HUGGY BEARS: „Handle with care”, brut / imagetanz
Die Huggy Bears-Plattform vereint aufstrebende KünstlerInnen der Performance-Szene in Wien Favoriten. Am Weltfrauentag wurden vier unfertige Stücke, die im Anschluss zur Diskussion standen, in der neuen Residenz von Huggy Bears am Kempelenpark vorgestellt. Die Künstler*innen zeigen Ausschnitte und richten ihre brennenden Fragen an das Publikum, um mit den Antworten ihre Werke weiterzuentwickeln.
"Fax" von Fabian Faltin. Fabian Faltin hält eine Lecture Performance: „Fax“. Er leitet den Nachmittag mit Gedanken zu „unfertigen Arbeiten und instabilen Verhältnissen“ in einer Küche ein. Danach führt er die circa 50 Zuschauer*innen zu einem arbeitenden Drucker. Während Faltin seinen Monolog über unruhige Zeiten fortsetzt, verteilt er frischgedruckte Kopien und führt die Gruppe schließlich in einen Arbeitsraum. Dort hat er ein utopisches Industrie-Gelände aus Alltagsgegenständen ausgebreitet, wo Menschen und Maschinen ineinander verschmelzen. Zum Ausklang ertönt ein Anrufbeantworter mit uneindeutiger Nachricht, die Zukunft oder eben doch die Vergangenheit lässt grüßen.
Daphna Horenczyk: „DIORAMA: stories“. Daphna Horenczyk beschäftigt sich mit der Wahrnehmung und möglichen Manipulation von Bildern. Sie zeigt zwei Versionen eines Geschehens: Eine live aufgenommene Szene und eine mit der Software veränderte Geschichte. Mit der Veränderung der Bilder und deren Reihenfolge verändert sich auch die Erzählung, die Szenen erhalten neue Wertung und Aussage. Originalgeschehen contra zu (Instagram-)Posts, veränderte Bilder machen Meinung. Einmal eine gewaltlose Szene, das andere Mal, durch die neue Ordnung der Bilder, Aggression und Gewalt. Zunehmend wird unklarer, was das ursprüngliche Narrativ der Geschichte ist: Das Video oder die daraus entnommenen, stark reduzierten Abbilder?
Hyeji Nam & mirabella paidamwoyo dziruni: „안의기억 (Koreanisch: an-ui gieog ≈ inneres Gedächtnis)“: Fünf Performerinnen und ein Hund bewegen sich im warmen Licht durch den Raum. In mehreren Duetten kommt es zu Auseinandersetzungen zwischen den Beteiligten. Im Raum sind Wut und Unbehagen zu spüren, die durch Technomusik, Gesten und Schreie untermauert werden. Die Performerinnen fühlen sich unwohl, ganz so, als ob sie sich aus ihrer Haut herauslösen wollten. Gleichzeitig spielen sie mit dem Publikum und setzen es mittels Licht und unterschiedlichen Sitzmöglichkeiten in Szene. Als People of Color teilen die Performerinnen ihre Erfahrungen des (ungewollten) angestarrt Werdens mit dem Publikum, indem sie die Zuschauer*innen ins (ungewollte) Rampenlicht befördern. Dadurch gelingt ein Selbstermächtigungs-Akt des Kollektivs, hier dürfen sie entscheiden, wer angestarrt wird und wer nicht.
Rhizomatic Circus Collective: „Dysruption – like dysko!” Die letzte Performance ist düster. Die Artistin befindet sich hinter im finsteren Raum hinter einem Glasfenster. Hie und da erhellt sich die Dunkelheit durch ein kurz aufflackerndes Licht, es ist Technomusik zu hören. Lediglich der schwankende Oberkörper der Performerin ist zu sehen, sie scheint sich ihrer Schritte nicht sicher zu sein. Die Tür geht auf, die Performerin tritt hervor, das Rätsel löst sich auf: Ihr linkes Bein ist abgeknickt und an einer Stelze befestigt. Im Ursprungsraum machen zwei DJs Musik, die Tänzerin dreht sich einbeinig im Kreis bis sie am Boden landet. Prompt wird ihre Beinverlängerung zur Waffe, die sie auf das Publikum richtet. Die Musik wird langsam leiser.
Im kommenden Herbst sollen die von Huggy Bears unterstützen Arbeiten endgültig fertig sein und im WuK aufgeführt werden.
Handle with care featuring HUGGY BEARS: Beiträge von Fabian Faltin, Daphna Horenczyk, Hyeji Nam & mirabella paidamwoyo dziruni, Rhizomatic Circus Collective, 8. März 2020, im Rahmen von imagetanz, brut im HUGGY BEARS Art Place.