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Radek Hewelt & Filip Szatarski: Clever Dreamland

Radek Hewlet schleppt Filip Szatarski: Clever Dreamland © Agnieszka Gantz

Die Reise zum „Arbeitsplatz“ in der Siegfriedgasse in Wien-Floridsdorf ist weit. Dort begibt sich das Clever Team (Radek Hewelt & Filip Szatarski) in ein „Clever Dreamland“ und zeigt wovon Männer, richtige Männer, (immer noch) träumen. Wirr, gewalttätig, exaltiert und doch nicht bemerkenswert. Ein nostalgisches Cowboy-Film in Rätseln. Männertheater.

Zwei kaputte Körper robben auf eineinander zu, umschlingen einander. Im Kampf? In Liebe? Einer jedenfalls scheint tot zu sein. Der andere gibt sich alle Mühe ihn durch die Nacht zu schleppen. Hitchcock fällt mir ein: „Immer Ärger mit Harry“. Doch zu Lachen gibt es mit dem Clever Team nichts. Gäbe es doch, wenn die Männer realisieren würden, wie lächerlich sie mit ihrem Machogehabe wirken. Sie wissen es nicht und das Publikum unterdrückt das Kichern. "Clever Dreamland": Einer weint, einer ist tot. © Agnieszka Gantz

Szene 1 endet mit einem herrlichen selbst tanzenden Video: Das Paradies unter Palmen brennt ab, die darin Lebenden, eine Frau, ein Kind, ganz hinten der Mann, schmelzen, werden zu Asche. Dazu hat Alexander Nantschev überwältigend pathetische Musik, Filmmusik wie sie sein soll, komponiert. Auch das Schlussvideo zeigt, wie die Performance hätte sein können: Die karge Steinlandschaft erstarrt im Eisregen, langsam verschwinden die wenigen Menschen im reifbedeckten Gras. Musik! Einprägsam, grausig schön. Auch diese Visuals haben Hewelt und Szatarski geschaffen.

Zwischen den Bildern und der rauschhaften Musik mühen sich die beiden Cowboys, Patronengürtel umgeschnallt, Lederstiefel an den Füßen (Kostüme: Sabile Rasiti), schwitzend ab. Der eine (Radek Hewelt) zerrt an der Leiche, die der andere (Filip Szatarski) mimt. Dieser andere ist offenbar nicht ganz tot, immer wieder erwacht er spuckend und keuchend zum Leben, bäumt sich auf, sinkt wieder in sich zusammen, wird weiter über die Bühne geschoben und gezogen.

Sind Männer Tiere? © Agnieszka GantzSzene drei: Mit nackten Oberkörper, Fellmasken über dem Kopf, sind beide zu zitternden Tieren geworden, die sich mit den Früchten des Waldes (Stücke eines zerplatzten Kürbisses?) vollstopfen.
Genug gefressen, Hewlet wird wieder zum Mann, brüllt das Publikum an, erzählt vom stark Sein, vom Mann Sein, vom Kämpfen, vom Durchhalten, vom Weg zurück den es nicht gibt. Peinlich.

Einmal nach kommt Stimmung auf: Lichtdesigner Markus Schwarz zaubert einen Sonnenaufgang, großes Kino, Ang Lee: „Brokeback Mountain“ (nach einer Erzählung der bemerkenswerten Autorin Annie Proulx). Müssen Männer brollen (Helwet) © Agnieszka Gantz

Ein großartiges Team, beste Vorlagen, zwei ausgezeichnete Performer, schöne Momente, einprägsame Bilder – beste Voraussetzungen also für eine gelungene Vorführung. Doch scheint es, als hätten Hewelt & Szatarski sich im Labyrinth der fantasierten Männlichkeit verirrt, Selbstdistanz und Ironie verloren und auf eine stimmige Dramaturgie verzichtet. Clever ist das nicht. Schade.

Radek Hewelt & Filip Szatarski: “Clever Dreamland“, eine Performance von Clever Team (aktuell: Alexander Nantschev, Sabile Rasiti, Markus Schwarz, Angieszka Gantz, Roma Hurey), Premiere 17.11.c2016, Arbeitsplatz, Siegfriedgasse 23, 1210 Wien.
Weitere Vorstellungen: 18., 19.11. 2016