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Saskia Hölbling/Dans.Kias: „corps suspendus”

Im Netz gefangen: Corps suspendus. © Dans.Kias

Saskia Hölbling spannt ihre Netze zwischen den Säulen des Semper Depots. Vier Tänzer_innen sollen sich darin verfangen, einander begegnen oder auch behindern. „corps suspendus“ nennt sie ihr neues Stück mit Musik von Wolfgang Mitterer. Anna Hain, Leonie Wahl, Ardan Hussain und Jan Jakubal klettern, kämpfen, ruhen im Netzwerk. Gudrun Lenk-Wane hat die Netze als Bühnenbild entworfen.

Auch im “Sqatting-Projekt“ hat Saskia Hölbling ihre Tänzer und Tänzerinnen mit und in Objekten (Skulpturen von Gudrun Lenk-Wane) agieren lassen. In dem gemeinsam mit dem französischen Philosophen entwickelten Projekt, ging um Aufführungen im öffentlichen Raum, die Auseinandersetzung mit der städtischen Architektur und dem Mobiliar, mit alltäglich als Hürden im Weg stehenden Objekten, Baukränen, Plakatwänden. Diesmal in „Corps suspendus“ geht es mehr um die Verstrickungen, Vernetzungen Hängungen, braucht genauso ein Gerüst wie im Sqatting-Projekt mit Solo Hölblings in einem Metallgerüst, oder den Zäunen Gittern im zweiten Teil: „Bodies (with)in Fences“. Diesmal sind es dehnbare Schnüre, die Lenk-Wane zu einem nur scheinbar stabilen Netz gesponnen hat, das von den Säulen im sogenannten Prospekthof getragen wird. Zwischen den Säulen im Netz verschlungen © Dans.Kias

Gezeigt wird neu Stück also diesmal in einem Theaterraum, der zwar nicht als solcher gebaut worden ist, jedoch durch die riesigen Säulen, die die Dachkonstruktion stützen,  gut für besondere Aufführungen eignet ist. Saskia Hölbling streckt ihre Fühler aus dem „urbanen Umfeld“ weiter aus und bildet mit „corps suspendus" die (eine kleine) "Weltmaschine ab“, sagt sie, steht im Pressetext. Das wird man sich ansehen müssen, wenn die Tanzkörper tatsächlich Himmelskörper sind, dann ist das Netz… na, ich weiß nicht. Will mich nicht auch noch im Netz verheddern. Der Titel ist wie bei Dans.Kias oft französisch zu lesen, weil Saskia Hölblings Stücke auch in Frankreich gerne gezeigt werden. Nicht den Kopf hängen lassen, doch hängende Körper im Semper Depot betrachten.

Die Weltmaschine von Franz Gsellmann, einem Bauern, † 1981, © Roman Kelmentschitz / Wikipedia Weltmaschine. Bis in die Neuzeit bauten Astronomen und Astronominnen Astrolabien, um die Bahn der Himmelskörper darzustellen. Diese wuden  "Weltmaschine" genannt. Und dann baute in zwischen 1951 bis zu seinem Tod 1981 der oststeierische Bauer Franz Gsellmann eine bunte Maschine, die keinen Nutzen hatte,  "Weltmaschine"getauft wurde und als solche weltberühtm war. Gsellmann hatte von Tinguely keine Ahnung, so ist seine Installaton kein Kunstwerk sondern eben die Weltmaschine.

„Corps suspendus“! Vermutlich meint die Choreografin damit schlicht „Hängende Körper“. Aber sie hängen nicht nur, sie krabbeln und gleiten, die Körper schwanken und wanken, voll Angst vor dem Absturz, sind einander ausgeliefert oder voneinander abhängig, die Vier sammeln sich, driften wieder auseinander, um am Ende pulsiert ein ganz neuer Körper im Netz.

Saskia Hölbling / Dans.Kias: „corps suspendus“, 3. –8. März 2017, Semperdepot (Atelierhaus der Akademie d. bildenden Künste, Lehárgasse 6–8, 1060, Wien.
Regie, Choreografie, Inszenierung: Saskia Hölbling; Tanz, Choreografie: Anna Hein, Ardan Hussain, Jan Jakubal, Leonie Wahl; Musik, Komposition: Wolfgang Mitterer; Musik Assistenz: Moritz Cizek; Kostüm, Bühne: Gudrun Lenk-Wane; Licht: Gerald Pappenberger