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Neue Junge Talente des Staatsballetts

"The Fall": Zsolt Török, Tristan Riedl, Sveva Gargiulo. © Ashley Taylor

Es gibt jede Menge begabter und auf die Bühne drängender, junger Ballerinas und Ballerinos – das ist die Erkenntnis des Abends „Junge Talente des Wiener Staatsopernballetts II“ vom 7. Jänner in der Volksoper. Wieder einmal präsentierte Ballettdirektor Manuel Legris dem Publikum, wie hoch das Niveau der Newcomer bereits ist, unterstützt von der bewährten musikalischen Leitung Wolfram-Maria Märtigs.

Viel junges Publikum fand sich in der Volksoper ein, Kolleg_Innen, Geschwister, in Freundschaft verbundene Mitfiebernde. Und auch der Direktor selbst saß in gespannter Erwartung im Parkett, in Begleitung des Choreographen Patrick de Bana, seinerseits durch ein Stück vertreten. Die Auswahl der Werke entsprach weitgehend dem Präsentationsabend im vergangenen Juni und ist sehr gut zusammengestellt. Damals haben die TänzerInnen die Latte schon durchaus hoch gelegt.

"Die Fledermaus": Marian Furnica. © Wiener Staatsballett / Ashley Taylor Eine angenehme, knisternde und doch lockere Atmosphäre lag im Zuschauersaal, als eine Szene aus der launigen Choreographie von Roland Petit, „Die Fledermaus“ den Abend eröffnete. Jakob Feyferlik hatte die nicht geringe Aufgabe, mit voller Walzer-Verve in einem für das Repertoire des Staatsballetts recht wichtigen Stück loszulegen. Das gelang ihm zum großen Teil nicht übel, auch wenn die Nervosität anfangs noch spürbar war. Aber auch dazu dienen solche Abende, die künftigen Bühnengrößen an ihre Aufgaben heranzuführen.
Dynamisch gestalteten dann Elena Bottaro, Adele Fiocchi und Xi Qu (Rollendebütantin) den anspruchsvollen Pas des Odalisques aus „Le Corsaire“. Auf dieses Werk darf das Wiener Ballettpublikum gespannt sein, denn Manuel Legris erarbeitet gerade eine spezielle Fassung des Klassikers von Marius Petipa, die am 20. März uraufgeführt wird. "Arepo": Laura Nistor, James Stephens. © Wiener Staatsballett / Ashley Taylor

Die interessante Contemporary-Choreographie „The Fall“ von Attila Bakó war auch bereits bei den letzten „Jungen Talenten“ zu sehen gewesen. Wegen des großen Anklangs nahm Legris sie wieder mit ins Programm. Neu dabei war Sveva Gargiulo, der dieses Bewegungsvokabular sehr gut steht.
Immer wieder ein Genuss ist „Arepo“ von Maurice Béjart, in dessen Uraufführung 1986 Manuel Legris und die großartige Sylvie Guillem in Paris getanzt haben. Zwei Neulinge gaben den Pas de deux: Laura Nistor und James Stephens. Sie hatten den betonten Rhythmus Bejarts gut in den Beinen, und auch Leonardo Basilio überzeugte wieder im Solo.

Legris prägte seinen Stempel auch dem Ballett „Spring and Fall“ von John Neumeier auf, denn er tanzte es in der Uraufführung 1991 in Hamburg. Die Ausschnitte daraus gaben Anita Manolova, Francesco Costa, Tristan Ridel und Greig Matthews. Für Begeisterung im Publikum sorgte die anschließende „Tarantella“ von George Balanchine, mit Bravour und virtuos von Nikisha Fogo und Géraud Wielick getanzt. Heiter ging es auch in die Pause, nachdem das schon bewährte „Double Date“ von Trevor Hayden die Leute, wie erwartet, amüsierte, erstmals mit Hannah Kickert und Sveva Gargiulo.

"Grand Pas Classique" Leonardo Basilio, Adele Fiocchi. © Wiener Staatsballett / Ashley Taylor Noch ein Balanchine nach der Pause, „Valse Fantaisie“, wirklich schön getanzt von Natascha Mair und und Jakob Feyferlik. In der Neufassung von Patrick de Banas „Creatures“ überzeugte einmal mehr Halbsolistin Nikisha Fogo. Entzückend danach auch Nina Tonoli, ebenso Halbsolistin, als Lise in „La fille mal gardée“ (Choreografie von Joseph Lazzini. Ihr Alain war der passable James Stephens.
Ein Dauerbrenner aller Galaabende und Wettbewerbe ist das charmante Solo „Les Bourgeois“ von Bert van Cauwenbergh, das jeden Akteur zum Glänzen verbringen mag – so er die artistische Darbietung beherrscht. Francesco Costa gelang das ganz vorzüglich, exakt, schwungvoll, mit guter Linie und Humor sprang er sich direkt in die Publikumsherzen.Une Fille mal gardée von Joseph Lazzini: Nina Tonoli, James Stephens. © Wiener Staatsballett / Ashley Taylor /p>

Dann noch “Le combat des anges“ aus „Proust ou les Intermittences du Cœur“ von Roland Petit, recht ambitioniert mit Jakob Feyferlik als Debütant und Zsolt Török. Zum Finale dann der „Grand Pas Classique“ von Victor Gsovsky, mit der erstmals besetzten Adele Fiocchi und Leonardo Basilio.
Ein heiterer und feiner Abend, durchaus mit einigen Hoppalas, worüber jedoch der Mantel des Schweigens gebreitet werden soll. Denn es zählt das Können, und das ist ganz ohne Zweifel reichlich vorhanden.

„Junge Talente II“ Wiener Staatsballett in der Volksoper, 7.1.2016.
Weitere Vorstellungen in teilweise geänderter Besetzung: 21. Jänner, 20. Februar 2016.