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Der Nussknacker – eine Rehabilitation

Die Nachmittagsvorstellung des Balletts „Der Nussknacker“ in der Choreografie Rudolf Nurejews rettet die Ehre der ersten Darbietung dieser Saison des beliebten Weihnachtsstücks. Der Zufall der Umbesetzung hat es ergeben, dass die Hauptrollen von den selben SolistInnen getanzt wurden, wie diese nicht so wirklich gelungene Eröffnungsvorstellung: Robert Gabdullin und Kyoka Hashimoto.

Die Ratten kratzen und springen wieder im Takt, die kleinen Husaren schwingen ihre Säbel im selben Rhythmus und die Schneeflocken wirbeln geordnet durch die Winterlandschaft. Auch der Prinz hat hat seine Form wieder gefunden: unheimlich als Onkel Drosselmeyer , strahlend und sprungfest als Prinz, begeistert er nicht nur die verträumte Clara sondern auch das mehrheitlich junge Publikum. Ein wenig fehlt es noch an Standfestigkeit bei den schwierigen Hebefiguren im Andante des finalen Pas de deux. Die hat Kyoka Hashimoto als Clara um so mehr und sie hat auch das Fürchten gelernt, oder wenigstens eine Ahnung davon bekommen. Immerhin wirft sie die Geschenkpakete kräftig nach dem Rattenheer, das sich richtig bedrohlich aufbäumt und erst aufgeben muss, als der hölzerne Prinz lebendig wird und seinen Widersacher, den riesigen Rattenkönig (als Debütant unerkannt: Andrey Kaydanovskiy, auf den Schultern von Jacopo Tissi) brutal ersticht.

Besonders von der Galerie aus, kann man den Walzer der durch ihre Kostüme recht eisig wirkenden Schneeflocken und auch den „Blumenwalzer“, der noch immer nicht perfekt gelingt, genießen. Eine musterhafte Ensembleleistung, im doppelten Wortsinn. Auch einige Rollendebüts gibt es für diese Nachmittagsvorstellung zu vermerken: Neben der zauberhaften Prisca Zeisel tanzt Gala Jovanivic zum ersten Mal eine Soloschneeflocke; Oxana Kiyanenko ringt mit dem erfahrenen Alexis Forabosco dem verwirrenden und nicht recht begeisterndem „Arabischen Tanz“ neue Facetten ab; Igor Milos ist Dagmar Kronbergers neuer Partner als Vater und im russischen Tanz. Nicht neu, aber einander fröhlich neckend als Geschwisterpaar Luisa und Fritz und in Claras Traum spanisch tanzend sind Anita Manolova und Marcin Dempc. Dass das im Pastorale Trio die Schwierigkeiten deutlich sichtbar wurden, ist verständlich. Greg Matthews hat zwei junge, erst in dieser Saison engagierte Tänzerinnen zur Seite gestellt bekommen: Elena Bottaro und Chloë Réveillon haben ihre Chance anmutig genützt.

Dass dieser „Nussknacker“ das Beste ist, was die Wiener Staatsoper seit mehr als zehn Jahren zu sehen bekommt, honorierte das Publikum mit Bravorufen und eifrigem Klatschen. Und auch dem Musikgenuss wussten die großen und kleinen Ballettfans zu würdigen: Dirigent Paul Connelly wurde für seine einfühlsame Interpretation der spannungsgeladenen Musik (wieder einmal und zurecht) lautstark bedankt.

„Der Nussknacker“ Ballett in der Choreografie von Rudolf Nurejew, zur Musik von Peter Iljitsch Tschaikowski. Bühne und Kostüme: Nicholas Georgiadis. Gesehen am 6. Jänner 2015, 13,30 Uhr.