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Quentin Dupieux: „Monsieur Killerstyle“

Adèle Haenel, Jean Dujardin freunden sich an.

Tiefschwarz und skurril ist der neue Film von Quentin Dupieux. „Le Daim“ („Wildleder) nennt ihn Regisseur Quentin Dupieux. Eine hirschlederne Cowboy-Jacke spielt die Hauptrolle für den Protagonisten George, der damit ein neues Leben beginnt. Folgerichtig ist auch der internationale Titel: „Deerskin“ / „Hirschleder“. Deutschsprachige Verleihe haben sich auf den sinnleeren französisch-englischen Titel „Monsieur Killerstyle“ festgelegt. Schall und Rauch! Nicht abschrecken lassen von „Herr Mörderstil“, 75 komische, überraschende Minuten sind garantiert. Adèle Haenel und Jean Dujardin tragen den Film durch Regen und Nebel, über Hügel und Gräben.

George ist von seiner Frau verlassen worden und will sich auch seiner Haut entledigen. Das Sakko kommt in den Mist, er fährt zu einem entlegenem Haus in den Bergen, um die in einer Annonce angepriesene Lederjacke zu erstehen. Ohne viel zu fackeln leert er seine Börse und zahlt den überhöhten Preis. Geld hat er nun keines mehr, die Kreditkarte ist gesperrt, seine Frau hat das Konto leergeräumt, doch sein Glück ist vollständig: Zur Jacke, in die er sich hineingezwängt hat, bekommt er auch einen alten Camcorder geschenkt. Das neue Leben in der Freiheit kann losgehen.
George (Jean Dujardin) in Bewunderung seiner selbst. Alle Bilder © filmladen FilmverleihMit seiner neuen Haut ist George nun zweifach verliebt, in sich selbst und in das Leder. Er spricht mit seinem Schatz, und der antwortet auch. Der Camcorder lässt ihn zum Filmregisseur werden. Während er sich ausgiebig in jeder vorhandenen Spiegelfläche bewundert und als Wildwestheld brüstet, beschließt er, einen Film zu drehen. Die Jacke wird die Hauptperson spielen. Auf seiner Reise durch die rauen französischen Alpen muss er stehlen und betrügen, zahlen kann er nicht mehr. Doch seine charmante Verrücktheit gefallen der Barista und Rezeptionistin Denise, die selbst wie ein Geist durch ein verlassenes Berghotel geistert und von einer Filmkarriere träumt. SGeorge und Denise (Dujardin, Haenel) besprechen bereits die Postproduktion. Auch Dinosaurier sollen im Film eine Rolle spielen. ie ist von Georges Idee begeistert und wird seinen Western finanzieren.
Ein absurdes Abenteuer, skurril und unwahrscheinlich, beginnt. Ob George nur fantasiert oder das Stechen und Hauen tatsächlich passiert, müssen die Zuschauer*innen selbst entscheiden. Jedenfalls bereitet Regisseur Dupieux, der auch das Drehbuch geschrieben hat, dem Film und damit dem Helden ein würdiges Ende.
George fühlt sich als Westernheld, doch nicht jeder Schuss trifft. Dupieuxs Liebe zu den Dingen, die er als lebende Wesen behandelt (In „Rubber“ mordet ein Autoreifen) und Georges Gestalt, mal riesengroß und ganz nah, dann wieder winzig klein und weit entfernt, oder gänzlich unsichtbar, als würde der Camcorder alleine arbeiten, geben dem Film eine absurde, gespenstische Atmosphäre. Das große Vergnügen in dieser schwarzen Groteske bieten Adèle Haenel als Denise und Jean Dujardin, beide anbetungswürdige Stars des französischen Films. Er, präsent und selbstsicher auf dem Egotrip, sie, gelassen und geduldig, treibt als Denise das Geschehen voran. Egal ob glaubwürdig oder verrückt, Filmplakat für das Englisch sprechende Publikum: "Deerskin / Hirschhaut". Haenel (zuletzt gesehen in „Porträt einer jungen Frau in Flammen") und Dujardin (unvergesslich in „The Artist“ und zuletzt gesehen als Picquart in „Intrige“ / „J’accuse“) tragen diesen Film, der im Frühjahr 2019 im Rahmen der Filmfestspiele in Cannes die Quinzaine des réalisateurs eröffnet hat. Danach hat „Le Daim“ das französische Kinopublikum und auch französische und kanadische Festivals erobert. Der Filmstart in Österreich musste aus sattsam bekannten Gründen verschoben werden. Doch ab 26. Juni kann das herrlich verwirrende und entsetzlich komische Abenteuer einer Cowboyjacke genossen werden.

Quentin Dupieux: „Monsieur Killerstyle“ („Le Daim“). Regie, Drehbuch und Kamera: Quentin Dupieux. In den Hauptrollen: Adèle Haenel, Jean Dujardin. Verleih: filmladen. Im Kino ab 26. Juni 2020.