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Silk Fluegge: „Rescue“, Gastspiel im Dschungel

Silke Grabinger / Silk Fluegge: Rette sich wer kann. © Phil Lindner

Mit einer unterhaltsamen Mischung aus Tanz, Akrobat, ein wenig Text regt Silke Grabinger mit ihrer jungen Companie Silk Fluegge zum Nachdenken über das Helfen, über Helfende, Hilfsbedürftige, Hilfeverweigerer und das Helfersyndrom an. „Rescue“ beginnt im Dschungel mit theatralischen Version der einprägsamen Szenen aus der amerikanischen Serie „Bay Watch“. Die Aufmerksamkeit der Jugendlichen, für die „Rescue“ konzipiert ist, ist dem Stück sofort sicher.

Die Retter und Retterinnen sind im Wasser und kämpfen gegen die (Sound-)Wellen, die zu Rettenden sitzen in der ersten Reihe und dürfen die bekannten Rettungsleinen samt dem Schwimmpolster fangen. Sie müssen sie festhalten, sonst gehen sie womöglich unter. Die Frage ist ja, ob überhaupt jede / jeder auf die / den sich die Helfer und Retterinnen werfen, gerettet werden will.

Das berühmte Beispiel von der Sehbehinderten, die von einem Hilfsbereiten forsch über die Kreuzung geführt wird und dann kundtut, dass sie gar nicht über die Straße gegen wollte, sagt alles. Rettungsaktion: Fabian Janicek, Michaela Hulvejová, Matej Kubuš  ©  Phil Lindner

Die Performer_innen der Linzer Formation Silk Fluegge – die erfahrene Tänzerin Jerca Rožnik Novak und Tänzer Matej Kubuš sowie die beiden Fluegge-Neulinge Michaela Hulvejová und Fabian Janicek, die in erstaunlich schneller Zeit, ihre akrobatischen Kunststücke erlernt haben und durch ihre Unkompliziertheit guten Kontakt zum jugendlichen Publikum finden–  ­ diese Vier agieren turnend und tanzend mit Spielfreude und Energie, mit Witz und Ernst, mal laut und chaotisch, dann wieder leise nachdenklich in geordneter Formation. Im mit Überraschungen aufwartenden Bühnenbild von Johannes Steiniger, der auch die meist lautmalerische Musik beigesteuert hat, wird auch der medial vermarktete Körperkult angespielt – die schönen Maiden in ihren roten Badeanzügen am Strand sind der Ausgangspunkt,. Wird nur gerettet wer schön, gesund und fit ist? Nicht bei Silk Flügge. Auch die Tänzerin im Rollstuhl, Vera Rebl, bekommt die Rettungsleine zugeworfen, wird im Finale ur Retterin auf der Bühne.

Grabinger hat eine Menge schöner Bilder anzubieten, aber verkneift sich jegliche Art von Belehrung.
Die Sätze zum Nachdenken bieten sich von selbst an:Akrobatik sorgt fürAbwechslung: Fabian Janicek © PhilLIndner „Ist die Gerettete dem Retter auf ewig verpflichtet“, „Muss man um Rettung betteln, um Hilfe zu erhalten?“ „Bedeutet Hilfe bekommen auch Abhängigkeit?“ und „Was treibt die Helfenden an? Gibt es selbstlose Hilfe?“ und auch „Manche sind nicht zu retten!“ Diskussionsstoff für Heranwachsende genug!

Am Ende sind die Geretteten, die während des abwechslungsreichen Vorführung an der Leine hängen, auf der Bühne. Die Retter_innen sitzen im Publikum. Wir sind wohl beides, Retterende und Rettungsbedürftige. Ein gedankenreiches Stück mit engagierten Darsteller_innen, das formal mitunter etwas über die Ufer schwappt, doch mit den bunten Bildern und einer akrobatisch riskanten Darbietung, Fragen aufwirft, die die jugendlichen Zuschauer_innen und auch alle anderen selbst beantworten müssen.

Silke Grabinger / Silk Fluegge: „Rescue“, Uraufführung im Dschungel, 22. November 2016.
Weitere Vorstellungen: 23., 24. November 2016, Dschungel.