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Kollektiv Körperverstand: „BrainGame“, Dschungel

Kirin España und Moritz Lembert: Mit Körper und Verstand. © Ingo Kapelari

Geist und Körper im Tanz zu vereinen, darum bemüht sich das lose Kollektiv von Körperverstand um Steffi Jöris und Anna-Luise Braune. Mit der Choreografie, „BrainGaime“ zeigen Steffi Jöris und die beiden Tänzer Kirin España und Moritz Lembert im Dschungel, dass der Körper vermitteln kann, was das Gehirn denkend produziert. Perfekter Tanz mit einer durchdachten Aussage, die leicht zu entschlüsseln ist. Doch auch viel über Tanz und Bewegung erzählt, wenn man die Botschaft nicht beachtet.

Kopfstand, um das Gehirn durchzuschütteln. ©  Ingo KapelariZu verdanken ist diese gelungene Choreografie für junge Zuschauer*innen ab 14, auch der Energie und Tanzfreude der beiden Darsteller. Außer einem Tisch und zwei Sesseln und je einer Stehlampe benötigen die beiden akrobatischen Tänzer nur den leeren Raum, um ihren Dialog über Konkurrenz und Kongruenz, Freundschaft und Aggression sichtbar zu machen. Zur sparsamen akzentuierten Tonuntermalung gesellt sich eine ausgeklügelte Lichtregie (Ramona Mauser, Christo Novak), in der sich die Tänzer auch selbst beleuchten und ins richtige Licht setzen. Jeder hat seine eigene Lampe, die an- und ausgeknipst wird. Manchmal wird miteinander, manchmal gegeneinander getanzt. Bewegungen werden synchron ausgeführt, vom einen dem anderen nachgemacht, oder bewusst negiert. Wie präzise die beiden Tänzer agieren, ist beeindruckend.

So jung wie España und Lembert sind, haben sie keine Scheu, Aggressionen auch richtig auszuleben. Die Tänzer und ihre Objekte: Tisch, Sessel, Lampe. © Ingo Kapelari Die Ohrfeigen klatschen, die Köpfe knallen auf Tisch und Boden. Lembert, 25, arbeitet seit langem mit Kindern und Jugendlichen als Tanz-Workshop Leiter und hat selbst als Hip-Hoper begonnen. Er weiß genau, wie man sich Jungen Menschen und Kindern auch ohne Worte verständlich macht.
España, 28, ist ein Kommunikationstalent und kann mit wenigen Sätzen den Kontakt zum Publikum herstellen, ohne dem Trend der durch Belästigung des Publikums gewünschten Immersion zu folgen. Er ist Tanzlehrer bei „Ich bin O.K.“, wo er auch mittanzt. Aufgefallen ist mir der quirlige Tänzer bereits in Silke Grabingers Stück: „Disastrous“ (Dschungel, Mai 2018), das auch für Jugendliche konzipiert ist.

Gestellt wird in „BrainGame“ auch die Frage, wie und wann wir lernen, unsere eigenen Entscheidungen zu treffen und nicht auf andere zu hören. Erstaunliche Körperkraft und Präzision im "BrainGame". © Ingo Kapelari In Abständen erklingt eine körperlose Stimme, die Befehle auf Englisch erteilt: „Interact!“, „Repeat!“ „Connect!“, „Play!“ und so weiter. Die Protagonisten befolgen diese Anweisungen meistens, doch mit der Zeit merken sie, dass manche Befehle auszuführen, gar nicht guttut, es geht ihnen im wahrsten Sinn des Wortes ein Licht auf. Lichtspiele von Mauser und Novak, die zu Wortspielen werden. Doch Wörter benötigt dieses Tanzstück keine, es genügen die ausdrucksfähigen Körper. Die Zuschauer*innen dürfen sich ganz darauf konzentrieren und erfahren so, dass Tanz auch das Abstrakte konkret machen kann. Die beiden Tänzer fesseln freilich so sehr, dass sie auch ohne inhaltliche Interpretation, reüssieren.Den anderen nachahmen, oder selbst entscheiden? Diese Frage stellt "BrainGame". ©  Ingo Kapelari

Eine abwechslungsreiche, sorgfältig und nicht ohne Humor konzipierte und dargebotene Choreografie, die auch in der letzten Vorstellung von den jungen Zuschauer*innen mit konzentrierter Aufmerksamkeit verfolgt worden ist. Die Neugierde auf das nächste Stück ist bereits erwacht. Kirin España, Rino Indiono und Moritz Lembert werden in Jöris Choreografie „NoExcuse“ tanzen.

Körperverstand: „BrainGame“: Regie, Choreografie: Moritz Lembert, Steffi Jöris; Dramaturgie: Cornelia Voglmayr; Komposition: Markus Jakisic; Stimme: Rosa Braber; Licht: Ramona Mauser, Christo Novak.
Choreografische Mitarbeit, Tanz: Kirin España, Moritz Lembert.
Steffi Jöris / Anna-Luise Braune: „NoExcuse“, ab 10. Jänner im Dschungel