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MAK: Bucheinbände der Wiener Werkstätte

Bucheinbände der Wiener Werkstätte, © MAK/Georg Mayer

Dem Gedanken des Gesamtkunstwerkes verpflichtet, beschäftigten sich zahlreiche Entwerfer und Handwerker der Wiener Werkstätte (WW) auch mit der künstlerischen Gestaltung von Büchern. Das MAK widmet diesem Aspekt erstmals eine eigene Ausstellung und zeigt unter dem Titel Bucheinbände der Wiener Werkstätte einen Überblick über die facettenreichen Einbandentwürfe. Circa 70 Bücher aus den Privatsammlungen von Ernst Ploil, Gastkurator der Ausstellung, und Richard Grubman werden um 40 originale Entwurfszeichnungen, rund 500 Lederstempel und ausgewählte Bucheinbände aus der MAK-Sammlung ergänzt.

In ihrem erfolgreichen „Kampf gegen die schrecklichen, roten, goldverzierten Einbanddecken unserer Prachtwerke“, Einband zu E. T. A Hoffmanns "Märchen von kleine Zaches", von Josef Divéky, Ausführung: Wiener Werkstätte, 1911. Pergament mit Goldprägung, Textilband. © Sammlung Richard Grubmanwie es 1905 in der Wiener Sonn- und Montagszeitung hieß, ließ sich die Wiener Werkstätte von der Arts and Crafts-Bewegung inspirieren.

Vor allem William Morris’ Kreationen lieferten den WW-Gründern Josef Hoffmann und Koloman Moser wesentliche Impulse. Sie bezogen bewusst jenes Leder aus Paris, das auch Morris als kostbaren Schutz für Bücher einsetzte. Bereits 1904 engagierten Hoffmann und Moser den renommierten Wiener Buchbinder Carl Beitel als Geschäftsführer ihrer Buchbinderei. Seine technische Kompetenz entsprach dem Anspruch der WW auf höchste handwerkliche Qualität. Nicht nur die manuelle Fertigung, auch die originelle Gestaltung der Bücher wurde national und international gewürdigt, unter anderem von Berta Zuckerkandl.

Josef Hoffmann, Bucheinband mit Originalschuber, Ausführung: Wiener Werkstätte, nach 1922. Leder mit Goldprägung, Karton und Tunkpapier. © Sammlung Ernst PloilEinige Einbandgestaltungen der WW nahmen direkt Bezug auf den Buchinhalt. Beispielsweise spiegelt ein von Hoffmann gestaltetes Cover zu Alexandre Dumas’ Die drei Musketiere mit drei parallelen Linien den Buchtitel wider. Ebenfalls zu sehen ist ein im Auftrag von Max Morgenstern entstandener Buchumschlag zu Dante Alighieris Die Göttliche Komödie, der mit einem goldenen Sternenhimmel auf die Handlung dieses literarischen Klassikers referiert.

Nach 1918 kam es teilweise zu einer verspielteren, üppigeren Gestaltung. Neben Dagobert Peche und Julius Zimpel entwarfen auch Künstlerinnen wie Irene Schaschl-Schuster, Anny Schröder, Hilde Jesser, Fritzi Löw, Gudrun Baudisch, Kitty und Felice Rix, Mathilde Flögl oder Maria Likarz-Strauss Bucheinbände. Naturalistische figürliche Motive, aber auch Blumensträuße oder Blumenvasen waren charakteristisch für die von Frauen entworfenen und handbemalten, teilweise getriebenen oder reliefierten (mit einem Relief versehenen) Buchumschläge.
Die zeitgleichen Ideen Hoffmanns zeichnen sich im Gegensatz dazu durch eine geradezu raffinierte Einfachheit des Dekors aus. Ab 1924 verwendete er rhythmisch aneinandergereihte wellenförmige Profile als dekoratives Element. Auch in seinen Bauten wie dem Österreichischen Pavillon der Pariser Exposition internationale des Arts décoratifs et industriels modernes 1925 lässt sich dieses Wellenprofil erkennen. Koloman Moser, Bucheinband für die Satire „Die XVI. Ehefreude von Antoine de la Salle“, Ausführung: Wiener Werkstätte, um 1909. Pergament mit Goldprägung, Tunkpapier. © Sammlung Richard Grubman

Ab 1927 entstanden als weitere Variante Bucheinbände, auf die profilierte geometrische und anschließend mit Leder überzogene Holzraster aufgebracht wurden. Ein Beispiel dafür ist ein Gästebuch für einen Weggefährten Hoffmanns, den Bibliothekar des Österreichischen Museums für Kunst und Industrie Hans Ankwicz-Kleehoven.

Mit ihrer Ideenfülle und professionellen handwerklichen Umsetzung lieferten die Bucheinbände der Wiener Werkstätte der österreichischen Buchkunst wesentliche Impulse.(Pressetext, / MAK)

Bucheinbände der Wiener Werkstätte, bis 28. Mai im MAK-Kunstblättersaal, Mittwoch bis Sonntag: 10 bis 18 Uhr, Dienstag 10 bis 22 Uhr, ab 18 Uhr Eintritt frei.
Gastkurator: Sammler und Leihgeber Ernst Ploil. Kuratorinnen: Elisabeth Schmuttermeier, Maria-Luise Jesch.