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Vorschau: "Josephs Legende" mit Präambel
Die Wiener Staatsoper feiert Richard-Strauss-Tage und das Wiener Staatsballett feiert mit. Drei Mal steht die Neuinszenierung der „Josephs Legende“ von John Neumeier auf dem Spielplan. 2008 hat Neumeier die „Josephs Legende“, uraufgeführt 1977 in Wien, neu bearbeitet und entschlackt. 2015 fand die Premiere der überarbeiteten „Josephs Legende“ in Wien statt.
Neumeiers Inszenierung der in geschichtlicher Zeit in Ägypten spielenden Legende von Joseph, den seine Brüder an den ägyptischen König verkauft haben, gilt als eine der wichtigsten neueren Inszenierung des 1914 in Paris uraufgeführten Balletts zur eigens dafür komponierten Musik von Richard Strauss. Mehr zur Entstehungsgeschichte der ersten Aufführung in der Choreografie von Michail Fokine teilt mein Kollege Norbert Weinberger im Anhang als Präambel mit.
Sensationell in Neumeiers Choreographie war nicht nur die prunkvolle, heute wohl als schwülstig angesehene Ausstattung in ägyptischer Pracht des Malers Ernst Fuchs, sondern vor allem die amerikanische Tänzerin Judith Jamison, die die Rolle von Potiphars Weib kreiert hat. Der blutjunge Tänzer des Hamburg Balletts, Kevin Haigen, mit 23 Jahren bereits Erster Solist in John Neumeiers Compagnie, war der „Tänzer und Träumer“ Joseph; Karl Musil, Erster Solotänzer des Wiener Staatsopernballetts († 2013) bezauberte als Engel; der Erste Solotänzer Franz Wilhelm († 2015) interpretierte Potiphar.
Von Ägypten nach Europa, aus biblischer Zeit ins Heute verlegt, ist Neumeiers Josephslegende nun eine moderne Erzählung, von Macht und Begehren, Einsamkeit und Unschuld. Die Wiener Premiere der neuen neumeierschen „Josephs Legende“ mit Denys Cherevychko und Rebecca Horner alternierend mit Davide Dato und Ketevan Papava 2015 wurde vom Publikum lautstark und der Kritik hymnisch gewürdigt.
Im ersten Teil des Abends ist das Ballett „Verklungene Feste“, ebenfalls eine Komposition von Richard Strauss, getanzt von fünf Paaren, zu sehen. Entrümpelt wurde vor allem die Ausstattung von Ernst Fuchs. Albert Kriemler hat zeitgemäße und dennoch prächtige Kostüme geschaffen und die Inszenierung mit der zurückhaltenden Möblierung des Schauplatzes, der Villa eines Neureichen, besorgt; Heinrich Tröger von Allwörden ist für die Ausführung zuständig. Einstudiert hat die Wiener Aufführung Kevin Haigen, der Joseph der Uraufführung in Wien.
Wegen Verletzungen und Karenzzeiten steht für die neuerliche Einstudierung der „Josephs Legende“ die Originalbesetzung von 2015 nicht vollständig zur Verfügung. Junge Talente, wie Géraud Wielick am 17.12. Nachmittag, dürfen sich ausprobieren. In dieser Vorstellung ist auch eine ehemalige Tänzerin des Staatsopernballetts, Patrizia Friza, als Potiphars Weib zu Gast. Seit 2006 ist sie Mitglied des Hamburg Balletts, seit 2009 Solistin. Sowohl „Verklungene Feste“ als auch die „Josephs Legende“ (Potiphars Weib) sind in ihrem Repertoire. Ihr Partner ist Eno Peçi; Roman Lazik tanzt den Engel. Am Abend des 17.Dezember ist der neue Engel Jakob Feyferlik; Denys Cherevychko, Rebecca Horner und Eno Peçi haben bereits 2015 das Publikum zu Beifallsstürmen hingerissen. Die selbe Besetzung ist auch am 20. Dezember abends zu sehen. Dirigent aller drei Vorstellungen ist Gerrit Prießnitz.
John Neumeier: „Verklungene Feste“ / „Josephs Legende“ 17.12, 14 Uhr; 17.12., 19.30 Uhr; 20.12., 19.30 Uhr. Wiener Staatsballett in der Staatsoper.