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Weltstar Gala – Ein Fest für Igor Zapravdin
Die von Kirill Kourlaev und Olga Esina im Volkstheater veranstaltete 1. Weltstar-Gala darf als voller Erfolg in die Annalen eingehen. Zugleich mit dem Auftritt der Stars renommierter Compagnien wurde auch ein Jubiläum gefeiert: Seit 25 Jahren tut Ballettkorrepetitor, Pianist und Organisator Igor Zapravdin seinen geliebten Dienst an der Wiener Staatsoper. Das muss gefeiert werden. Und das wurde es auch. Auf der Bühne, heiter und gelöst, wie vom Publikum mit Jubel und Bravorufen.
Ein Pianist, auch wenn er gebürtiger Russe ist, feiert bei einer Ballett-Gala nicht mit Wodka, Weib und Gesang, sondern mit den Fingern, die er über die Tasten tanzen lässt. Zapravdin tut dies mit solcher Freude und Schwung, dass die Frackschöße fliegen. Als Zauberer erscheint er auf der Bühne mit Silber-Zylinder im Glitzer-Frack. Bühnenpräsenz und eine ordentliche Portion Witz sind nicht der einzige Grund für Igor Zapravdins Beliebtheit bei den Tänzerinnen, Tänzern und dem Publikum.
Vom Ehepaar Kourlaev / Esina und seinem Team perfekt organisiert, war ein abwechslungsreiches Programm mit Ballett- und Tanzkoryphäen nicht nur aus Wien, auch aus Budapest, München, Berlin, Warschau, Amsterdam und Moskau zu genießen. Natürlich liegt bei einer Gala, die von einer aktiven Ersten Solistin des Wiener Staatsballetts und einem ehemaligen Ersten Solisten organisiert wird, der Schwerpunkt auf klassischen Stücken.
Pas de Deux wechseln mit Soloauftritten, Virtuoses und Ernsthaftes mit Witzigem und Clowneskem, Glanznummern jeder Gala mit bekannten, weniger bekannten und ganz neuen Stücken, Klassik mit Neoklassik und Zeitgenössischem. Eine bunte Mischung eben, aufgelockert durch zwei Gesangseinlagen (Alida Berti, Zoryana Kushpler) und einer Parforcejagd auf dem Klavier von vier Händen (Zapravdin mit Kollegin Shino Takizawa). Trotz meines Vorhabens, Einzeltauftritte, ob von Gästen oder den Tänzer*innen des Wiener Star-Balletts, nicht hervorzuheben, sei eine Trouvaille dennoch erwähnt: Der delikate Pas de trois „The Ocean and Pearls“ (Musik Cesare Pugni) aus dem Ballett „Das kleine bucklige Pferdchen oder die Zaren-Maid“ von Alexander Gorsky (1871 – 1924) nach Arthur Saint-Léon, der das russische Märchen vom „buckligen Pferdchen“ als Basis seiner Choreografie verwendet hat. Sowohl in Petersburg wie in Moskau ist dieses Gustostückerl im Repertoire. Der Pas de trois wird gern jungen Tänzern und Tänzerinnen anvertraut. Für die Gala hat Halbsolist Alexandru Tcacenco mit den jungen Corps-Damen des Wiener Staatsballetts Szofia Laczkó und Madison Young das Trio einstudiert. Solotänzer Eno Peçi schenkte der Gala mit "Opus Nr. 25" eine Uraufführung. Mit Maria Yakovleba tanzt er selbst den traurigen Pas de deux zur Musik von Frédéric Chopin. Am Klavier: Igor Zapravdin. Wer sonst?
Eine Gala ist ein Fest, ein dreifaches diesmal, und da wird nicht gemeckert und gemaunzt, getadelt und auch nicht besonders gelobt. Es wird berichtet: Es war ein Fest, und es war schön.
Man darf sich am Tanz erfreuen und in den kurzen Umbaupausen nachdenken, wie viele Menschen beteiligt sind, dass so ein Abend funktioniert und gelingt. Da gibt es Verantwortliche für Ton und Licht, das rasch zu wechselnde Bühnenbild (Projektionen von Oleg Prodeus), die Garderobe, den Programmzettel und noch und noch.
Wenn der goldene Flitter vom Bühnenhimmel regnet, Olga Esina von links, Kirill Kourlaev von rechts, auftreten, um sich bei der auf der Bühne noch einmal versammelten Festgemeinde mit Rosen zu bedanken, schließt sich der samtene Vorhang, damit dahinter geküsst und gratuliert und die Fußmassage eingeleitet werden darf. Die Zuschauerinnen dürfen zufrieden und bester Laune nach Hause gehen. Und der letzte Mohikaner bereitet sich auf seine Nachtarbeit vor: Ashley Taylor, Ballettfotograf an der Staatsoper und auch sonst jederzeit mit der Kamera und seinem Gefühl für den richtigen Zeitpunkt des Abdrückens bereit, geht in die Dunkelkammer (oder wo und wie er heutzutage seine Bilder ausfertigt).
Ein köstlicher Abend, den Olga Esina & Kirill Kourlaev vorhaben, zu wiederholen, denn: „Wien braucht eine jährliche Gala“. Ballettfans dürfen also auch für nächstes Jahr, nach der traditionellen Nurejew-Gala in der Staatsoper, die auch als Leistungsschau des Wiener Staatsballetts erbauen soll, auf einen weiteren Gala-Abend mit internationalen Gästen hoffen. Der, wie beim Start zu sehen war, der Tanzkunst auch neue Fans bringen wird.
Weltstar-Gala, 29. Oktober 2017, Volkstheater, produziert von Kourlaev & Esina Production GmbH. Künstlerische Leiterin Olga Esina, Produktionsleiter Kirill Kourlaev.
Das Programm und die Biografien der Ballett-Stars.