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Strawinsky-Ballettabend mit neuer Besetzung

Petruschka: Von Schülerinnen gepeinigt © Wiener Staatsballett / Ashley Taylor

Zum fünften Mal wurde der Ballettabend zur Musik von Igor Strawinsky, kreiert von drei Tänzern des Wiener Staatsballetts, vom Publikum mit Begeisterung aufgenommen. In Eno Peçis „Petruschka“ und auch in Andrey Kaydanovskiys „Feuervogel“ waren einige Debüts zu bewundern. András Lukács ließ in „Movements to Strawinsky“ die bewährten sechs Paare tanzen. Ein Genuss, immer von Neuem.

Der Lehrer und seine Frau (Feyferlik, Tonoli) © Wiener Staatsballett / Ashley Taylor Jakob Feyferlik ist der neue Lehrer im Ballett „Petruschka“ von Eno Peçi. Ein geschmeidiger Lehrer, dem das Unterrichten bei den wilden Buben und kecken Mädchen wenig Freude bereitet. Immer knickt er ein, als richtige Gliederpuppe, wie es der originale Wurschtl Petruschka ja auch ist. Diese weichen Bewegungen liegen dem Solotänzer mehr als die eckigen des Lehrers, der versucht sich durchzusetzen. Umso härter der Kontrast zur selbstverliebten, eitlen Direktorin, von Rebecca Horner als verführerische Schlange getanzt, die weder Respekt noch Liebe aufbringt. Ein Höhepunkt des Balletts in der Schulklasse (das Hintergrundszenario von Pavol Juráš erinnert, wie manche Zitate, an den Originalschauplatz wo die Puppen lebendig werden) ist der Pas de trois des Lehrers mit der Direktorin und der Ehefrau (Nina Tonoli). Von der Ballettakademie kommt fröhlich springend Raphael Grotrian als gemeinsamer Sohn. Jakob Feyferlik als Lehrer am Ende. © Wiener Staatsballett / Ashley Taylor
Tänzerinnen und Tänzer haben am Tohuwabohu in der Klasse so richtig Freude gefunden und tanzen mit vollem Einsatz und sprechender Mimik. Trevor Hayden und Arne Vandervelde sind als Satansbraten mit Lust an der Grausamkeit richtig zum Fürchten. Am Ende des bösen Spiels macht Feyferlik eine so klägliche Figur, ein so unglückliches Gesicht, dass ich echt erlöst bin, als er sich fröhlich strahlend im Applaus verbeugt. Doch die Musik sagt es ja auch: Petruschka ist nicht umzubringen. In Peçis Ballett symbolisiert das sein Sohn, der zum Schluss den Klassenraum erobert.

Ein Satz nur über András Lukács „Strawinsky-Bewegungen“, weil auch diesmal das Publikum seine Begeisterung deutlich gezeigt hat: Eine wirklich gelungene Choreografie, fließend im sanften Licht von Attila Szabó und den originellen Kostümen von Lukács, die Mónika Herwerth umgesetzt hat.

Der Feuervogel (Greig Matthews) mit Ivan (Masayu Kimoto) und Prinzessin ( Carolina Sangalli) © Wiener Staatsballett / Ashley Taylor Mit dem „Feuervogel“ von Andrey Kaydanovskiy habe ich mich endlich ausgesöhnt. Greig Matthews, der lebendig flatternde, mit grauem Haar, schon etwas müde Vogel, putzt das Geschehen ungemein auf. Präsent und der Musik vertrauend macht er seine Rolle als Einflüsterer verständlich. Am Ende wird er von Ivan rüde weggeschickt, muss wieder den Wegweiser spielen, hat aber längst ein neues Opfer erspäht.
Als Ivan, in blauer Unterwäsche, ist Masayu Kimoto in seiner Rolle ganz heimisch geworden, spielt das arme Huhn (ein verkleideter Zettelverteiler) ebenso engagiert wie den nach Besitz und Macht gierenden jungen Mann. Im Pas de deux (par terre) mit Vasilissa ist er zärtlich und anschmiegsam. Gala Jovanovic zeigt als Leiterin des Supermarkts und Geliebte des Chefs Koschey ein überaus gelungenes Debüt. Weniger hart als desperat, spielt und tanzt sie perfekt mit Partner Kimoto zusammen. Gala Jovanovic als Vasilissa im "Feuervogel". © Wiener Staatsballett / Ashley Taylor
Bestechend auch das Debüt von Denys Cherevychko als Koschey. Er macht aus dem Herrscher über die Warenwelt einen aufgeblasenen Popanz, eher lächerlich als fürchterlich, doch köstlich anzusehen. Wie Matthew gibt er dem Spiel neuen Glanz, auch wenn Koschey ausgetrickst und abserviert wird. Der Rächer wartet schon hinter der Auslagenscheibe, als Hot Dog verkleidet.

Denys Cherevychko als großmächtiger Koschey (Gala Jovanovix als Vasilissa). © Wiener Staatsballett / Ashley Taylor Auch unter die Kunden und Prinzessinnen mischen sich Debütant_innen; die Putzfrauen sind ganz neu und von höchster Qualität und Spielfreude: Ioanna Avraam, Sveva Gargiulo, Richard Szabó und Andrey Teterin.

Die Freude an diesem Abend vollendet das Volksopernorchester unter David Levi. Wie auf der Bühne, sind nach 5 Vorstellungen auch im Orchestergraben und am Pult die Proben (die in der Realität viel zu kurz waren) endlich beendet und ein runder, taktvoller Abend wird vom Publikum mit heftigem und herzlichem Applaus bedankt.

„Der Feuervogel“, Choreografien von Eno Peçi, András Lukács, Andrey Kaydanovskiy zu Kompositionen von Igor Strawinsky. 5. Vorstellung des Wiener Staatsballetts in der Volksoper, 21. Mai 2017.
Noch vier Vorstellungen in dieser Saison: 23., 28. Mai; 2., 7. Juni.
Am 7. Juni tanzen Zsolt Török den Ivan und Géraud Wielick den Feuervogel im gleichnamigen Ballett.