Simone Godano: „Amore al dente“, Komödie
Nach der Ehekomödie „Moglie e Marito“ versucht sich Regisseur Simone Godano wieder mit einer Komödie. In „Croce e delizia“ (sehr locker übersetzt „Freud und Leid“,) deutsch ziemlich nichtssagend „Amore al dente – Ein fast gewöhnlicher Sommer“) prallen zwei unterschiedliche Familien aufeinander, die den Sommerurlaub unter einem Dach verbringen. Die Konflikte sind vorprogrammiert, zumal nur die beiden Großväter, Kunsthändler Tony und der Fischer Carlo, wissen, warum das Gartenhaus der feudalen Villa an Fremde vermietet worden ist. Etwas schale Sommerkost, ohne Überraschungen, doch voll mit Klischees.
Tony Castelvecchio (Fabrizio Bentivoglio), der reiche, egozentrische Kunsthändler, verbringt den Sommer gern samt seiner Familie, ehelicher und nahezu gleichalter unehelicher Tochter, geschiedener Ehefrau und exzentrischer Tante in der feudalen Villa an der Küste von Gaeta, etwa 100 km von Rom entfernt. Zur Überraschung des Clans hat er diesmal das Gartenhaus an die Familie des verwitweten Fischers Carlo (Alessandro Gassmann) vermietet. Mit Getöse rückt die Fischerfamilie ein. Carlos erwachsener Sohn, jähzornig, laut und konservativ, dessen schwangere Ehefrau, der zweite Sohn im Volksschulalter und der riesigen Gummibanane, die kaum Platz im kleinen Vorgarten, wo sich auch der Abtritt (mehr ist das Loch hinter einem Vorhang wirklich nicht) befindet. Das Zusammenprallen der beiden Kulturen ist unvermeidlich, zumal das Geheimnis um die Vermietung erst gelüftet wird: Die beiden Großväter sind ineinander verliebt (was darstellerisch überhaupt nicht glaubhaft ist, besonders Bentivoglio spielt nur den eitlen Gecken) und wollen heiraten. Außer dem etwa zwölfjährigen Sohn Carlos, der sich für die Mädchen am Strand mehr interessiert als für die Eskapaden seines Vaters, ist natürlich niemand einverstanden, vor allem Carlos Sohn, Sandro (Filippo Scicchitano), und Tonys Tochter, Penelope (Jasmine Trinca), tun alles, um diese Hochzeit zu verhindern. Penelope scheut sich nicht einmal, den ruppigen Sandor zu verführen, um ihr Ziel zu erreichen.
Doch hat Godano weniger Wert auf die Welle der LGBT-Thematik gelegt als auf die komplizierten Beziehungen der Eltern zu ihren Kindern. Allerdings schwimmt auch dieses Thema an der Oberfläche, wie auch der nicht gerade glänzende Charakter von Tony, der über die Gefühle anderer elegant und lächelnd hinwegtänzelt und anscheinend den geradlinigen und naiven Fischer Carlo (Alessandro Gassmann, ein Lichtblick in der Darstellerriege, er hat sich das zweite „n“ im Nachnamen seiner deutsche Vorfahren, das Vater, Vittorio, der italienischen Mutter zuliebe gestrichen hat, wieder zurückgenommen) gar nicht richtig kennt und benütz, um einmal Neues auszuprobieren. Ob das angedeutete reuige Insichgehen und die anschließende Veränderung Tonys auf Dauer sein wird, darf trotz der gemensamen finalen fröhlichen Fischerbootsfahrt bezweifelt werden.
Die italienische Küste von Gaeta und das quirlige Touristenzentrum bieten allerdings, dank Kameramann Daniele Cipri, Postkartenansichten und weckt so die Sehnsucht nach dem Meer und lebendiger Italianità. Doch eigentlich wünschte ich mir einen französischen Regisseur, der aus der durchaus interessanten Grundidee eine sprühende, intelligente Sommerkomödie gezaubert hätte. So ist die Pasta zu lange im Wasser gelegen, sie ist ziemlich matschig.
„Amore al dente – Ein fast gewöhnlicher Sommer“, Regie: Simone Godano; Drehbuch: Giulia Steigerwalt & Simone Godano; Kamera: Daniele Cipri. Mit Alessandro Gassmann, Fabrizio Bentivoglio, Jasmine Trinca, Filippo Scicchitano und anderen. Verleih: Filmladen. Ab 17. Juli 2020 im Kino.