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Rabenhof: Robert Pfaller als Knaller

Robert Pfaller mit Entourage und Stargast Karl Marx.

Philosophen bieten oft schlechtes Theater anstatt guter Philosophie, wenn sie im Fernsehen auftreten. Sie kauen an Brillenbügeln, blicken in ferne Höhen und geben dabei vor zu philosophieren. So denkt der Wiener Philosoph Robert Pfaller und sagt, dann lieber gleich echte Schmiere. Gemeinsam mit Katharina Lacina und Katharina Baumhakel lud er in den Rabenhof zur Premiere der Show „Die großen Knaller bei Robert Pfaller“. Stargast: Karl Marx.

Philosophen lieben als Welt-Erklärer den theatralen Gestus. Zu Recht, denn wer den besseren Auftritt hat, überzeugt – allen Argumenten zum Trotz. Gutes Aussehen und Charme waren noch nie ein Fehler. Und so zieht es Robert Pfaller, als eherner Verteidiger des Genusses ein würdiger Nachfahre Epikurs, nicht nur auf Vortragspodien, sondern gleich auf jene die Welt bedeutende Bretter. Mit Philosophin Katharina Lacina und Politologin Katharina Baumhakel hat er eine besondere Talkshow konzipiert, die „Meilensteine der Philosophie“. Unterstützt von Rabenhof-Leiter und Regisseur Thomas Gratzer und dem Musik-Duo Christoph & Lollo schmeissen die Neo-Akteure eine unterhaltsame, intelligente und schillernde Show. Robert Pfaller ganz allein mit aufgehängter Ratte. © RABENHOF / http://pertramer.at

Mit großem Enthusiasmus begrüßt Pfaller das Publikum und erzählt von eben jener Beobachtung der TV-Philosophen, als er auch schon von zwei Ratten (Teresa Hofer, Julia Thym) in eine Zwangsjacke gesteckt und abgeholt wird. In einem Video sieht man ihn dann als Darsteller eines Mediziners im weißen Mantel. Man erfährt, dass er jetzt nicht Professor Pfaller, sondern ein anderer Professor ist, nämlich der behandelnde Arzt des eingewiesenen Philosophen Pfaller. Als dieser erklärt er zwei Krankenschwestern (Baumhakel, Lacina) seinen Therapievorschlag: So zu tun, als käme man dem verrückten Wunsch Pfallers nach einer eigenen TV-Show nach. Als Stargast empfiehlt der Psychiater Karl Marx. Die beiden Damen hätten lediglich die Aufgabe, den historischen Denker Karl Marx zu verkörpern. Baumhakel. „Ah, der mit den Indianern !“.

Wir sind wieder auf der Rabenhof-Bühne, und schon begrüßt Pfaller im weißen Glitzersakko sämtliche übertragenden Fernsehstationen, von ORF über Al Jazeera bis zum Shoppingkanal H24E. Dann empfängt er Karl Marx, und seine Verwunderung über gleich zwei in schwarze Gehröcke gekleidete Marxe legt sich rasch, denn der eine stellt sich als der „junge Marx Karli“ (Baumhakel) vor, und der andere als „alter Marx Karl“. Pfaller interviewt nun Karli und Karl in bester Moderatoren-Manier, mit Kärtchen in der Hand. Er fragt nach Grundbegriffen der Marxschen Theorie wie "Fetisch“, „Kapital“ oder „Entfremdung“. Mittels Flipchart, roten Lack-Highheels, Kochtöpfen, einem Sexspielzeug und einem „Ken“ (Barbie’s Freund erklären die Marx-Brothers Essentielles der politischen Ökonomie.

In bester Brecht’scher Tradition der offenen Dramaturgie dürfen Songs nicht fehlen, und die Lieder des großartigen Duos Christoph & Lollo sind nicht nur ein entspannender Showact, sondern kommentieren auf ihre Weise als Kontext. Zum Beispiel gibt es ein schräges Lied über das Leben des historischen Karl Marx, in dem Gattin Jenny genauso besungen wird wie Friedrich Engels als reicher Freund, der dem chronisch bankrotten Marx immer aus der patsche hilft.

Musikalische Unterstützung von  Christoph & Lollo. © RABENHOF / http://pertramer.at  Das schrille Show-Setting mit Freitreppe darf dabei den Blick auf das durchaus ernsthafte Anliegen Pfallers nicht verstellen: Etwas dagegen zu halten, dass das aktuelle politisch-ökonomische Geschehen in der westlichen Welt in einer tiefen Krise ist. Und so doziert der Universitätsprofessor Pfaller nicht nur über historische Begriffe, sondern bringt die Marxschen Analysen auch in einen heutigen Kontext.
Karli und Karl verhandeln die Bologna-Universitätsreform ebenso wie das gar nicht so coole Dasein der Hipster als Einpersonenunternehmer (EPU), abermals kongenial unterstützt von Christoph & Lollo. Auch Pfallers generelle Kulturkritik am allgegenwärtigen Diktat der Mäßigung in jeder Hinsicht kommt nicht zu kurz, wenn er an sein großes Vorbild Epikur erinnert: „Er sagt, mit der Mäßigung müsse man maßvoll umgehen, weil sie selbst sonst zum Exzess wird“.

Auf einer Fortsetzung dieser köstlichen Philosophie-Show mit Tiefgang wollen wir doch bitte bestehen!

Theater Rabenhof: „Meilensteine der Philosophie. Die großen Knaller bei Robert Pfaller“. Von und mit Katharina Baumhakel, Katharina Lacina, Robert Pfaller, Musik: Christoph & Lollo, Regie: Thomas Gratzer, Karten: rabenhoftheater.com,
Nächste Termine: 29., 30. Jänner, 16., 17. März