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ImPulsTanz – nadaproductions im Kasino

Tänzerinnen für die vier Elemente. © Kat Reynolds

Mit einer aufwändigen, präzisen und liebevollen Arbeit zeigen nadaproductions (Amanda Piña & Daniel Zimmermann) „Four remarks on the history of dance“ im Kasino am Schwarzenbergplatz. Die Choreografien konzentrieren sich auf rituelle Tänze, die nicht der Unterhaltung eines Publikums dienen. Es ist dies der erste Teil einer Sammlung „vom Aussterben bedrohter Bewegungen“.

Beim Eintritt locken vier Dioramen, Puppenstuben mit Möbeln und Figuren, zum genauen Schauen. Mit dem letzten Guckkasten lange ich im Hier und Jetzt an, im ehemaligen großen Ballsaal des für den jüngsten Bruder Kaiser Franz Josefs, Erzherzog Ludwig Viktor, im Renaissancestil erbauten Palais am Schwarzenbergplatz.

Mit Beginn der Performance katapultieren mich die vier Tänzerinnen (Jana Jevtoviċ, Alxandra Mabes, Yusimi Moya Rodriguez, Amanda Piña) weit zurück in eine andere Zeit, weit entfernt in eine andere Welt. Wie vier Prinzessinnen eines fremden Kontinents tanzen sie die vier „Bemerkungen“ zu im Verschwinden begriffenen menschlichen Bewegungen („Endangered Human Movements Vol.1). Mit weißen Sonnenkronen tanzen sie für die Erde, mit flatternden Händen für die Luft, auch Wasser und Feuer werden im Tanz beschworen. Mit Schlag- und Klanginstrumenten gibt die Komponistin Shayna Dunkelman den Takt an. Ein nur selten durch einen gemeinsamen Seufzer oder Schrei unterbrochenen beruhigendes, ansprechendes Ritual, das viel Raum für eigene Gedanken lässt. Amanda Piña posiert im Kasino. ©  Kat Reynolds

Mit einem Team von ChoreografInnen haben Amanda Piña und Daniel Zimmermann, das künstlerische Leitungsduo von nadaproductions, Elemente verschiedener Tänze von allen fünf Kontinenten zu vier den Elementen gewidmeten Sequenzen kompiliert. So sehe ich eine heutige Performance in vier Akten und zugleich eine Erinnerung an rituelle Tänze, die als gemeinschaftliche Praxis der Natur und dem Lebensraum der Menschen gewidmet waren. Häufig wurden diese Rituale in der Kolonialzeit verboten oder sogar verfolgt. Ein Anliegen von nadaproductions ist es, diese bedrohten Bewegungen zu erhalten. Das Projekt „Bedrohte menschliche Bewegungen“ ist 2014 unter der Schirmherrschaft des Österreichischen Ministeriums für Bewegungsangelegenheiten ins Leben gerufen.

Die aktuelle Performance hat nicht nur historische Bezüge. Mit den neuen Tänzen nach altem Muster für die vier Elemente setzt das Team auch ein Zeichen gegen die Ausbeutung der Ressourcen dieser Erde. In dieser Ankündigung schwingt leise Ironie mit. „Man kann die Krise nicht wegtanzen“, wird der Berater für Wissenschaft, Kunst & Kultur im Bewegungsministerium, Meinhard Rauchensteiner, zitiert. Der pointierte Zusatz soll nicht verschwiegen werden: „Aber hergetanzt wurde sie auch nicht.“ Sei’s drum, die (re)konstruierten Tänze für Erde, Feuer, Wasser und Luft ergeben zumindest einen erkenntnisreichen und

Amanda Piña & Daniel Zimmermann / nadaproductions: „Four remarks on the history of dance. Endangered Human Movements Vol.1“, Uraufführung am 29. Juli, Kasino am Schwarzenbergplatz im Rahmen von ImPulsTanz 2015.
Weitere Vorstellungen: 31. 7., 1.8.
Die erste Publikation des Projekts Endangered Human Movements wird am 31.7. um 21.30 Uhr (nach der Performance) im Kasino am Schwarzenbergplatz offiziell vorgestellt.