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Corinne Eckenstein neue Intendantin im Dschungel
Dschungel, das Theaterhaus für junges Publikum im Museumsquartier, beginnt die Saison 2016/17 unter neuer Leitung. Corinne Eckenstein hat den 12 Jahre als künstlerischen Leiter amtierenden Stephan Rabl abgelöst und die künstlerische Leitung übernommen. Die kaufmännische Leitung obliegt Alexandra Hutter. Am 23. September wird der neue, wilde Dschungel mit zwei Produktionen feierlich eröffnet.
Bei so einer Eröffnungspräsentation müssen natürlich Schlagwörter fallen. Sie zu formulieren ist eine Stärke der Schweizer Regisseurin, Choreografin, Autorin und Schauspielerin Eckenstein. Seit 1990 lebt und arbeitet sie in Wien und hat sich genügend Lorbeeren erworben, nicht nur mit dem von ihr gemeinsam mit der Autorin und Regisseurin Lilly Axter 1995 gegründeten TheaterFOXFIRE), um das Vertrauen zu erhalten, dass diese schönen Worte auch zu großen Taten führen werden.
Alle Vorsätze werde ich jetzt nicht herbeten, einige als Teil vom Ganzen müssen reichen. Schließlich interessieren ja ab dem Eröffnungsabend, vor allem die großen, auch begeisternden, unterhaltsamen, erschütternden oder beglückenden Taten, kurz das Programm. Das ist in einem ordentlichen Heft enthalten und bald auch auf der Webseite zu finden.
Dennoch, ein paar Zitate: „Stürmische Zeiten bauchen ein mutiges Theater.“ „Vielfalt darf nicht zur Beliebigkeit werden“. „Partizipation und Identifikation“ Erklärung: „Partizipation schafft Identifikation“, doch „Partizipation heißt nicht nur teilnehmen, sondern Teil eines Ganzen zu sein.“ Dagegen ist absolut nichts einzuwenden. Und auch die konkreten Vorhaben machen neugierig: Weil Eckenstein „Wert auf Nachhaltigkeit“ legt, wird nicht eine Produktion nach der anderen aus den Ärmeln geschüttelt und gleich wieder vergessen. Stattdessen gibt es mehr Vorstellungsserien, die auf dem Spielplan bleiben und immer wieder auf der Bühne erscheinen.
So viel weniger Vorstellung sind es auch wieder nicht, nämlich 470 in der gesamten Saison. Für Schulen und Kindergärten wird vormittags gespielt, für Kinder nachmittags, für die Jugend (Eckenstein denkt auch an die Generation 16 +, die zwar schon wählen darf, aber vom Erwachsenenalter noch ziemlich entfernt ist) abends und das mitunter auf zwei Bühnen. Für Zahlspieler: 30 Premieren, 15 Wiederaufnahmen 5 Gastspiele = 50 Produktionen.
Für Eckenstein ist der Dschungel vor allem ein Dach für die geförderten Gruppen der freien Szene, deshalb wird sie den Fokus auf „eine lebendige und spannende österreichische Szene setzen“.
Aktivierung statt Berieselung. Der Dschungel soll ein Ort sein, „an dem jungen Menschen angeregt werden, über die Gesellschaft, in der sie leben, zu reflektieren, Wünsche, Ängste und Visionen zu äußern und zu thematisieren, aber auch zu provozieren und ihre eigenen Utopien zu entwerfen.“ Ganzjährige Theater- und Tanzwerkstätten, in denen Profis mi Kindern und Jugendlichen arbeiten und Schreibwerkstätten und andere Vermittlungsangebote regen Kreativität und Fantasie an. Die Produktionen, die mit Kindern und Jugendlichen auf professioneller Basis erarbeitet werden, sind fix im Spielplan verankert.
Wie das geht, Produktionen mit thaterinteressierten Schüler_innen zeigt Eckenstein selbst bei der Eröffnung „ihres“ Hauses: „Running Wild“, für 10- bis 15jährige, ist ein von TheaterFOXFIRE produziertes Tanzstück, in dem sechs Darsteller_innen zwischen 11 und 14 Jahren gemeinsam mit der Tänzerin Maartje Pasman Tänzerinnen und dem Tänzer Futurelove Sibanda, mit dem Dschungel und seinem Publikum bestens vertraut, tanzen und ihre Wünsche und Sehnsüchte artikulieren. Sie sind keine Kinder mehr und noch keine Teenager. Eckenstein hat die Idee geboren, den Raum entworfen und Regie geführt. Bei der Choreografie hat sie Hilfe gefordert und bekommen: Aus sechs Köpfen und Herzen, dem jugendlichen Ensemble. Getanzt und wild gerannt wird nicht nur am Eröffnungsabend, 23. September um 20 Uhr; auch am Samstag, 24. September. Und auch an drei Tagen für zuschauende Gleichaltrige statt der Unterrichtsstunden am Vormittag.
Um die Eröffnung vollständig anzukündigen: Um 18 Uhr heißt es „Quartier 2030 – Die Stadt sind wir“, Ein Parcours in dem sich Performance, Diskussionen und Installationen mischen, während der Wanderung durch das Museumsquartier auf der Suche nach dem neuen Leben, der Gemeinschaft und Demokratie. Nicht vergessen, diese Suchenden leben im Jahr 2030, dargestellt von 18 Künstler_innen und Jugendlichen aus 14 Ländern. 100 Minuten dauert es bis zum gemeinsamen Suppenessen im Klosterhofvor dem Dschungel. Der Parcours wird an weiteren 5 Tagen stattfinden.
Auch das Foyer hat Eckenstein neu gestaltet, gleichgeblieben ist hingegen die Adresse des Dschungels im weltweiten Netz: Site selbst dschungel.at. Die Site selbst ist ebenfalls einer Reneuvierung – pfui, so ein Wortungetüm würde Corinne Eckenstein nie verwenden, sie sitzt ja nicht bei den Wiener Stadtwerken – daher besser: einer Erneuerung unterzogen und deshalb auch noch nicht ganz fertig. Das genaue Programm für September und Oktober ist jedenfalls schon zu studieren und eine Telefonnummer für die
Das wichtigste Versprechen habe ich, bescheiden wie die Redaktion der tanzschrift nun mal ist, vergessen. Oder als Bestes für den Schluss aufgehoben. Die Choreografie-Leidenschaft der Corinne Eckenstein hat der Intendantin auch die Liebe zum Tanz erhalten. Überdies sieht sie heftigen Vermittlungsbedarf in Bezug auf Tanz. Der Skepsis, vieler Erwachsener gegenüber dem Tanz will Eckenstein mit zwei bis drei Produktionen entgegenwirken.
Dass bei den Aufführungen der freien Szene immer wieder getanzt wird, als Element neben dem Wort oder als zentrales Ausdrucksmittel, ist selbstverständlich. Gefühle und Stimmungen lassen sich besonders Kindern im Vorschulalter mit dem Körper der Tänzer_innen direkt mitteilen.
Ein letztes Zitat von Corinne Eckenstein: „Der Dschungel ist ein Ort, der nie stillsteht, aber innehält.“ Gut gebrüllt Löwin!
Dschungel Wien, Theaterhaus für Kinder und Jugendliche, Pressekonferenz der neuen Intendantin Corinne Eckenstein mit ihrem Team, 6. September 2016.
Eröffnungsabend: 23. September 2016, mit einem Performance-Parcours und dem Tanzstück „Running Wid“.