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Eifman Ballett im Burgtheater: "Rodin"

Eifman Ballett tanzt Eifman: "Rodin"

Als Choreograf ist der Russe Boris Eifman auch in Wien schon lange bekannt. Mit seinem eigenen Ballettensemble aus St. Petersburg war er nun zum ersten Mal hier und zeigte sein bildgewaltiges und technisch komplexes Tanzstück „Rodin“ im Burgtheater. Nicht nur die russische Community war begeistert.

Der gebürtige Sibirier Eifman ist einer der interessantesten Ballettchoreographen der Gegenwart. Als einer der wenigen hat er seit Jahrzehnten ein eigenes Ensemble, früher „St. Petersburger Balletttheater“ genannt und seit einiger Zeit schlicht „Eifman Ballett“. Mit John Neumeier verbindet ihn neben dem Alter und der klassischen Tradition auch die Liebe zu großen Handlungsballetten. Mit dem Kärntner Johann Kresnik hat er das theatrale Vermögen und den Hang zu pathetischen Bilderwelten gemein. Fast könnte man auch Eifmans Stücke ebenfalls als Tanztheater beschreiben, nur eben klassisch determiniert. Der Tanz wird zur Skulptur in Eifmans "Rodin"

In Wien konnte man zuletzt zwei seiner biographischen Choreografien sehen, „Anna Karenina“ und „Giselle Rouge“, hervorragend getanzt vom Wiener Staatsballett. Auch in „Rodin“ thematisiert Eifman zur Musik von Maurice Ravel, Jules Massenet und Camille Saint-Saëns wieder Lebensschicksale, jene vom französischen Bildhauer Auguste Rodin und dessen Geliebter Camille Claudel.
Eifman bezeichnet sich selbst als einen „psychologischen Choreografen“, der ein „Theater der Gefühlsoffenbarung“ gestaltet. Es sind aber nicht die feinen und leisen Zwischentöne, die ihn interessieren, sondern mehr der energetische Prozess des Beziehungsdramas im Dreigestirn von Rodin, Camille und Lebensgefährtin Rose. Natürlich spielen die Skulpturen eine dramaturgisch große Rolle, denn solche kraftvollen, männlichen Figuren lassen sich wunderbar zu imposanten und skulpturalen Tänzer-Formationen choreographieren. Noch dazu, wenn man so hervorragende Tänzer zur Verfügung hat wie Eifman. Lebendige Skulpturen im Ballett "Rodin" alle Bilder © Eifman Ballett

Darin liegt auch ein Moment der Faszination begründet, denn ohne deren enormes technisches Können und die Virtuosität wäre die Sogwirkung der mitunter plakativen Bildsprache halb so groß. Man sollte Eifman aber im Kontext seiner sowjetisch-russischen Geschichte begreifen, geprägt von der Ästhetik des Konstruktivismus und klassischer Waganova-Tradition. Daraus hat er ein eigenes Tanzvokabular entwickelt, das den klassischen Kodex bei weitem sprengt. Neoklassik ist da ebenso zu sehen wie Contemporary-Movements. In „Rodin“ gibt es keinen Spitzentanz, und die Bewegungen sind absolut modern. Dank klassischen Balletttrainings sind die schwierigen Hebefiguren und artistischen Balanceakte aber für das großartige Ensemble gut zu bewältigen.

Ein interessanter Abend im Burgtheater, das Eifman wegen der Bühnenverhältnisse auswählte, aber auch wegen des „wunderschönen imperialen Rahmens“, wie zu erfahren war. Das hauptsächlich russische Publikum dankte mit Standing Ovations für den verehrten Maestro, der eben seinen 70. Geburtstag gefeiert hat.

Eifman Ballett: „Rodin“, 14. Juni 2014 Burgtheater.