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Katerina Andreou: „Zeppelin Bend“, Tanzquartier

Natali Mandila, Katerina Andeou in "Zeppelin Bend"

Katerina Andreou zeigt gemeinsam mit Natali Mandila ein explosives Duett, das durch seine Unmittelbarkeit das Publikum nahezu ebenso beansprucht wie die Tänzerinnen. Der Titel verweist auf einen Knoten, der bei Zug so fest hält, dass er ein Luftschiff, einen Zeppelin, auf dem Boden hält, doch sich leicht lockern lässt, wenn der Zug nachlässt. Mit der auf den Körper konzentrierten Performance haben die beiden Tänzerinnen nach mehreren Corona-bedingten Verschiebungen am 8. April das Publikum im Tanzquartier hellauf begeistert.

Zwei Körper, die zu einem verschmelzen. (Natali Mandila, Katerina Andreou)Wie schon in ihren Solos „A Kind of Fierce“ (ImPulsTanz 2016, ausgezeichnet mit dem Prix Jardin d‘Europe) und „BSTRD“ (Tanzquartier 2018) setzt sich Katerina Andreou auch in ihrer neuen Choreografie, dem Duo „Zeppelin Bend“, mit der Rolle des freien Willens auf der Bühne auseinander. Dabei denkt sie in Gegensätzen: Freiheit und Zwang der Präzision im Ausdruck und Disziplin im Training; Risiko und Sicherheit, Regeltreue und Kreativität, Körper und Psyche. Ein Herz und eine Seele? Für kurze Zeit, dann trennen sich die Körper wieder. (Natali Mandila, Katerina Andreou) Die beiden Tänzerinnen auf der Bühne arbeiten sich bis an ihre Körpergrenzen, vielleicht sogar darüber hinaus, die Halbwertszeit ihrer Energie scheint im Unendlichen zu liegen. Sie borgen sich Bewegungsszenarien aus Tanz und Hardcore, Hip Hop und Akrobatik. Rollen minutenlang den Kopf in rasender Geschwindigkeit, dass er nicht davon fliegt, ist erstaunlich. Sie laufen, schweben, fliegen, allein oder im Doppelpack, werfen die Beine in die Luft, gleiten wie von Magneten gezogen im Kreis, schwingen wie Tarzan am Seil oder kleben aneinander, was nicht immer friedlich verläuft.
Auch hier zeigen sich die Gegensätze, liebevoll trägt eine die andere, doch dann wird sie diese nicht mehr los. Katerina Andreou, Natali Mandila, erschöpft im Centre Pompidou.Sogar die Bühne unterstreich die Gegensätze, die es zu bewältigen und zu integrieren gilt. Der Boden ist in schwarze und weiße Bahnen geteilt, die zehn starken Scheinwerfer, die im Hintergrund aufgestellt sind, blitzen nur kurz auf. Die Musik ist der Choreografie angepasst, hartes Forte gegen weiches Piano, Rhythmus oder melodische Ohrenschmeichler, Katerina Andreou hat auch den Sound choreografiert.
Tanz und Akrobatik, Freude und Anstrengung, Loslassen und Festhalten, der Geist dirigiert, der Körper gehorcht. Er kann sich wehren, das haben die beiden Tanzkörper auf der Bühne nicht getan. Eine phänomenale, direkt auf die Zellen der Zuschauer:innen wirkende Vorstellung. Am darauffolgenden Tag wundere ich mich, dass mir nichts weh tut und ich keinen Muskelkater habe.

Katerina Andreou: „Zeppelin Bend“
Konzept, Choreografie, Sounddesign: Katerina Andreou. Performance: Katarina Andreou, Natali Mandila. Sound: Katarina Andreou, Christian Sotomayor; Lichtdesign: Yannick Fouassier. Koproduktion Les spectacles vivants du Centre Pompidou (Paris), Onassis Stegi (Athen), Tanzquartier Wien, Atelier de Paris / Centre de développement chorégraphique national und andere. 8. und 9. April 2022, Tanzquartier.
Fo
tos: Hervé Veronese, Calexi Pelekanos