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Ofelia Jarl Ortega: „B.B.“ (Museumsversion)

"B.B.", Museumsversion. © Karolina Miernik

Im Rahmen von [8:tension] / ImPulsTanz Festival zeigt die junge Choreografin Ofelia Jarl Ortega im mumok mit der Tänzerin Alexandra Tveit „B. B.“ eine Performance mit Musik und Lichteffekten. Ironie oder Sarkasmus oder einfach nur Emanzipationsprozesse in der Disco?

Wodurch definieren sich Frauen? Was beschreibt sie als Frau? Gibt es ein sogenanntes „Selbst“, und, wenn ja, was sind dessen Merkmale? Die Performance der in Stockholm lebenden Choreografin und Performerin Ofelia Jarl Ortega befragt weibliches Selbstverständnis, untersucht die Dynamik einer (nicht nur weiblichen) Selbstfindung und beschreibt Wege und Wirkungen dieser.

"B.B." – Gesang und Lichtspiele im mumok. © Karolina MiernikEs begann mit elektronisch-perkussiver Rhythmik, die zunehmend komplex den Rahmen für einerseits verführerisch-lasziven Tanz in rotem Lack (Alexandra Tveit, eine in Stockholm lebende Norwegerin), andererseits für gebrochenes Forschen nach Identität (O. J. Ortega) bildete. Ortega sang dazu. Ihre Stimme wurde elektronisch eine Oktave tiefer gesetzt und per Autotune geglättet; sie klang so wie die eines Mannes, kühl wie die der Macht.

Dazu die Licht-Installation: Eine mit kaltem pink und grün flackernd beleuchtete hängende Leinwand (ein Teil der aktuellen Ausstellung). Zeitweise eingeschaltetes Deckenlicht. Auf eine wenig sichtbare zweite Leinwand wurden durch die Musik erzeugte Muster projiziert.

Der Bühnenraum entstand durch rund verlegte Kabel und die zur laufende Ausstellung gehörenden herabhängenden großen weißen Platten sowie das Pult des wie ein DJ agierenden, von seiner Musik vielleicht am meisten erfreuten Musikers (Patrik Patsy Lassbo, Komposition und Licht). Die Zuschauer setzten sich im Halbkreis auf Kissen oder Hocker. Einige standen und/oder durchwanderten den Raum, zuzuschreiben durchaus auch den Längen, die spürbare Unruhe und partiell ratlose Gesichter im Publikum erzeugten. Ofelia Jarl Ortega, Alexandra Tveit. © Karolina Miernik

Eine lange Passage ruhiger, erdiger Kommunikation der beiden Tänzerinnen, auch mit homoerotischen Andeutungen, zu letztlich eintönigen elektronischen Sound-Flächen, mündete in fröhliche Disco, die zu genießen dem Publikum hinreichend Zeit gegeben wurde.

Fazit: Zwei unterschiedlich prädisponierte Frauen in einer sie objektivierenden kalten Welt, jeweils mit ansatzweise eigenen Konzepten ihrer selbst, am Ende jedoch in einer heiteren Disco-Uniformität verloren gehend. "B.B." zwei Versionen: im Museum und auf der Theaterbühne. (Alexandra Tveit mit Ofelia Jarl Ortega.l) © Karolina MiernikDiese Arbeit darf auch als Kritik am Kapitalismus verstanden werden, der diese Objekte erschafft: Verletzliche, oberflächliche, mysteriöse weibliche Subjekte, machtlos bis auf ihre jungen, begehrenswerten Körper. Die Performance will, dass diese Oberfläche aufhört, eine solche zu sein, was Interaktion ermöglicht, Raum für Selbstreflexion schafft und auch berührt. Ein trotz aller animierender Rhythmik letztlich deprimierendes Bild von zwei Frauen, die den Kampf um Selbstbehauptung und Emanzipation von sozio-ökonomischen und gesellschaftlichen Prägungen und Zwängen aufgeben.
Das durchaus wohlwollende Publikum applaudierte artig.

Ofelia Jarl Ortega: „B.B.“ (Museumsversion, Uraufführung) Im Rahmen von [8:tension] /Young Choreographers' Series. Choreografie, Tanz, Konzept: Ofelia Jarl Ortega; Choreografie, Tanz: Alexandra Tveit; Musik, Licht: Patrik Patsy Lassbo. 18. Juli 2018, mumok im Rahmen von ImPulsTanz.
Weitere Vorstellung: 20. Juli 2018, Kasino am Schwarzenbergplatz, (Theaterversion, Uraufführung)