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Sara Lanner / Susanne Songi Griem. 2 x ImPulsTanz

Sara Lanner in "Mining Mind", Costas Kekis im Hintergrund.

Im Rahmen von [8:tension] waren zwei Arbeiten zu sehen, die unterschiedlicher nicht sein können. Die Tänzerin, Choreografin und bildende Künstlerin Sara Lanner hat gemeinsam mit Costas Kekis „Mining Minds“ im Kasino am Schwarzenbergplatz gezeigt; Susanne Songi Griem war im Schauspielhaus mit dem Musiker Pete Prison IV und Agnes Bakucz Canário mit „Fisch und Schwan in Negligé“ auf der Bühne.

"Fisch und Schwan in Negligé": Susanne Songi Griem mit Fetzen und Fahne.Der Titel der knappen Stunde mit „Fisch und Schwan in Negligé“ (der Fallfehler ist Absicht, richtig sind die beiden Tiere „im Negligé“, wie einst Damenunterkleider, in denen sich Wienerinnen in den Nachkriegsjahren auf der Wiesen gesonnt haben, genannt worden sind) ist rätselhaft und verführerisch. Doch ein schöner Titel macht noch kein Stück. Songi Griem, eine koreanisch-deutsche Objekt- und Performancekünstlerin, veröffentlicht seit 2019 ihre Recherche-Reihe „Library of Unfinished Memories“, also eine „Bibliothek unvollendeter Erinnerungen“, in der sie sich mit Konturen und deren Auflösung beschäftigt. Sara Lanner, Costas Kekis: In die dunkle Höhle dringt ein Lichtstrahl.Mehr Auflösungen als Konturen hat sie mit Agnes Bakucz Canário „(they / them pronouns)“ steht als Namenszusatz auf dem Programmzettel, und dem Underground Musiker Pete Prison IV im Rahmen des ImPulsTanz Festival / [8:tension] gezeigt. Mehr Probe als ausgearbeitete Performance, nichts Neues, nichts Konkretes, fadenlos, obwohl mit genügend Stofffetzen hantiert worden ist.
In diesen sich dehnenden 55 Minuten taucht die Frage auf, was soll auf der Schiene [8:tension] Platz finden? Ist es die, zugegeben angenehme, Kürze der Performances? Lanners „Mining Minds“ dauert ebenfalls kaum eine Stunde. Oder, neu „Seit 2001 bietet ImPulsTanz die Gelegenheit, eine neue Generation von Choreograf*innen aus aller Welt und ihre Arbeiten kennenzulernen“ wird auf der Website kundgetan. Songi Griem auf der mit allerhand Kram, Stoffballen und Gestellen vollgeräumten Bühne.So neu sind beide Künstlerinnen nicht, besonders Lanners Liste von Arbeiten, gezeigt nicht nur im ImPulsTanz Festival, ist ziemlich lang. Auch Susanne Songi Griems Arbeit war bereits zu sehen. Wie auch immer, die beiden Künstlerinnen fahren jedenfalls nicht auf dem gleichen Gleis."Mining MInds"  ist ausgefeilt, durchdacht und intensiv geprobt. Die Uraufführung hat am 14. Oktober 2021 im brut stattgefunden.  „Fisch und Schwan in Negligé“ war am 21. Oktober ’21 im inzwischen ausquartierten Le Studio zum ersten Mal zu sehen. Seitdem ist die Aufführung zerfranst und zerfleddert, es mangelt an Sprechtraining und Dramaturgie. Zu experimentieren und zu probieren ist für den Prozess wichtig, doch eine Aufführung ist eine Aufführung, eine fertige Aufführung, ob Tanz oder Performance, mit viel die Bewegungen hemmenden Zeug auf der Bühne oder pur, nur die Körper ins Zentrum stellend, jedenfalls ohne ääh und hmm, wenn schon gesprochene Texte sein müssen. Die Tänzerin Sara Lanner inmitten der mit Bedacht installierten Objekte.Auch [8:tension] sollte dem Anspruch eines Festivals genügen, sonst besteht die Gefahr, dass diese ambitionierte und für künstlerische Frischlinge wichtige Schiene zu einem Reservat für Bruchpilot:innen wird.
Sara Lanner nimmt ihre Arbeit und auch das Publikum ernst, ob das Team von Susanne Songi Griem es mit dem Publikum genauso hält, war nicht zu erkennen.
Lanners feine, poetische Arbeit, für die Bühne im Kasino sorgfältig adaptiert, ist dem Programm [8:tension] längst entwachsen, Songi Griem und ihr Team müssen erst hineinwachsen.

ImPulsTanz Festival / [8:tension]:
Sara Lanner: „Mining Minds“
Künstlerische Leitung, performative Objekte, Raumkonzept: Sara Lanner.
Choreografie, Performance: Costas Kekis, Sara Lanner. Lichtdesign, Raumkonzept. Bruno Pocheron; Sound: Peter Plos; Kostüm: Hanna Hollmann; Dramaturgie. Gabrielle Cram. 12., 14. Juli 2022. Kasino am Schwarzenbergplatz. Lanner und Kekis lassen einen Draht schwingen und schwirren. Im Vordergrund die spiegelnde, raschelnde kupferfarbene Folie. Fotos: Christine Miess
Susanne Songi Griem with Pete Prison IV and Agnes Bakucz Canário: „Livebrary of Unfinished Memories / / Fisch und Schwan in Negligé”
Konzept: Songi Griem; Performance und Text: Songi Griem, Pete Prison IV; Bakucz Canário; Live Musik: Pete Prison IV; Kostüm: Mael Blau; Objekte: Songi Griem, Florian Berger: Lichtdesign: Sebastian Bauer; Video: Barbara Wilding. 13, 16. Juli 2021, Schauspielhaus.
Fotos: @ Elsa Okazaki.