebung von göttlichen Wesen“, hat ihn fasziniert, deshalb experimentiert er für die neue Klang-Performance auf ähnliche Weise. Er ist im Anfangsstadium auf der Suche nach Klang und Schall für eine Sinfonie, die spontan entsteht. Und dadurch einmalig ist. Das Orchester ist pure Materie, die vom Körper des Performers gesteuert wird. Zehetbauer verbindet sich mit Drähten, probiert mit dem Mikrophon im Mund sein Orchester zu dirigieren, auch unter Wasser wird geblubbert und gegurgelt. Der flüssige Klangraum steht in unterschiedlichen Behältern bereit, in jedem entsteht eine neue Tonfolge der Sinfonie.
Von Beginn an hat der Musiker Christian Schröder am Projekt mitgearbeitet und seine Erfahrungen als Co-Komponist mit Zehetbauer geteilt. Bei der ersten Erprobung vor Publikum ist er ebenfalls live auf der Bühne, arbeitet einfühlsam an den Reglern. "AyH", betont Zehetbauer, „wird in Kollaboration entwickelt und gestaltet."
Die Drähte sirren, die aufgesteckten Cockrings vibrieren und klappern, bei heftigen Bewegungen wird die Musik lauter, füllt den Raum. Bewegt sich der Tänzer langsam und vorsichtig, schmeicheln die Töne dem Ohr. Dann lässt er die schwingenden Drähte reißen, der Kopf taucht ins nasse Element, die Stimme bringt es zum Klingen. Zehetbauer zeigt auch in diesem kurzen Abschnitt schon, worum es gehen wird: Sichtbare Musik in einem getanzten Konzert. Im Jänner soll es fertig sein. Ein Urteil ist noch nicht zu bilden, Zehetbauer und Schröder sind am Beginn der Probenzeit, doch wage ich zu sagen, dass es fesselnd ist, was da passiert. Schon weil man sich immer wieder fragt, wie dieses polyphone Konzert entstehen kann.
Musik, Töne und Schall, die unsichtbar in unsere Hren gelangen, können überall gehört werden. Auch das Sirren und Wispern der Drähte, die in der Landschaft von Mast zu Mast gespannt sind, ist Musik, wenn man will. Und die Musik, die Kerbtiere machen, ohne Probe spontan und oft gemeinsam, hat so manchen großen menschlichen Komponisten inspiriert. Das Interessante an dieser Performance ist das Zusammenspiel des tänzerischen Körpers / der Stimme mit den von der Materie erzeugten Tönen. Wobei die Veränderung der Bewegungen und auch der Mimik einen konkreten Eindruck hinterlassen. „AyH“, denke ich, könnte eine Musik zum Träumen werden. Die Träume werden andere sein.
Alex Franz Zehetbauer: „AyH“, ein erster, kurzer Bilck auf eine Klang-Choreografie in Arbeit. Komposition & Performance: Alex Franz Zehetbauer und Christian Schröder.
Produktion: mollusca productions | Eine Koproduktion zwischen dem Verein Wilhelmina und brut Wien | Mit der großzügigen Unterstützung von apap – performing europe, Huggy Bears, Szene Salzburg, Tanzfabrik Berlin und Im_flieger. Gesehen am 14.8.2020, Im_flieger.
Die Premiere ist für Jänner 2021 im brut geplant.