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Lau Lukkarila: „Nyxxx“, brut-imagetanz

Lau Lukkarilla als liebliche Nyx. © Franzi Kreis

Ein Ereignis. Kein Virus kann Lau Lukkarila davon abhalten, ihr Solo „Nyxxx“ zu zeigen. Vor reduziertem, jedoch restlos begeistertem, Publikum hat die letzte Vorstellung für das heurige imagetanz-Festival von brut im Ankersaal stattgefunden. Niemand hat es sich nehmen lassen, danach schaumgebremst zu feiern.

Lau Lukkarila als "Nyx", die schwarze Göttin der Nacht. © Franzi Kreis.Mit wehendem schwarzen Mantel fliegt die Göttin der Nacht auf ihrem Roller auf die Bühne, dreht ihre Kreise rund um das weiße Podest, das über eine Treppe erreichbar ist, vorbei an der schwarzen Gitarre, die in ihrer Halterung auf die Geliebte wartet. Gegen Ende nämlich wird klar, die schöne, lackierte Gitarre ist das Ziel ihres begehrens, mit ihr will sie sich vereinigen. Auf der Bühne funktioniert das mit betörendem Gesang. Gefährlich und verführerisch: Nyxxx (Lukkarila). © Franzi Kreis

„Nyx“ ist in der griechischen Mythologie die Göttin und Personifizierung der Nacht, ihr Bruder ist Eros. Die Nacht ist zum Fürchten, finster und geheimnisvoll, aber auch Zeitraum der Sehnsucht, wo Eros das Begehren entfacht und die Infizierten nie geahnten Lüsten frönen. Wie seine Schwester Nyx ist Eros direkt aus dem Chaos geboren. Der Lustspielautor Aristophanes lässt ihn in der Komödie „Die Vögel“ aus dem Ei der Nyx schlüpfen und mit Chaos das Geschlecht der machthungrigen Vögel zeugen.

Auf der Bühne agiert eine Zauberin, nicht nur als finstere, angsterregende Nacht, sondern auch als zarte Göttin, die in frühlingshaftem Gewand im Mondenschein tanzt.
Hinreißend.

Tanzen, Erzählen, Singen: Lau Lukkarila ist ein Bühnenereignis. © Franzi Kreis Ohne Anstrengung beherrscht Lukkarila die Bühne und auch ihre Thema, das Wesen der Erotik. Sie ist weder Frau noch Mann, hat weder Pornografie noch Drastik vonnöten, wenn sie lässig über ihren ersten Orgasmus plaudert oder ein unsichtbares Du anspricht. Eine Tänzerin / Performerin, die ihre Stimme, auch im Gesang, einzusetzen weiß und auch verständlich sprechen kann. Eine Seltenheit. Am liebsten aber sehe ich Lau Lukkarila, wenn sie tanzt. Energie und Emotionalität, Körperbeherrschung und Muskelspiel und ebenso graziöse wie raue Bewegungen der Arme und Beine lassen sie tatsächlich als Göttin erscheinen – gefährlich, verführerisch und unwiderstehlich.
Mit Bühnenpräsenz und Ausdrucksfähigkeit hat die Künstlerin eine bestens getimte, perfekt durchdachte, fesselnde Vorstellung in stringenter Dramaturgie, mit gleitenden Übergängen, sparsam eingesetzten Videobildern, stimmigem Lichtwechsel und passender, teils rauschhafter Musik gestaltet, die Lust und Hoffnung auf mehr weckt.

Lau Lukkarila ist in Finnland geboren und hat in Helsinki ihre umfassende Bühnenausbildung begonnen. 2018 hat sie das Start-Stipendium für Musik und darstellende Kunst des Österreichischen Bundeskanzleramts erhalten und auch das danceWEB-Stipendium bei ImPulsTanz. Beim Festival Rakete im Tanzquartier war sie im Vorjahr mit ihrem Solo „Trouble“ aufgefallen.

"Nyxxx": Konzept und Performance: Lau Lukkarila. Video: Ju Aichinger; Songs: Rana Farahani aka fauna; Sounddesign und Komposition: Manuel Riegler aka raschel; Dramaturgische und künstlerische Beratung: Costas Kekis; Ästhetische Beratung: Alex Franz Zehetbauer; Outfit: Özlem Teker.
Premiere und einmalige Aufführung am 13. März 2020 im Rahmen von imagetanz. brut im Ankersaal. Bis Anfang April 2020 sind alle Vorstellungen abgesagt.
Für die kleine Premierenfeier hat die Traditionsfirma Trzesniewski ihre stadtbekannten Brötchen gespendet. Das Plakat für das jährliche Festival imagetanz hat die Geschäftsführung dazu animiert, die „unaussprechlich guten Brötchen“ zur Verfügung zu stellen. Sie haben geschmeckt.