Dschungel – Rosarot und Himmelblau
Fremdartige Wesen kommen von einem andern Planeten auf die Erde, um Informationen zu sammeln. Es sind Ifos, geschlechtslos und auch ahnungslos. Sie erfahren, dass die Menschheit aus Mädchen und Buben und allem dazwischen besteht. „Zwischen Rosarot und Himmelblau“ ist ein originelles Tanzstück von Theater Ansicht, mit drei perfekten Tänzerinnen, das im Dschungel Wien Premiere gefeiert hat.
Eine weiße Kugel mit sechs Fühlern rollt auf die Bühne, kugelt herum, entwirrt sich allmählich und zeigt drei Wesen, die zwar aufrecht stehen, krabbeln und Purzelbäume schlagen können, aber nicht sprechen. Sie kommen aus einer anderen Galaxie, in der bereits alle Informationen aufgesaugt sind, das Internet nichts mehr zu bieten hat. Jetzt suchen sie auf der Erde nach Infos und Abenteuer. Sie lernen allerhand über Tier und Mensch, über Lachen und Weinen, die Liebe und das peinliche sich Schämen.
In mehreren Lektionen werden ihnen die Infos aus dem Off gegeben, wobei das Team von Theater Ansicht die Aussagen von Kindern und Jugendlichen zu Geschlechterrollen und Genderidentität mit eingeflochten haben. Ein Jahr lang, erzählen sie, haben sie Das Thema recherchiert und bearbeitet, Gespräche geführt und daraus das Stück geformt.
Ein Zitat als Beispiel. „Als Bub oder Mädchen, man weiß nicht, wie man sich fühlt.“
Kindermund bietet eher Erwachsenen Vergnügen und auch der köstliche Wortwitz, den das Team in den Erklärungen über die Menschen bietet, wird von den Kindern im ersten Volksschulalter noch kaum gewürdigt. Doch es ist ja in Tanzstück und die drei Ifos (Sunia Asbach, Lisbeth Bitto, Simone Kühle) gehen total in ihrer Rolle auf, bewegen sich weder wie Menschen, noch wie Roboter, sondern eben wie Aliens, die sich von Informationen nähren. Sandra Hanschitz hat die Bühne mit durchscheinenden Plastik-Versatzstücken ausgestattet, die von den Ifos zu Wänden, Wegen und einem Haus zusammengesetzt werden und auch mittanzen. Sound (Julia Meinx), Off-Text, Licht und Hardware fügen sich nahtlos zueinander, die Tänzerinnen tragen das Stück, interpretieren die mitunter etwas zu deutlich belehrenden Lektionen und die Musik und machen eine Stunde lang keine einzige Pause, um Atem zu schöpfen.
Das Stück in der Regie von Christina Rauchbauer (Dramaturgie Flo Staffelmayr) bedarf allerdings noch einiger Straffungen. In der Mitte hängt es etwas durch, die jungen Zuschauerinnen werden unruhig, fragen wann endlich Ronja, die Räubertochter kommt. Klar, die Ifos finden sich nicht gleich zurecht unter den Menschen, irren auf dem fremden Planeten suchend umher (großartig, wie das Trio mit neugierigem Vogelblick die Welt erforscht), doch die Zuschauerinnen sollten nicht die Orientierung verlieren. Bei all den kleinen Einschränkungen (der Off-Text ist nicht immer gut zu verstehen), bietet Theater Ansicht ein feine Arbeit, nach einem interessanten Konzept in staunenswerter wie auch unterhaltsamer Durchführung durch die drei Tänzerinnen.
Theater Ansicht: „Zwischen Rosarot und Himmelblau“ Tanztheater, Uraufführung 12.11., Dschungel Wien.
Weitere Termine: 13., 14., 15. November 2015.