Der Zirkus kommt in die Stadt, die Leute strömen in das Zelt und werden bald in Angst und Schrecken versetzt. Alles geht schief, bald sind alle Akrobaten samt dem Direktor tot. Stereoptik (Romain Bermond, Jean-Baptiste Maillet) zeigt schwarze Kunst auf der Leinwand. In Echtzeit entsteht der Katastrophen-Zirkus unter den Händen der beiden Akteure. Ein Programm, das im brut die ganze Familie begeistert.
Mit Filzstift und Sand, den Fingern und Kartonfiguren zaubert Stereoptik Landschaften und die Stadt samt Zirkuszelt, ein grausamer Löwe fletscht die Zähne und frißt den Dompteur, die Seiltänzerin purzelt in die Tiefe, das dressierte Pferd bricht aus und galoppiert durch Berg und Tal. Hoppla, da ist eine tiefe Schlucht, dem Gaul zittern die Flanken, doch da eilt sein Schöpfer zu Hilfe, eine Hand streckt sich aus und hebt den Rappen über die Schlucht. Der ist selbst nicht so gnädig, schleift den Reiter am Schweif hinter her und lässt ihn mitleidlos in die Schlucht plumpsen. Applaus und Gelächter! Auch die Kinder verstehen den schwarzen Humor und sind von den unter ihren Augen entstehenden (oft mittels rollendem Papier bewegten) Bildern begeistert, genießen die feine, akkurat die Bilder und Filme begleitende Zirkusmusik zur Geschichte, die der französische Schriftsteller Pef (Pierre Elie Ferrier) erdacht hat.
Eine raffinierte Mischung aus Stumm- und Zeichentrickfilm, eine faszinierende Show, deren fingerfertiges Prinzip auch dann nicht ganz zu durchschauen ist, wenn man statt der Leinwand die beiden Künstler am Rand beobachtet. Beide Herren sind zugleich Musiker und Bühnenbildner und haben ihre Arbeit so perfekt aufeinander abgestimmt, sodass sie quasi vierhändig arbeiten.
Am Ende verneigen sich die gzeichneten Darsteller in der Manege vor dem elektrisierten Publikum, eine rote Clownsnase rollt herbei und färbt die schwarze Geschichte in bunte Farben. Köstlich!
Stereoptik: Dark Circus, 4.6. brut, im Rahmen der Wiener Festwochen. Alle weiteren Vorstellungen sind bereits ausverkauft.