Zum Hauptinhalt springen

ImPulsTanz, Israel Galván: „Fla.Co.Men“

Israel Galván im Scheinwerfer © Hugo Gumiel

Der spanische Tänzer Israel Galván versetzt mit der genialen Kreation „Fla.Co.Men“ das Publikum in Wallung und lässt die Mauern jedes Theaters erzittern. Im Rahmen von ImPulsTanz zeigt er das Solo im Volkstheater. Atemlose Stille während der fulminanten Darbietung und tosender Applaus an deren fröhlichem Ende. Das Titel-Anagramm ist leicht zu entschlüsseln: Galván ist Flamenco, Flamenco auf der Bühne, das ist Galván.

Israel Galván, geboren 1973, hat den Flamenco nicht einfach modernisiert oder theatralisiert, wie so manche Tänzer_innen vor ihm, er hat den Flamenco neu erfunden. Ohne die Basis des seit Generationen gepflegten Erbes zu verlassen, hat er dem Flamenco eine neue Sprache und ein neues Gesicht gegeben. In „Fla.Co.Men“ zeigt er in Zitaten immer wieder wie sehr er dem andalusischen Genre, bestehend aus Gesang, Instrumental-Begleitung und Tanz, verhaftet ist, wie sehr er davon zehrt und wie sehr er den strengen Kanon des akademischen Flamenco ablehnt. Falmenco auf klirrenden Münzen: Galván mit Ensemble. © Hugo Gumiel

Zu Beginn scheint es als würde er seine Bewegungen – mit weit schwingenden Armen, abgezirkelt, eckig, dann wieder schlangenartig weich, elektrisierender Bein- und Fußarbeit, heftig und wild, sanft und zärtlich erobert Galván das Auditorium – aus einer vorgegebenen Partitur ablesen, später zerreißt er dieses Regelwerk, lässt die Blätter über die Bühne flattern. Für Israel Galván ist der Flamenco überall, er tanzt ihn mit den hochhackigen Schuhen und barfuß, wirbelnd im Stehen, andachtsvoll im Sitzen, entspannt im Liegen und ironisch verfremdet auf allen Vieren. Dass ihm der Flamenco im Blut liegt, ist mehr als nur so daher gesagt: Israel Galváns Eltern, José Galván und Eugenia de los Reyes, sind selbst mit dem Flamenco verwachsen. Geboren Im Herzen des Flamenco, in Sevilla, stand er schon als Kind auf der Bühne. Dass er dann mit brillanter Technik und stupender Virtuosität alle Grenzen überschritten hat, wurde ihm anfangs recht übel genommen. Heute gilt er als der bedeutendste Flamencotänzer, als Tänzer aller Tänzer.
Galván hat weder Scheu vor komplizierten, eigenwilligen Bewegungen, noch vor extravaganter Musikbegleitung, folkloristischer bis jazzigen und dissonanten Tönen und auch nicht vor der Stille. Im dunklen Saal lässt er dem Publikum Minuten der Besinnung. Nicht alle halten das aus.

Israel Galván: Gewagte Schritte. © Hugo GumielDoch der so ernsthafte, präzise und zugleich explosive Tänzer hat auch Humor und weil er alle Grenzen längst überschritten hat, kann er über den Dingen stehen. Er mischt sich unter das Publikum und unter die Musiker, tritt mit ihnen in Dialog und lässt jedem einzelnen genügend Raum, sein (Ihr – auch eine Frau ist im Ensemble) Können zu präsentieren. Galván bewegt sich so locker auf der Bühne als feiere er mit geladenen Gästen ein privates Fest, ein Fest der sprühenden Laune und der unbändigen Freude am Tanz, eine Fiesta die trunken macht.

Israel Galván: „Fla.Co.Men“, Regie, Choreografie & Tanz Israel Galván; Gesang David Lagos, Tomás de Perrate. Im Ensemble: Eloísa Cantón (Geige und Bass), Caracafé Pryecto Lorca  (Gitarre, Gesang), Juan M. Jiménez (Saxophon, Gaita del Gastor), Antonio Moreno Schlag- und Rhythmusinstrumente. 20.Juli 2016, Volkstheater, im Rahmen von ImPulsTanz.