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Die Schneekönigin, neu besetzt

Die Königing mit ihren Wölfen (Avraam, Feyferlik, Basilio). © Wiener Staatsballett / Ashley Taylor

Ioanna Avraam tanz in der Volksoper die Titelrolle in Michael Corders Ballett „Die Schneekönigin“ zur Musik von Sergej Prokofjew. Das junge Paar, Gerda und Kay, wird von Nina Tonoli und Greig Matthews verkörpert. Neu besetzt sind auch die beiden Rosenknaben: Andrey Kaydanovskiy und Tristan Ridel bescheren Nina Tonoli als Gerda süße Träume. Wie schon bei der Premierenbesetzung spendete das Publikum begeistert Applaus.

Auch wenn Hans Christian Andersens Märchen „Die Schneekönigin“ gar nicht wirklich erzählt, sondern bestenfalls angedeutet wird, ist die Rechnung mit dem jungen Publikum aufgegangen: Lackschuhe, Samtanzug und rosa Prinzessinnenkleid dominieren. Der Titel zieht und Mütter und Großmütter müssen sich in den zwei Pausen der drei Akte bemühen, erklärend Spannung zu erzeugen.

Wer die Schneekönigin ist, muss nicht erklärt werden, schon im Prolog zeigt sich Ioanna Avraam in ihrem Rollendebüt als eiskalte Herrscherin. Biegsam und dennoch majestätisch schwebt sie, von den beiden jungen Wölfen (Jakob Feyferlik, Leonardo Basilio) gehoben, getragen und auch bewacht, durch ihren glitzernden Palast. Wenn sie mit neidischem Blick das Glück der beiden Menschenkinder beobachtet, ist das Schlimmste bereits zu ahnen. Man möchte die Solistin öfter in größeren Rollen auf der Bühne sehen.
Auch als Kay schließlich gerührt und glücklich, Gerda wieder zu sehen, den Splitter aus dem Auge weint und dadurch befreit ist, lässt sich diese Unberührbare nicht knicken. Sie kennt ja keine Gefühle. Stolz und ungebrochen zieht sie sich zurück, lässt die kleinen Füchse (Anita Manolova, Céline Janou Weder) ein Tänzchen wagen und muss den eindrucksvollen Schluss leider abgeben. Zurück ins Dorf zur Großmutter. Schneekönigin Ioanna Avraam. © Wiener Staatsballett / Ashley Taylor Im Hui sind Gerda und Kay wieder im Frühling vor der Hütte, noch einmal Bauernmädchen, noch einmal Dorfbewohnter. Noch ein Pas de deux, keine Apotheose. Die gibt es nur im klassischen Märchenballett.

Nina Tonoli und Greig Matthews, vor kurzem noch als „Junge Talente“ im gleichnamigen Programm gefeiert, schlagen sich wacker in ihrer ersten großen Solorolle. Tonoli ist eine anmutige, kindliche Gerda, unangestrengt, mit elegantem Port de bras. Greig Matthews hat einen schwierigen Part, ist nahezu dauernd auf der Bühne und muss auch die Partnerin wechseln.
Verliebtes Paar: Nina Tonoli, Gerda – Graig Matthews, Kay. © Wiener Staatsballett / Ashley Taylor Corder will, dass sich die Pas de deux mit Gerda und mit der Schneekönigin gleichen. Mit der jungen Halbsolistin Tonoli tut  sich Matthews als fröhlich bis schalkhafter Jüngling leichter denn als angstvoller bis faszinierter Gefangener der eiskalten Königin.

Besonders gut gelungen ist dem jungen Paar der Traumtanz zu Beginn des 2. Aktes.  Gerda ist auf der Suche nach Kay im Wald eingeschlafen, weiße und rote Rose wiegen sie im Schlaf, Kay erscheint:  Pas de deux. Tonoli und Matthews dürfen zeigen, was sie können. Dazu spielt das Orchester der Volksoper unter Martin Yates die lyrische Suite „Sommernacht“ (ein Auszug aus Prokofjews Oper „Die Verlobung im Kloster“) so einfühlsam, wie der gesamte Abend musikalisch bestens bewältigt worden ist.

„Die Schneekönigin“ mit Ioanna Avraam, Nina Tonoli, Greig Matthews. 22.12. 2015.
 Wiener Staatsballett in der Volksoper.
Nächste Vorstellungen: 3., 17. Jänner; 21. Februar 2016.