„Von der Mücke zum Elefanten“ – Dschungel Wien
Die Assoziation klappt sofort: Etwas Kleines kann auch groß sein, oder dazu gemacht werden, wie die Redewendung es ausdrückt. Das Kollektiv VRUM Performing Arts zeigt im Dschungel Kindern ab vier mit Tanz und Gesang, wie relativ Größenverhältnisse sind und dass es nicht nur auf Zentimeter, Kilo oder Liter ankommt. Eine energiegeladene, fröhliche Stunde, die die jungen Zuschauer_innen so richtig animiert hat.
Das Konzept der Dschungel-Intendantin, Corinne Eckenstein, Stücke nicht nur ein, zwei Mal zu zeigen, sondern in Serie, oft sogar nach ein paar Wochen Pause in einer zweiten, hat sich bewährt. Die Qualität spricht sich herum, die Vorstellungen sind zu 98 Prozent ausgelastet. Das trifft auch auf das Tanztheater von der Mücke und dem Elefanten zu. Das winzig kleine und das riesengroße Tier kommen allerdings nur als Metapher auf die Bühne. Die wird von Till Frühwald, Britt Kamper und Maria Teresa Tanzarella beherrscht, die mit hohem Körpereinsatz und Spielfreude Vorschul- und Schulkinder aufs Beste unterhalten.
Das Bühnenbild von Zdravka Ivandija Kirigin ist klar und einfach: Ein würfelförmiger durch ein Gestänge und weiße Vorhänge im Hintergrund abgegrenzter Raum, große und kleine Würfel als Versatzstücke und Illustration der angesprochenen (angesungenen) Themen. Auf den Stangen kann geklettert und balanciert werden, über die Würfel kann gesprungen und geturnt werden, die drei Dasrsteller_innen, schlagen Räder und Saltos, sind mal oben und dann wiederganz unten und bringen die Kinder immer wieder zu schallendem Gelächter. Nicht durch platte Witze oder eingebaute Lazzi, sondern durch ihre Fantasie, mit der sie die Bühne bespielen, ihre Themen kommunizieren und die Kinder zum Mitmachen animieren.
Dass die Zuschauer_innen nicht so starr und stumm im Theater sitzen müssen, wie es die Lehrerinnen humorlos und ungeduldig gerne hätten, wird schon vor dem Einlass klar gemacht: die drei Spieler_innen mischen sich unter die wartende Schar, stellen sich vor, schlagen Purzelbäume, spielen Clown und Wurschtel und zeigen hautnah, wie auch zwei Finger tanzen können.
Dieser Fingertanz (Sie: in schwarzen hochhakigen Stiefeln, Er: in schwarzweißen Designer-Stiefletten), im Video von Davor Konjikušić auf die Vorhänge projiziert, weckt schnell die Illusion von richtigen Tänzern und zeigt, dass auch Kleines ganz groß sein kann.
Mit guten 50 Minuten hat die dichte Performance in der Regie von Sanja und Till Frühwald genau die richtige Länge, ohne je durchzuhängen oder zu langweilen. Die Kinder dürfen im Takt der Musik (Damir Šimunovic) mitklatschen und auch trampeln – diese Gelegenheit lässt sich keine(r) entgehen, und wenn auf der Bühne exzessiv getanzt wird, so tanzen viele nicht nur im Kopf mit.
VRUM Performing Arts Collective ist eine internationale Kunstorganisation, gegründet 2007 in Kroatien und 2016 in Österreich, das von der Choreografin Sanja Frühwald geleitet wird. Das Augenmerk von VRUM liegt hauptsächlich auf zeitgenössischem Tanz, arbeitet aber eng an der Verbindung von zeitgenössischem Tanz und Theater, bildender Kunst, Musik und neuen Medien. Im Mittelpunkt der künstlerischen Arbeit des Kollektivs liegt der Körper: der mehrdimensionale Körper, die Vokalisierung des Körpers, der bewegende und denkende Körper des Künstlers, die Möglichkeit des Körpers, einen Dialog zu eröffnen. In dieser Spielzeit hat VRUM im Dschungel neben diesem Stück auch „Baja Buf“ für Krabbelkinder präsentiert.
VRUM Performing Arts Collective: „Von der Mücke zum Elefanten“, Uraufführung 28.2. 2017, Gesehen am 17.5. 2017 im Dschungel Wien.
Nächste Vorstellungen: 18.–21.5. zu unterschiedlichen Beginnzeiten.