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Imagetanz: 7. – 28. März, brut auf Herbergssuche

Inge Gappmaier, real und virtuell. © Natali Glisic

Das brut Stammhaus ist endgültig verloren, doch die Institution brut wird bestehen, ist Intendantin Kira Kirsch sicher und schickt Künstler*innen und Publikum als Nomad*innen durch die Stadt. Das kommende Festival, „imagetanz“, startet im Ankersaal in Favoriten und endet im KunstBogen, unter der U-6 Station Gumpendorferstraße. Dazwischen liegen die temporären brut-Stationen. Fünf Uraufführungen, fünf österreichische Erstaufführungen, Studio-Besuche, Diskussionen, ein offenes Workshop und am Ende eine wilde Party, bei der die Hüllen fallen. Das ausufernde Programm ist samt Daten und Fakten ist auf brut.at zu finden.

Malika Fankha wird in "Oxy Moron" zur Cyborg. © Valérie RedingViel Zeit sollte man erübrigen, um in den Kempelenpark zu reisen und die „Living Documents I–V“ zu studieren. Dominik Grünbühel und Charlotta Ruth bespielen das weite Areal mit bewegten Installationen, um der Flüchtigkeit des Tanzes zu widersprechen und den Akt der Dokumentation als ebenso lebendig zu zeigen. In ständiger Wiederholung zeigen die fünf Mitwirkenden ihren künstlerischen Zugang. In den „live geloopten choreografischen Installationen“ sind Anna Öberg, Charlotta Ruth, Dominik Grünbühle, Jenni-Elina van Bagh und Peter zusehen. Ob man sich eines der lebendigen Dokumente immer wieder ansieht oder von Station zu Station wandert, anderthalb Stunden wird der Rundgang schon benötigen.

Einen schönen Titel hat Malika Fankha für ihr Spiel mit Identität, Fiktion und Realität gewählt: „Oxy Moron“, Zusatz: „A Cyborg Utopia“. Ein Oxymoron ist ein „beredtes Schweigen“ oder „unsichtbar sichtbar“ und auch der Wahlspruch der spanischen Falangisten „¡Viva la muerte!“, also ein Begriffspaar aus zwei Gegensätzen. Die multiplen und widersprüchlichen Selbst der Tänzerin, Choreografin und Soundpoetin (diesmal trainiert von Alex Franz Zehetbauer) werden jedenfalls vom 9. bis 11.3. im studio brut auf eine Bühne gebracht. Lau Lukkarila ist Nyx, die Göttin der Nacht. © Azra Husanovic

Viele Selbst zeigt auch Lau Lukkarila an drei Abenden (13.–15.3.) im Ankersaal. Die aus Finnland stammende Performer*in und Choreograf*in (sic, mehrfältig!) will das Wesen der Erotik, grausam und kraftspendend zugleich, ergründen. „Nyxxx“ nennt sie die Uraufführung, die sich mehr im Dunkeln als im Licht ab spielt, denn die Göttin Nyx tritt in der griechischen Mythologie als personifizierte Nacht auf.

Keinen Partner benötigt Inge Gappmaier. In ihrem Solo „protect“ (26.–28.3., Studio brut) tanzt sie mit sich selbst respektive mit ihrer Kopie in den sozialen Medien. Im Spannungsfeld zwischen virtuellem und realem Körper tanzt Gappmaier zu den unheimlichen Klängen von Zsolt Bodoki-Halmen und stellt Fragen, die viele beschäftigen (sollten). Inge Gappmaier tanzt mit sich selbst © Natali Glisic

Ganz Neues ist im Art Place von Huggy Bears zu sehen. Die Künstler*innen Fabian Faltin, Daphna Horenczyk, Hyeji Nam & mirabella paidamwoyo dziruni und das Rhizomatic Circus Collective zeigen in einer Spezialausgabe der brut-Reihe „Handle with care“ am 8. März von 15 bis 18 Uhr, was sie mit Unterstützung von Huggy Bears geschaffen haben. Das Publikum darf zu diesen noch in Arbeit befindlichen Programmen seinen Senf dazu geben. In zwei weiteren Vorstellungen (13., 14. März, 17.30) der Reihe geben Tanja Erhart & Katharina Senk sowie Julia Müllner Einblick in ihre aktuelle Arbeit.Living Documents I–V: Jenni-Elina von Bagh, Dominik Grünbühel, Peter Mills, Charlotta Ruth, Anna Öberg. Fotos: Baio, Romberg, Sakurai

Mitmachen sollen die Besucher*innen am letzten Abend im KunstBogen, wenn Alex Franz Zehetbauer, Lau Lukkarila & Gäste ihre Geschenke mitbringen: „We come bearing gifts – a traveling trojan horse of queer burlesque“ feiert eine queere Gemeinschaft, der jede, jeder und jede*r beitreten kann. Wenn das noch nicht Party genug ist, dann beginnt sie im Anschluss an die Vorstellung. Die stellen sich Lukkarila und Zehetbauer als Kickoff-Erlebnis vor, die zur Reihe werden soll, in der die Gemeinschaft verschiedene Spielorte und offene Räume besetzen wird / will.

Imagetanz: Festival für Neues aus Choreografie, Tanz und Performance, 7. bis 28. März 2020, brut in verschiedenen Spielorten.
Ankersaal, Kosmos Theater, Erbsenfabrik / Brick 5, Kempelenpark samt Huggy Bears Art Place und das studio brut.