Zum Hauptinhalt springen

La Fille mal gardée – Neue Besetzung

Denys Cherevychko, Maria Yakovleva © Wiener Staatsballett / Ashley Taylor

Man kann es nicht oft genug sehen dieses Ballett vom fröhlichen Landleben und der Liebe von Lise und Colas aus dem 18 Jahrhundert. Frederick Ashton hat „La Fille mal gardée“ 1960 nach dem Libretto von Jean Dauberval neu choreografiert. Wie frisch und fröhlich die zwei Akte immer noch sind, spürt auch das Publikum und beklatscht freudvoll auch die zweite Serie in neuer Besetzung.

Denys Cherevychko tanzt zum ersten Mal den Colas und auch Dumitru Taran, als der von der Mutter Lises favorisierte aber von Lise verabscheute Alain, feiert ein Rollendebüt. Als Lise bereits erfahren, aber um nichts weniger bezaubernd, mit federnden Sprüngen, spitzbübischem Lächeln, wenn sie nicht gerade mit verträumten Blick an ihren Liebsten denkt, begeistert Maria Yakovleva. Roman Lazik hat sich schon in der Premiere mit der animierten Darstellung der energischen Mutter, die sich dennoch vom Töchterlein immer wieder um den Finger wickeln lässt, den Platz als Publikumsliebling erobert. Er wird ihn behalten, so oft er auch auftritt. Die Mutter mit dem einfältigen Alain im Gewittersturm (Lazik / Taran) © Wiener Staatsballett / Ashley Taylor

Cherevichko ist kein Neuling in Ashtons ideenreichen differenzierten mit großen Ideen und kleinen Scherzen überraschender Choreografie. Schon als junger Tänzer hat er in Wien den als lustige Figur angelegten Alain mit Witz getanzt und hat auch als Colas den Schalk im Nacken. Lustvoll zeigt er seine sicheren, hohen Sprünge und brilliert auch in den variantenreichen, gar nicht einfachen Pas de deux mit Yakovleva. Makellos und überaus unterhaltsam ist der Pas de trois (Colas– Lise – Alain) gelungen.

Dumitru Taran als Kasperl Alain. © Wiener Staatsballett / Ashley Taylor Dumitru Taran ist ein gelenkiger, zu jedem Unsinn aufgelegter Alain, hat aber das richtige Maß noch nicht gefunden. Erst wenn er den funkelnden Ehering wieder einstecken und erkennen muss, dass die ihm zugedachte Braut Lise einen anderen nimmt, legt er den Wurschtel ab, ist so traurig, dass ich auch ihm eine liebende Partnerin gönne. Unter den schwungvoll tanzenden Freundinnen Lises oder den übrigen Dorfmädchen sollte sich doch eine finden, der der enttäuschte Bub den Ring an den Finger stecken darf.

Ohne Premierenfieber gelingen vor allem den Damen Timing und Koordination wesentlich besser, wenn auch höchste Konzentration gefordert ist. Ashton ist soviel Amüsantes und auch Schwieriges eingefallen – allein wie viele Variationen er im Spiel mit den rosa Bändern zeigt ist zum Staunen – dass jede Bewegung exakt sein muss. Denn Herren, die mit allerlei Gerät arbeiten müssen, gelingt das nicht immer. Das mag aber auch an der Energie liegen, die alle fröhlich beflügelt und mitreißt. Maria Yakovleva als leichtfüssige Lise © Wiener Staatsballett / Ashley Taylor

Gewechselt hat auch der Dirigent. Paul Connelly hat den Stab an Alexander Ingram übergeben, der besonderen Wert auf die lyrischen Passagen der Musik Ferdinand Hérolds (in der Bearbeitung von John Lanchbery) legt. Auch in dieser Besetzung beweisen die Tänzer_innen des Staatsballetts, dass sie nicht nur ihr ureigenes Metier bestens beherrschen, sondern auch Freude am Rollenspiel haben und sich als Darsteller_innen nicht zu verstecken brauchen.

Denys Cherevychko als sprungkräftiger Colas © Wiener Staatsballett / Ashley Taylor Lediglich das arme Pony, das zur Freude kindlicher Gemüter auftritt, scheint sich nicht wirklich wohl zu fühlen als Bühnenstar, schaut unwillig, trabt missmutig, was den Gästen in der Kutsche anscheinend auch einiges Unbehagen bereitet. Was nichts daran ändert: Dieses Ballett kann man nicht oft genug sehen, es gibt immer wieder Neues zu entdecken.

Wiener Staatsballett: „La Fille mal gardeé“, Choreografie Frederick Ashton, mit Maria Yakovleva, Denys Cherevychko, Dumitru Taran und Roman Lazik in den Hauptrollen. Staatsoper, 17.12.2015.

Nächste Vorstellungen in wechselnder Besetzung: 25., 26., 27., 28., 30. Dezember.
Am 20. Jänner 2016 haben Natascha Mair und Jakob Feyferlik als Lise und Colas Premiere.