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Patrick de Bana: „Marie Antoinette“, Volksoper

Nur noch zwei Mal in dieser Saison ist die Neufassung 2014/16 des abendfüllenden Balletts von Patrick de Bana, „Marie Antoinette“ in der Volksoper zu sehen. Nicht nur mit Wien, wo Marie Antoinette 1755 als Tochter Kaiserin Maria Theresias geboren wurde, ist das Ballett eng verbunden, sondern auch mit Paris und Versailles, wo sie mit erst 14 Jahren mit dem französischen Kronprinzen Louis Auguste verheiratet worden ist. Als dieser als Ludwig (Louis) XVI. König wurde, wurde Marie-Antoinette Königin von Frankreich und Navarra.

Königlicher Pas de deux. © Wiener Staatsballett / Ashley Taylor In den beiden Schlössern von Wien und Versailles lässt Choreograf de Bana auch sein zweiaktiges Ballett spielen. Anfangs ist die junge Marie-Antoinette ein fröhliches Mädchen, für die strenge Mutter Maria-Theresia fast zu fröhlich. Der Dauphin, nur ein Jahr älter als sie, gefällt ihr, zwei Kinder freuen sich des Lebens. De Bana hält sich an kein Geschichtsbuch und auch nicht an die Geschichten, die schon zu ihren Lebzeiten über die ungeliebte Königin aus Österreich herumgetratscht worden sind. Ihm geht es eher um die Darstellung der Gefühle und Seelenzustände der vom entmenschten Mob der Revolution zur Hinrichtung getriebenen Hauptfigur. Deshalb gibt er ihr auch zwei, nur den Zuschauer*innen sichtbare, Gestalten bei, das Schicksal und den Schatten (Géraud Wielick, Alice Firenze). Dieses unheimliche Paar tanzt zu elektronischer Musik von Carlos Pino-Quintana. Im Gefängnis wartet der Tod. © Wiener Staatsballett / Ashley Taylor
Für die Szenen am Hof hat de Bana Musik der Zeit, also vor alle Mozart, aber auch von Barockkomponisten ausgesucht. Die durchscheinenden Kostüme, in zarten Farben, hat Agnès Letestu entworfen. Sie war selbst Ètoile in der Opéra de Paris und weiß Ästhetik und Freiheit (zum Tanzen) zu paaren.

Die beiden Vorstellungen werden auch durch die großartige Besetzung begeistern: Olga Esina tanzt Marie Antoinette, ihr königlicher Partner ist Jakob Feyferlik. Seine Schwester und Marie Antoinettes liebevolle Freundin ist Ketevan Papava und der Mann, in den sich Marie Antoinette verliebt, Axel von Fersen, ist Leonardo Basilio. Gala Jovanovic ist Maria Theresia, deren Rolle de Bana in der Neufassung deutlich vergrößert hat. Vielleicht geht die Geschichte vom frühen Tod der Marie-Antoinette deshalb so zu Herzen, weil sie selbst längst zum Mythos geworden ist wie ihre Mutter, die Kaiserin von Österreich.

Patrick de Bana: „Marie Antoinette“ in Bombenbesetzung, 3. und 4. Juni 2018. Wiener Staatsballett in der Volksoper.