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Im Repertoire: „Schwanensee“ mit Nina Poláková

Nina Poláková als Odile.

Eine Repertoirevorstellung, wie sie sein soll: konzentriert, schmeichelnd, aufwühlend und begeisternd. „Schwanensee“ zum 229. Mal in der Choreografie von Rudolf Nurejew. Zurecht wurden Ensemble, Orchester samt den Protagonist_innen – Nina Poláková: Odette / Odile, Vladimir Shishov: Prinz Siegfried, Andrey Kaydanovskiy: Zauberer Rotbart und Paul Connelly: Dirigent – mit lautstarkem Applaus aus dem Parkett  und Bravorufen vom Stehplatz bedankt.

Rudolf Nurejews Choreografien mit ausgefeilter Beinarbeit und verzwickten Bewegungen für das Corps sind schwierig, ermüdend. Nina Poláková: biegsam in Weiß und Schwarz. © Wiener Staatsballett / Ashley Taylor In „Schwanensee“ vor allem für den Prinzen, der nahezu die gesamte Zeit von mehr als zwei Stunden auf der Bühne (keineswegs) steht. Doch Vladimir Shishov ist ein routinierter Tänzer, keiner hat in der Ära Manuel Legris den Prinzen so oft getanzt wie er. Jede Schwanin kann sich auf ihn verlassen.

Auch Nina Poláková findet in Shishov einen bewährten Partner mit angenehmer Bühnenpräsenz. Sie selbst ist eine biegsame Odette mit perfektem Port de bras, wunderbaren Übergängen und keine Sekunde vergessend, dass sie eine verzauberte Prinzessin ist, die nur eine Nachtstunde lang Menschengestalt annehmen darf. Schon bei ihrem ersten Erscheinen im 2. Akt begrüßte sie Sonderapplaus. Im 3. rauscht sie an der Hand des Zauberers (obwohl Nurejew die Rolle Rotbarts recht bescheiden gehalten hat, Der Prinze und die Schwanenkönigin (Shishov, Poláková) © Wiener Staatsballett / Ashley Taylor beeindruckt Andrey Kaydanovskiy durch sein energisches Auftreten und den kräftigen Flügelschlag) auf die Bühne und schlägt den gesamten Hof auf der Bühne und das Publikum im Saal in Bann. Kein Mucks, kein Hüsteln, kein lästiges Leuchten diverser Displays, in fast heiliger Stille wurden die großen Pas de deux (schwarz und weiß) genossen.

Aufmerksamkeit forderten auch die folkloristischen Tänze, zum Amüsement des Prinzen und seiner Mutter (Erika Kováčová zum ersten Mal) gezeigt. Vor allem und immer wieder Alice Firenze als Ungarin. Ihr Partner, Francesco Costa, ließ nicht anmerken, dass die Rolle für ihn eine Premiere war. Mitreißend auch Ioanna Avraam und Masayu Kimoto als polnische Tänzer. Gefährten und Gefährtinnen Alexandru Tcacenco, Nikisha Fogo; Leonard Basilo, Adele Fiocchi). © Wiener Staatsballett / Ashley Taylor Auch so, lebendig und technisch perfekt, kann die Mazurka getanzt werden. Firenze und Avraam waren zuvor (gemeinsam mit Nikisha Fogo und Natascha Mair) noch anmutige kleine Schwäne. Neapolitanisch springt Elena Bottaro zum ersten Mal mit dem in der Tarantella erfahrenen Kollegen Trevor Hayden im Takt. Die italienische Corpstänzerin debütierte auch im Walzer des 1. Aktes.
Als bekanntes Gefährtinnenpaar erfreuten Nikisha Fogo und Alexandru Tcacenco; als ganz neues Leonardo Basilio und Aadele Fiocchi. Ein Aperçu liefert mir Andrés Garcia-Torres, der in der Volksoper im „Feuervogel“ ein armes Würschtel ist und an der Staatsoper sein Debüt als fescher Ungar tanzt. Viele weiße Schwäne (Ensemble). © Wiener Staatsballett / Ashley Taylor

Dirigent Paul Connelly, der mit der Eröffnungsvorstellung dieser Serie von „Schwanensee“ Peter Tschaikowskys Ballettmusik an der Staatsoper zum ersten Mal dirigiert, hat sich nach vier Vorstellungen auf die Tänzer_innen eingestellt, treibt das Tempo nicht mehr so hektisch an, versucht auch den Walzer als Walzer klingen zu lassen und dämpft vor allem das Blech. Die Schönheit der Musik kann sich so klangrein entfalten. Die andere Hälfte der Serie wird Alexander Ingram dirigieren.

Rudolf Nurejew: „Schwanensee“ im Repertoire. Mit Nina Poláková und Vladimir Shishov. 22. Mai 2017, Staatsoper.
Nächste Vorstellungen: 25., 29. Mai 2017.