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Spanische Hofreitschule – Fotoband

Lipizzaner in der Kapiriole. © René van Bakel/ASAblanca.com/Edtiion Lammerhuber

450 Jahre ist die Wiener Spanische Hofreitschule alt, ein Jubiläumsgeschenk ist angebracht. Die Leiterin der Reitschule (der Hof ist ja vor bald 100 Jahren abgedankt) Elisabeth Gürtler, der dem Pferdesport und der Hippologie verschriebene Journalist Arnim Basche und der international renommierte Fotograf René van Bakel haben sich zusammen getan, um dieses Geschenk herstellen. In einen schonenden Schuber verpackt, liegt es in der Edition Lammerhuber für jeglichen Gabentisch bereit.

Klar, zuerst schaue ich mir nur die Bilder an. Pferde in allen Position, fliehende Herden in der Steiermark, wo die Junghengste im Gestüt Piber aufgezogen werden und die alten ihre Pension genießen, Reiter und neuerdings auch Reiterinnen, Pferde beim fröhlichen Spiel auf der Koppel und bei ernster Arbeit in der Hofburg. Nicht nur Pferdefreundinnen können sich daran ergötzen.

In der Deckhalle

Doch es gibt auch Lesestoff.  Eine Plauderei über die Geschichte der Spanischen Hofreitschule, die die älteste ihrer Art überhaupt ist. Ihr Name leitet sich von der Herkunft der Pferde her – aus Andalusien / Spanien. Eingeführt wurden die Pferde von Ferdinand I.(1503–1564), der in Spanien aufgewachsen war, ließ die ersten Pferde aus Spanien kommen. Die erste Erwähnung stammt von 1565: Es ist eine Aufzeichnung für die Kosten eines „Thumblplatz im Garten in der Burg allhie“. Dieser Thumblplatz war am heutigen Josefsplatz. Heute gehört die Klassische Reitkunst und die Hohe Schule der Spanischen Hofreitschule zum Immateriellen Welterbe, und findet sich auf der  UNESCO-Liste Nationalen Kulturguts.

Auch als engagierte Feministin muss ich akzeptieren, die Spanische Hofreitschule ist rassistisch und sexistisch ist. Was die Pferde betrifft, natürlich nur! Lediglich Lipizzanerhengste werden ausgebildet. Und nur erfolgreichen Hengste wird das Vergnügen in der Deckhalle gegönnt (wenn es ihm denn eines ist). Lipizzaner badet im Sand

Mit vier Jahren kommen sie in die Grundschule (Remontenschule), nach einem Jahr sind sie bereit fürs Höhere, die Campagneschule, und danach werden sie in der „Hohen Schule“ gedrillt: Piaffe, Passage, Galopppirouetten, Galoppwechsel. Herrlich die Bilder dieser Übungen.  Wer kann, der kann auch Levade, Kapriole und Courbette lernen. Schon in der Monarchie war es möglich, die Pferde bei ihrer Morgenarbeit zu beobachten. Dem tägliche Training zur Hohen Schule (mit Musik) kann auch heute noch zugeschaut werden: dienstags bis samstags von 10 bis 12 Uhr. Kartenreservierung ist nicht notwendig.
Fotograf van Bakel hat nicht nur in den Stallungen in Wien und der Winterreitschule die Lipizzaner aus allen Perspektiven aufgenommen, sondern war mit ihnen im Sommerquartier, hat den festlichen Almabtrieb in Piber mitgemacht und den jungen Hengsten zugeschaut, wie sie ausgelassen im Schnee toben.

Der prächtige Bildband lässt nur einen Wunsch offen: Ein Glossar mit sämtlichen Übungen der Hohen Schule. Das Zusammensuchen der im Bildtext erklärten Begriffe ist etwas mühsam. Dass der Text zweisprachig (Deutsch / Englisch) ist, wird die zahlreichen Gäste, für die ein Wienbesuch ohne Visite bei den weißen Pferden undenkbar ist, besonders freuen.

450 Jahre Spanische Hofreitschule. Elisabeth Gürtler, Arnim Basche, René van Bakel. Edition Lammerhuber, 2015. 212 S. 130 Fotos, Hardvover im Schuber. € 59,00.
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