ImPulsTanz – Maté Mészáros im Odeon
Mit fünf Tänzer/innen zeigt der ungarischer Tänzer und Choreograf im Odeon „Hinoki“, ein rasantes, kraftvolles Stück, das die Gruppe bis zur Erschöpfung fordert. Als ehemaliger Tänzer von Ultima Vez / Wim Vandekeybus, geschult von Martin Schläpfer und Ohad Naharin ist Mészáros eigentlich über die Reihe [8:tension] Young Choreographers’ Series längst hinausgewachsen. „Hinoki“ ist seine vierte Choreografie.
„Hinoki“ ist eine Zypressenart, die vor allem in Japan gezüchtet wird. Das harte Holz wird für Paläste, Tempel und Schreine und auch im traditionellen Nô-Theater verwendet. Es duftet nach Zitrone und ist von heller Farbe. Mészáros nimmt die Hinoki als Metapher für Tod und Zerstörung – Wiederherstellung und Leben. Was das auf der Bühne bedeutet, ist klar: springen, fliegen, werfen, wirbeln; umfallen, liegen bleiben, wieder aufstehen, weiter machen, wieder scheitern, nicht aufgeben. Zu sehen ist auch: Aggression und Zärtlichkeit, Feindschaft, Konkurrenz, Zusammengehörigkeit und Einzigartigkeit.
Der Choreograf hat eine Gruppe aus freien ungarischen Tänzer/innen zusammengestellt, die mit ihm willig an die Grenzen ihrer physischen Möglichkeiten gehen. Diese Ausreizen der Kräfte hat Mészáros bei Vandekeybus gelernt. Das Holz wird durch schwarze Schaumstoffschnitzel symbolisiert, die anfangs als scheinbar unüberwindbarer Wall am Rand der Bühne aufgehäuft sind. In der oft chaotisch anmutenden Aktion wird dieser Wall zerstört, Hinoki breitet sich auf der gesamten Bühne aus.
Mészáros weiß den großen Raum des Odeon-Theaters bestens zu nützen und hat mit Ferenc Stadler & Máté Vajda zwei Lichtdesigner, die dem Stück eine magische Aura geben. Wie geheimnisvolle Objekte liegen oder sitzenwährend eines Solos oder zwei synchron getanzter Duos die anderen Gruppenmitglieder im goldenen Licht dekorativ am Bühnenrand. Dann fliegen wieder die Arme, Beine, Körper, im fahl-blauen Schein wird getreten und geboxt, gerempelt und geschlagen bis die Knochen krachen.
Mészáros hat nicht die Absicht eine eigene Tanzsprache zu entwickeln, er lässt die Tänzer/innen machen, was sie können und wollen, von Hip Hop und Break Dance bis zu atemberaubender Akrobatik, von minimalistischen, weichen Bewegungen bis zu synchronen extrem verzögerten Bewegungen des Gruppenkörpers. Angetrieben werden die sechs Körper von Áaron Porteleki mit Elektro-Gitarre und Schlagzeug. Für die ruhigen Momente hat er die elektronische Schmeichelmusik komponiert.
Bei den Proben, so sagt der Choreograf, legte er Wert darauf, dass die Tänzer/innen in ihren Reaktionen auf einander „instinktiv“ verhielten, „damit das Geschehen auf der Bühne die Wirklichkeit widerspiegelt“. So wirkt das im Wortsinn atemberaubende Tanzstück unmittelbar, aufrichtig und klar.
Máté Mészáros: „Hinoki“, 30.7., Odeon im Rahmen von ImPulsTanz 2015 [8:tension].
Weitere Vorstellungen: 31.7., 1.8.