Hungry Sharks: „Hidden in plain sight“, brut
Die Urban-Dance-Formation Hungry Sharks hat sich in den 5 Jahren seit der Gründung durch Valentin Alfery und der Produzentin Dusana Baltic zu einer international erfolgreichen Kompanie entwickelt. Mit kräftiger Unterstützung von CBB (Center for Choreography Bleiburg / Pliberk) hat Alfery mit acht Tänzer_innen die Choreografie „Hidden in plain sight“ entwickelt und im August in Bleiburg /Pliberk zum ersten Mal gezeigt. An zwei Abenden sind die hungry Sharks nun im brut aufgetreten.
Urbaner Tanz (Street-Dance mit dem gesamten willkürlich benannten Bewegungsvokabular wie Breaking, Locking, Popping, House und HipHop-Freestyle) ist eine Tanzform von jungen Menschen (längst gibt es auch die B-Girls) mit Energie und Ausdauer für junge Menschen: Schnell, innovativ, kühn und draufgängerisch, ursprünglich vor zufälligem Publikum auf der Straße gezeigt, wobei es im Grunde immer um den Battle, den Kampf darum geht, wer der Beste ist. Auf dieser Basis hat der ehemalige B-Boy Alfery sein Konzept, Urban-Dance zu einer für die Bühne geeigneten Kunstform zu machen, aufgebaut. Auf der kleinen Bühne des brut mit einer auf 12 Mitwirkende aufgestockten Gruppe und einer unnötigen Velrängerung des bei der Uraufführung gezeigten erfolgreichen Stückes, kann das nicht funktionieren.
Manche der Mitglieder der ersten Stunde sind auch schon in die Jahre gekommen, sind nicht mehr locker und lustvoll sondern eher angestrengt dabei, andere erst kurz dazu gestoßen und daher etwas nachlässig und unkonzentriert. Lediglich die Gasttänzerin Paz Katrine (Cat) Jimenez lässt sich nicht irritieren, geht durch den Raum, als ginge sie das alles nichts an und zeigt, dass sie ihren Körper beherrscht und auch die kleinste Bewegung kein Zufall ist.
„Hidden in plain sight“, so wird auf dem Programzettel erklärt, „basiert auf der Produktion „Nein Naus“ von Felix Strasser und Yulia Izmaylova (VADA). Frei nach Motiven aus dem 1980 Oscar-prämierten Kurfilm !Tango“ von Zbigniew Rybczynski …“ Sei’s drum, es wechslen nicht wirklich inspirierende Solos mit der Bruppenbewegung, so wie, für mich ohne Logik, Licht mit Dunkel wechselt. Gelungen sind die Phasen, in denen sich die Gruppe halbiert oder viertelt und dann gegeneinander marschier, sich kreuzt und begegnet, ohne in der Menge einen Zusammenstoß zu produzieren. Die kleine Bühne wird optisch zwei mal noch verkleinert, doch das Potenzial dieses Versuchs wird kaum genutzt, die Tänzer halten die am Boden gezeichnete Grenze nicht ein, tappen hinaus und wieder herein.
Allmählich wird mir langweilig. Stimmt schon, die repetitiven Sequenzen, diese Bewegungen in Endlosschleife gehören zum Konzept, doch bringt die Wiederholung des immer Gleichen keinerlei Erkenntnis oder gar ein Lustgefühl. Wie überhaupt, die Mienen der Tänzer_innen drücken es aus, jegliche Emotion vermieden wird. Die Choreografie, der eine straffe Dramaturgie sichtlich abgeht, wird mehr oder weniger energetisch abgespult.
Jeder Battle in einer schmucklosen Halle ist aufregender.
Auf die Gefahr hin mich ebenfalls zu wiederholen (gehört zum Konzept): Urban Dance hat ein beschränktes Bewegungsvokabular, lebt durch den Wettbewerb und ist Free Style im öffentlichen Raum. Die Elemente auf die Bühne zu bringen ist nicht nur für die Tänzer_innen Herkulesarbeit. Silke Grabinger kann davon ein Lied singen. Sie hat die gleichen Wurzeln, hat quasi auf der Straße zu tanzen begonnen und sowohl als Tänzerin wie auch als Choreografin hart arbeiten müssen, um Urban Dance (Street Dance) bühnenreif zu machen.
Hungry Sharks: „Hidden in Plain Sight“, eine Koproduktion mit brut Wien und CCB Center for Choreography Bleiburg, Choreografie: Valentin Alfery, Kostüme Dusana Baltic; Musik Patrick Gutensohn. Tänzer_innen: Farah Deen, Paz Katrina Jimenez, Stephanie Wöhrer, Pia Grohmann, Ainy Medina, Olivia Mitterhuemer, Patrick Gutensohn, Manuel Pölzl, Moritz Steinwender, Mustapha Ajdour, Youngyung Sebastian Kim, FraGue Moser-Kindler. 11. November 2016, brut.
Weitere Termine im brut: 12., 13. November.
Silke Grabaianger / Silk Fluegge: "Rescue", Premiere im dschungel am 22. November 2016.