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TWOF2: „Wo ist Walter?“, ein Stadtspaziergang

Zum Start bereit, das Ziel ist unbekannt.

Eine Gruppe von Menschen erkundet die Stadt. Ausgehend vom Dschungel, Theaterhaus für junges Publikum, spaziert der Schwarm, ausgerüstet mit Kopfhörern, quer durch Wien, geführt von einem persönlichen GPS namens Maria. Walter wird gesucht, vielleicht ist es der Mann auf dem Bild, das wir vor dem Museumsquartier finden, oder im Grund nur ein Bild. Das ist nicht wirklich wichtig, wichtig ist, dass die Stadtforscher*innen die Augen offen halten. Die Premiere von "Wo ist Walter? Die Stadt und ich", ist am 25. April im Museumsquartier gestartet und hat nach eindreiviertel Stunden ohne Pannen ein fröhliches Ende gefunden.

Einige der mitmachenden Kinder (aImmer wieder begegnet Walter der Gruppe. Ob ihn auch alle sehen? Alle Fotos: © twof2b 10) wissen möglicherweise, wer Walter ist. Der Kerl, der in der ganzen Welt umherreist und sich immer in der Menge versteckt, stammt aus einem Wimmelbuch gleichen Titels (1. Auflage 2006, Fischer Sauerländer). Maria Spanring und Giovanni Jussi (Compagnie TWOF2) haben die Idee aufgegriffen, ist doch die Stadt auch ein einziges Gewimmel von Menschen, Verkehrsmitteln, Straßen, Häusern und Grünflächen, in dem man sich gut verstecken kann. Doch man kann sich auch sichtbar machen, etwa indem man als Schwarm (auf Befehl vom GPS Maria) abrupt stehen bleibt oder laut nach Walter ruft. Dann werden die Spaziergänger*innen, die auch Beobachter*innen sind, zu Darsteller*innen, die von anderen beobachtet werden.

Wir wandern vergnügt durch die Stadt, fühlen uns bald wohl in unserem Schwarm, lachen gemeinsam, liegen entspannt auf der Wiese oder sehen Walter mit der roten Mütze, der durch die Alleen des Volksgartens huscht, mit einem weiblichen Pendant ein Tänzchen im Gras wagt und so plötzlich wie er aufgetaucht ist, wieder verschwindet. Da nützt dann all das „Wa, Wa, Walter“ Rufen nichts.Ruhepause mit Seelenbaumelung auf dem Heldenplatz.

An die schwierige technische Arbeit denken wir selbst in den Pausen nicht, wenn wir uns mit Saft und Gebäck laben dürfen. Maria Spanring hat dem GPS ihre Stimme geliehen, Giovanni steuert die Anweisungen, die uns auch vor roten Ampeln und sogar Baustellen warnen, mit dem Computer. „Grün“, sagt die Stimme im Kopfhörer punktgenau, der Schwarm setzt sich wieder in Bewegung. Und wieder taucht die rote Mütze auf, die Frau ist auch dabei, die beiden tuscheln und wir können hören, was sie einander zuflüstern.

Wir müssen Walter nicht wirklich suchen, er erwartet uns alle auch am Ende der Reise, wenn wir auf den Stufen zur Hauptbibliothek sitzen und er von weit unten mit seinen zwei (!) Frauen zum Abschied heraufwinkt. Stillstand im Rücken der Kaiserin.Es geht Spanring und Jussi eher darum, den Stadtflaneuren die Augen zu öffnen, für alles was um sie herum ist, schöne Gebäude, komische Menschen, Hunde, Kinder, Fiaker, Cafés; ihre Blicke durch Fenster zu lenken, damit sie hinaus oder auch hineinschauen. Schöne Rücken entzücken, die Nasen sind gegen die Hofburg gerichtet. So bereitet diese sorgfältig geplante und perfekt durchgeführte Show, in der das Publikum auch zu Darsteller*innen wird, nicht nur beim Gehen und in den Ruhepausen großes Vergnügen, sondern kann auch mit der so oft krampfhaft verlangten Nachhaltigkeit beglücken. Jede und jeder der Schwärmer kann das eine oder andere in den Alltag mitnehmen, vielleicht auch ohne Unterstützung der Gemeinschaft in der U-Bahn dem Gegenüber in die Augen schauen, oder mit einem Lächeln ein anderes Lächeln hervorrufen, ganz abgesehen vom genauen Blick auf die Besonderheiten und Schönheit dieser Stadt.

„Wo ist Walter? – Die Stadt und ich“, eine Reise durch die Stadt von TWOF2 + dascollectiv & Abbaye de Neumünster (LUX). Konzept, Leitung: Maria Spanring, Giovanni Jussi. Realisierung: Luisa Bevilacqua, Simon Hajos, Giovanni Jussi, Raphaël Michon, David Pujadas-Bosch, Eve Lyn Scheiben, Maria Spanring, Mario Stadler. Premiere: 25. April 2019, Start im Dschungel Wien.
Die Vorstellung ist nicht barrierefrei. Bitte einen gültigen Fahrschein für die Wiener Linien (und Schutz gegen Regen im Fall des Falles) mitbringen. Vorstellungen vom 26.4. bis 4.5.