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ImPulsTanz: Vorschau als Rückschau

Virka Iyengar: "Across not over". © Pravin Kannanur

Fast ein Kommentar.
Bequem sitzt das zur Berichterstattung geladene Publikum in den gepolsterten Sesseln. Das Textbuch, das ihm in die Hand gedrückt worden ist, kann nicht gelesen werden, der Raum ist abgedunkelt. Ist auch logisch: Wir sind im Kino, im schönen Blickle-Kino des 21er Hauses. Hell ist die Leinwand, auf der ein Zusammenschnitt aus demnächst zu sehenden Filmen abschnurrt. Instant-Kino.

Vorhang zu! Licht auf! Fünf korrekt gekleidete Herren im Scheinwerferlicht. Der sechste in schwarzem Leder, das dunkle Lockenhaar um die Tonsur arrangiert. Das ist der Künstler. Wir sind das Publikum und lauschen den Erinnerungen der beleuchteten Herren auf dem Podium und der Liebes-, Dankes- und Freudenbezeigungen, die sie einander angedeihen lassen, Die Vorschau auf ein ImPulsTanz Spezial, das erst in mehr als drei Wochen stattfinden soll, gerät zur einlullenden Rückschau.

Worum soll es denn gehen, nach dem überreichen Gebrauch des Epitheton „wunderbar“? Endlich, nach der bis auf Engelsmai emotionslos vorgetragenen Suada, geht das Licht an, das Textbuch ist lesbar. Angekündigt wird ein ImPulsTanz Spezial (eine grandiose Erfindung, um das sommerliche ImPulsTanz Festival noch breiter zu treten), das vom 6. bis 14. Februar im 21er Haus stattfinden wird und „[Trans] Asia Portraits benannt ist.
A part bemerkt: Sind nicht diese eckigen Klammern längst wieder dorthin zurückgekehrt, wo sie herkommen, in die Mathematik? Wie auch immer, in dieser guten Februarwoche steht das 21er Haus nicht nur für seine laufenden Ausstellungen offen, sondern auch für „künstlerische Statements zur Transformation heutiger asiatischer Gesellschaft in Tanz, Performance, Installation und Film“, sagt der Pressetext ohne [Klammern]. Die achtarmige Göttin Durga tötet den Büffeldämonen und nutzt den Löwen als Reittier. © Weltmuseum Wien

Trans India. Aus dem Weltmuseum reisen zwei riesige („riieessiiggeee“ sagt der Performer Direktor Engelsman mit ausgebreiteten Armen) tönerne Prozessionsfiguren aus Indien, Kali und Durga, ins 21er Haus bevor sie des Umbaus ihres Heimathauses wegen ins Depot verschwinden. Eigentlich sollten die beiden Göttinnen –die gütige Durga, die Kraft und Weisheit personifiziert, und die Verkörperung ihres Zorns, die schwarze Kali, die aus ihrer Stirn entsprungen ist – nach dem Umgang im Ganges versenkt werden, um sich aufzulösen, als Metapher andauernder Transformation. Erst vor wenigen Jahren in Kalkutta hergestellt, wurden die beiden bunt bemalten tönernen Göttinnen-Figuren ihres Sinns und Zwecks beraubt und in Museumsstücke transformiert. Wer Augen hat, hat sie auch bereits gesehen.

Kopf der Göttin Kali mit heraushängender Zunge. © Weltmuseum WienTrans boomt. Die beworbene Installation stammt vom Künstler Michael Laub und zeigt Dance Portraits aus Kambodscha. Der Pressetext erklärt: „Hop-Tanz in Phnom Penh. Im Erleben des gleichzeitigen Nebeneinanders der zehn Figuren dieser Installation entsteht das Spannungsprofil einer asiatischen Boom-Gesellschaft zwischen stilisierter Tradition und globalisierter Gegenwart.“

In der Performance von XiaoKe x ZiHan räumt der großartige Entertainer, Organisator und Performer Choy Ka Fai wie schon im ImPulsTanz Festival 2015 in seiner „SoftMachine“ mit den Klischees über asiatischen Tanz auf.
Gar nicht nebenbei bemerkt: Den asiatischen Tanz gibt es eben gar nicht. Die Choreografin Preethi Athreya lässt den klassisch ausgebildeten Kathak-Tänzer Virka Iyengar in „Across, not Over“ eine Brücke zwischen Tradition und Gegenwart schlagen.

Trans-Film. Im schon genannten Blickle-Kino (Das einzige komplett erhaltene Kino Wiens aus den 1950er-Jahren, benannt nach der Kunstförderin Ursula Blickle, die die Renovierung des von Karl Schwanzer für den Ausstellungspavillon in Brüssel 1958 entworfenen Kinoraums großzügig unterstützt hat) steht die Leinwand in zwei Filmnächten („Movie Nights“) LGBT-Filmemachern zur Verfügung. Die Themen der Filme vom japanischen Avantgarde-Kino der 1960er Jahre bis zur jüngst erschienen Dokumentation aus Vietnam, sind mit dem Akronym umrissen: „Lesbian, Gay, Bisexual, Transgender“. Zwei lange Nächte für Filmfreaks. Choy Ka Fai  / SoftMachine: Was ist asaischer Tanz? © Law Kian Yen

Ach ja, wer hatte denn nun den Bühnen-Aufsitz im strahlenden Licht? Die Antwort korrekt in alphabetischer Reihenfolge lt. E-Mail-Nachricht: Steven Engelsman (Direktor des Weltmuseum Wien), Mario Codognato (vorm. Kurator des 21er Haus), Regisseur & Choreograf Michael Laub, ImPulsTanz-Intendant Karl Regensburger, Kurator Michael Stolhofer und Cis Bierinckx, der für das Filmprogramm von [Trans] Asia Portraits verantwortlich zeichnet.

Für den Kalender:
ImPulsTanz Spezial: [Trans] Asia Portraits 7. bis 14. Februar, 21er Haus, Arsenalstraße 1, S-Bahn, Bahn: Station "Quartier Belvedere"
Straßenbahn: D, 18 und O (Station "Quartier Belvedere"). 
Die Eröffnung („Opening“) findet am 6. Februar ab 20 Uhr ebendort bei freiem Eintritt statt.