Zum Hauptinhalt springen

Maartje Pasman tanzt im Dschungel

Maartje Pasman hat Pause. © Archiv

Auf dem schwankenden Schiff tobt ein Kampf. Noch sind es weiche Gummischläuche, die gezückt werden, doch später, bei der Aufführung mit Publikum, werden es klingende Degen sein und das Krokodil wird seine scharfen Zähne in den bösen Kapitän Hook schlagen und ihn verschlingen. Doch für Maartje Pasman ist das Spiel noch nicht aus. Rasch raus aus der Piratenkluft, rein ins noble Kleid geschlüpft und ohne sichtbare  Kampfspuren entspannt im Lehnsessel schlummern.

Gewitzte Leserinnen haben es bereits erraten: Erzählt wird hier von „Peter Pan“, dem einzigen Kind, das niemals erwachsen wird. Als Anführer einer freundlichen Bande lebt er auf der Insel Nimmerland. Julia Burger und Julia Perschon haben die berühmte Geschichte (Roman und Theaterstück) von James Matthew Barrie für Kinder ab 6 adaptiert und zeigen mit dem Dschungel-Ensemble ein Theaterstück mit Gesang und Tanz. Dabei kommt nicht nur die Tänzerin Maartje Pasman in mehreren ganz unterschiedlichen Rollen zum Handkuss, auch Steffi Jöris und Rino Indiono (die zum Stammensemble des Dschungel gehören) sind in Nimmerland, auf dem Piratenschiff und in Wendy Darlings Heim emsig beim Spielen und Tanzen. Um die Crew zu vervollständigen: Mit dabei sind auch Viviane Podlich, Mira Tscherne und Sven Kaschte. Julia & Julia agieren hinter der Bühne: Burger als Regisseurin, Perschon als Dramaturgin.  "Push it": M. Pasman mit Matej Kubus, Jerca Rožnik © Ani Antonovoa
Der Rahmen ist gebaut, jetzt zum Zentrum des Bildes, das beschrieben werden soll: Maartje Pasman, die quirlige Tänzerin, die mit ihren blitzenden Augen und den dunklen Locken seit zwei Jahren Groß und Klein begeistert. Klein vor allem, denn Maartje hat große Freude daran, für Kinder zu tanzen und zu spielen. Sie versteht es, die oft unruhige Schar in Bann zu ziehen, hält direkten Kontakt im familiären Rahmen des kleinen Dschungel-Theaterraums. Dabei schafft sie es auch eine Stunde lang als Solistin zu fesseln und zu unterhalten. In dem tänzerisch herausfordernden Stück „Wolkenträume“ hat sie  in einem akrobatischen Solistin beweisen müssen, was sie kann.

Tanzen macht Freude, auch in der Probe für "Peter Pan". © Ani AntonovaMaartje Pasman sieht man die Holländerin – groß, blond, fest auf den Beinen – nicht an. Ihre Vorfahren väterlicherseits sind aus der ehemaligen niederländischen Kolonie Indonesien eingewandert.  Von ihm hat sie das schöne Haar, die dunklen Augen. Schon in der Volksschule hat die bewegungsfreudige Maartje am Tanzunterricht teilgenommen. Da ahnte sie bereits, dass sie ihr Leben tanzend verbringen will: „Eine Ballerina wollte ich sein, eine Prinzessin auf Spitze.“ Sie tanzt in der Ballettakademie vor und muss weinen: „Mein Körper, meine Beine und Füße sind nicht für das klassische Ballett geeignet. Die Jury sagte ’Nein’.“ Die Tränen trockneten schnell und „Jetzt“, sagt Maartje lachend, „bin ich glücklich. Im Konservatorium habe ich den freien Tanz entdeckt.“ Nach der Matura hat sie ein vierjähriges Tanzstudium absolviert und im vorgeschriebenem Praktikum für Kinder getanzt. „Das hat mir gefallen. Kinder sind noch ganz offen, ich merke sofort, ob ich sie packen kann, wenn ihnen etwas nicht gefällt oder ihnen langweilig ist, dann sagen sie das frei heraus. Sie sind wirklich gute Juroren oder Kritikerinnen.“ Viel schwieriger ist es, vor Jugendlichen zu tanzen. Doch Maartje schreckt auch davor nicht zurück und plaudert nachher entspannt mit den Teenagern, die sich auch nicht genieren, bohrende Fragen zu stellen: „Das mag ich gerne, denn da weiß ich, sie haben die Vorstellung aufmerksam gesehen.“  Szene aus "Wolkenträume", M. Pasman in der balanciert in er Seifenblase. ©Ani Antonova

Nach einem Gastspiel mit ihrem Amsterdamer Ensemble hat sie Dschungel-Chef Stephan Rabl gefragt, ob sie nicht in Wien tanzen wolle. Mutig startete die damals 25jährige in eine fremde Welt, deren Sprache sie nicht verstanden hat. Die Freundin Steffi Jöris kam gleich mit. Die übrigens, sieht man ebenso oft im Dschungel und sie ist als Holländerin gleich erkennbar: Eine fesche Blonde, kräftig und standhaft und beweglich und stets umwerfende Fröhlichkeit und Energie ausstrahlend. So ergeben die beiden jungen Tänzerinnen einen eindrucksvollen Kontrast, wenn sie, wie sehr oft, gemeinsam auftreten.

Maartje Pasman hat sich längst in Wien etabliert, nicht nur als Künstlerin, auch als Frau im Alltag. Sie wohnt mit ihrem Freund zusammen, kocht gerne („Vor allem indonesisch, das schmeckt so gut und ist in Holland in allen Familien üblich.“), und ist mit der Stadt und auch der Sprache vertraut. „Aber ich möchte das ganze Land kennen lernen, die Berge in Tirol und Salzburg.“ Impression zu "Peter Pan" von Ani Antonova Und da höre ich auch die echte Niederländerin heraus: Maartje Pasman möchte einmal auf Skiern stehen und die Hänge hinuntersausen: „Aber ich habe Angst vor Verletzungen.“ Für eine Tänzerin ist diese Angst immer da. Ob auf Skiern oder auf der Bühne. Dagegen hilft vor allem tägliches Training. Maartje weiß das und schämt sich ein wenig: „Ich gehe, wenn ich Probenpause habe, ins Tanzquartier und trainiere, aber ich sollte mehr dehnen.“ Das hat sie fest vor, denn wie jede große Ballerina hat sie ein Ziel: „Ich will immer besser werden.“

„Peter Pan“, Schauspiel und Tanz nach J. M. Barrie, für den Dschungel bearbeitet von Julia Burger & Julia Perschon für die gesamte Familie. 
Premiere: 19.11.2015, Dschungel Wien. Weitere Vorstellungen bis 3.1. 2015.