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Akzep:tanz

Melanie Maar, Lindsay Packer: „Generations“. © Lindsay Packer

Generations ist zwar der Titel dieser Performance, doch beschreibt er nicht klar verständlich deren Inhalt. Menschlich familiäre Inhalte werden nicht thematisiert und generell ist es schwer ,den Inhalt dieser Performance zu kontextualisieren. Die Vorstellung wirkt eher wie ein studio- oder work-in-progress-showing einer performativen Installation in einem dunklen Raum.

Melanie Maar, Lindsay Packer: „Generations“. © Lindsay Packer Die Dunkelkammer des Volkstheaters bietet ein intimes Setting, in welchem wenige Leute in einem Halbkreis auf drei Reihen verteilt Platz nehmen und für etwa 30 Minuten Melanie Maar und Lindsay Packer zusehen können.
Der Aspekt einer Kollaboration ist essentiell, denn Lindsay ist Lichtkünstlerin und gibt visuell den Ton an. Sie arbeitet mit Spot-Scheinwerfern und diversen Farbfiltern sowie mit Video-Feedback-Projektionen. Das Ausgangsbild ist eine orange Kugel, die an die Erde, die Sonne oder an sonst einen Planeten erinnern könnte. Die Ästhetik der Lichtinstallation erinnert an den bekannten US-amerikanischen Lichtkünstler James Turrell und kreuzt mit abstrakten und kubischen Formen an Minimalismus Künstler der 60er Jahre wie Donald Judd oder Richard Serra.
Zusammen mit dem Tanz werden Körperbilder auf fiktiven Leinwänden erzeugt und kreieren einen Kontrast von Schatten, Menschlichkeit und Medium. Die Farben leuchten im Dunkel.  © Lindsay PackerEs werden Audio Loops für den Hintergrund aufgenommen, die nach einiger Zeit verschwinden und von monotonem Hintergrundsound ersetzt werden. Melanie ist seit Beginn der Show auf der Bühne und bekleidet mit einer Trainingshose und doppeltem T-Shirt. Multiple Lichtquellen geben mehrere Schatten und beleben die Performance. Es bleibt jedoch eine gewisse statische Haltung im gesamten Stück, welche eventuell durch die Medien und ihre formgebenden Kreise und Rechtecke indiziert ist.
Kostüme und Tools wie ein kleiner Handspiegel oder ein Mikrofon werden auch genutzt. Die Performance geht leicht satirisch mit den Tools und dem nackten Körper um: Sie nimmt ihn als Kostüm wahr und spielt mit den Möglichkeiten. In der Performancekunst scheint es oft um die Sexualisierung von Körper, Gesten oder Verhaltensmustern zu gehen, hier bei Generations dreht es sich um ein Zwischenspiel von Momenten des Vulgarismus, jedoch generell um die Normalisierung des nackten Körpers. Es geht nicht um Befriedigung von Erwartungen, sondern um ein anderes Gefühl, das durch die nackte Körperlichkeit hervorgerufen wird: Akzeptanz. Schicht für Schicht wird die Kleidung abgelegt. © Erin Kelly
Die Bühnenpräsenz der Performancekünstlerin schwankt zwischen Scham und Stolz und verändert das Gleichgewicht von sanfter Neigung zu Formen und Farben. Dies wirkt beabsichtigt, ist jedoch für mich als Zuschauerin schwer zu kontextualisieren. In Generations zieht die Performerin sich Schicht für Schicht aus und die Atmosphäre ist menschlich und nah. Das Stück ist dennoch nicht provokativ, sondern eher spielerisch und tiefgründig.  Generations tanzt aus der Reihe des restlichen Programms von ImPulsTanz. Es inszeniert keine klare Narrative oder zeigt auch keine Tanz- oder Bühnen-technischen Meisterleistungen. Die Performerinnen schließen ihre Darbietung mit zufriedenem Lächeln und einigen freundschaftlichen Selfies.

Melanie Maar und Lindsay Packer: Generations
Volkstheater Dunkelkammer, im Rahmen von ImPulsTanz
31.7, 1.,2.,3. 8. 2024 gesehen am 1.8.24,
Choreografie, Sound, Performance: Melanie Maar
Licht, Video Feedback, Performance: Lindsay Packer